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Das Schattenkind

Das Schattenkind

Titel: Das Schattenkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Alexander
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wollte es nicht so recht klappen. Ich nahm Gelegenheitsjobs an, unter anderem zeigte ich Touristen die Sehenswürdi g keiten der Ewigen Stadt."
    "Sicher ist es Ihnen dabei nicht langweilig geworden", warf Roy ein. "Als kleiner Bub träumte ich davon, Fremdenführer zu werden." Er lachte. "Vor allen Dingen imponierten mir die Trinkgelder. Meine Eltern hielten mich mit Taschengeld zie m lich knapp."
    "Nein, langweilig war mein Job bestimmt nicht. Ich lernte wirklich interessante und vor allen Dingen auch nette Menschen kennen", sagte Laura. "Eines Tages erhielt ich den Auftrag, einem Engländer, der sich geschäftlich in Italien aufhielt, die Stadt zu zeigen. Ich mußte Mister Harris im Hotel abholen. Vom ersten Augenblick an gab es zwischen uns eine ganz besondere Beziehung. Samuel Harris war knapp über vierzig und hätte sogar mein Vater sein können, doch ich verliebte mich Hals über Kopf in ihn. Samuel führte mich in eine Welt, die ich nicht kannte. Er war für mich da, hörte mir zu, behandelte mich nicht wie ein kleines Mädchen, sondern nahm mich ernst." Laura griff nach ihrer Mokkata s se. "Kalt", stellte sie fest.
    Roy winkte den Kellner herbei und bestellte noch einmal Kaffee. "Sie hatten sich immer nach einem Vater gesehnt und deshalb verlie b ten Sie sich in diesen Mann", vermutete er. "So etwas kommt sehr oft vor."
    "Ja, aber damals war es mir nicht bewußt. Samuel hatte sehr oft in Rom zu tun. Jedesmal, wenn er sich wieder in der Stadt aufhielt, rief er mich an und wir verbrachten wunderschöne Stunden miteinander. " Laura holte tief Luft. "Eines Tages stellte ich fest, daß ich ein Kind erwartete. Ich brauchte keinen Arzt, um es zu wissen. Ich schwebte wie im siebten Himmel. Samuel hatte hin und wieder von einer gemeins a men Zukunft gesprochen. Ich malte mir aus, wie glücklich er sein würde, wenn ich ihm von meiner Schwangerschaft e r zählte."
    Der Keller brachte den Mokka.
    Die junge Frau griff nach ihrer Tasse. Sie verbrannte sich fast die Lippen. Erschrocken stellte sie die Tasse auf den Tisch z u rück.
    "Ich ahne bereits, wie die Geschichte weitergeht", sagte Roy. "M i ster Harris erzählte Ihnen von der Frau, die in England auf ihn wart e te."
    Seine Begleiterin nickte. "So ähnlich", gestand sie. "Dabei wurde ich aber das Gefühl nicht los, daß Samuel sich dennoch über meine Schwangerschaft freute." Wieder nippte sie an ihrem Mokka. "Es war schrecklich. All meine Träume, meine Wünsche zerplatzten in diesen Minuten wie Seifenblasen. Ich haßte Samuels Frau, obwohl sie ja nichts dafür konnte, daß er meine Jugend und Unerfahrenheit ausg e nutzt hatte. Ich begann zu we i nen. Ich..."
    Laura glaubte wieder Samuels einschmeichelnde Stimme zu hören, seine Worte, die sie um Verzeihung baten. "Er beteuerte, daß er mich über alles liebte, sich aber dennoch nicht scheiden lassen könnte, weil die Firma seiner Frau gehörte und er im Falle einer Scheidung, laut Ehevertrag, vor dem Nichts stehen würde. Er erzählte mir von einer kleinen Privatklinik bei Davos. Sie gehörte einem seiner Freunde. Ich sollte gleich in die Schweiz übersiedeln, ins Gästehaus seines Freu n des. Nach der Geburt des Kindes würden wir dann gemeinsam überl e gen, was nun werden sollte."
    "Und Sie haben sich darauf eingelassen", bemerkte Roy. "Was blieb Ihnen auch anderes übrig, Laura? Italien ist zwar ein modernes Land, aber eine uneheliche Mutter ist hier immer noch vielen Repre s salien ihrer lieben Mi t menschen ausgeliefert."
    Laura nickte. "Ja, ich ließ mich darauf ein. Wohin hätte ich auch gehen sollen? Natürlich hätte ich Tante Maud um Hilfe bitten können, aber das wollte ich mir nicht antun."
    Sie erzählte Roy von dem Leben, daß sie in der Schweiz geführt hatte. Man hatte sie wie eine Prinzessin behandelt. Ihr jeden Wunsch von den Augen abgelesen.
    "Samuel sah ich zwei-, dreimal pro Monat. Ich wollte ihn hassen, aber ich brachte es nicht fertig. Es war nicht leicht sich vorzustellen, daß er verheiratet war und unter der Knute seiner Frau stand. Er machte so einen freien, unabhängigen Eindruck. Samuel sah einfach nicht aus wie ein Mann, der in unglücklicher Ehe lebte."
    Laura unterbrach sich. Die Erinnerung an ihre Zeit in Davos schmerzte mehr als alles andere. Erst nach einigen Sekunden fuhr sie fort: "Der Zeitpunkt der Geburt rückte immer näher. Mir kam es vor, als würde ich Zwillinge erwarten, doch Doktor Hillery bestritt es und versicherte mir, daß er nur die Herztöne eines Kindes hören

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