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Das Schatzbuch der Köchin (German Edition)

Das Schatzbuch der Köchin (German Edition)

Titel: Das Schatzbuch der Köchin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martine Bailey
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Mann. Lange ließ er sich einfach treiben. Er sah wieder das Festmahl seiner Hochzeit, die Geburt seines Sohnes, den Stolz seiner Eltern.
    Er hatte sich verirrt. Das beunruhigte ihn, denn er kannte das Meer so gut wie andere Männer die Grenzsteine ihres eigenen Grunds. Aber während er zwischen den Inseln dahinschwamm, war jeder neue Anblick ihm fremd. Der kegelförmige Berg, der vor ihm aufragte, obwohl er dort eigentlich ein zerklüftetes Riff erwartete. Hier eine ihm unbekannte Insel, dort die nächste. Frustriert suchte Loveday den Horizont ab und spähte aus zusammengekniffenen Augen umher. Dann, als er wieder auf das Meer schaute, das sich langsam verdunkelte, sah er direkt unter sich ein merkwürdiges Boot. Kein Boot, wie die Lamahona es benutzten, sondern ein Schiff, groß wie ein Wal. Mit strahlend weißen Segeln und blasshäutigen Männern, die über Deck liefen. Loveday schaute so angestrengt nach unten, dass das Salzwasser in seinen weit aufgerissenen Augen brannte. Wenn er wie ein Perlenfischer die Luft anhalten könnte, um dieses Zauberschiff zu erkunden, wäre er am Ziel seiner Reise. Er griff in die Tiefen des Wassers und spürte, wie das Segel des Schiffs ihm durch die Finger glitt wie ein Stück glitschiger Seetang.
     
    Loveday spürte einen Tritt in seine Seite, der ihn mit dem Kopf voran zu Boden schickte.
    «Was ist das denn, du fauler Heide? Du schläfst doch nicht etwa?»
    Er war von einem klobigen Lederstiefel getreten worden, der jetzt neben seinem blinzelnden Auge stand. Taumelnd kam er auf die Füße und stand im nächsten Augenblick kerzengerade vor seinem Gegenüber. Der alte Mr. Pars überragte ihn, und sein Gesicht war so grimmig und zerklüftet wie ein verwitterter Felsbrocken. Dies war der erste Mann, Herrscher über alle Diener, so viel hatte Loveday verstanden. Er hatte schnell begriffen, dass sein Dienst als Lady Carinnas Lakai eine leichte Aufgabe war, die er unbedingt behalten musste, weil ihm so tagelanger Müßiggang winkte und sie ihn nicht verprügeln ließ.
    «Nur einen Moment meine Augen schließen, guter Sir», sagte er und nickte dazu mit dem Kopf wie ein Ruder im Sturm. «Bei meinem Leben, ist das erste Mal.»
    «Deine Mistress hat drei Briefe, die auf dich warten», erklärte der große Mann. «Ich behalte dich im Auge, du falsch spielender Affe. Verstehst du das Englisch des Königs?»
    «Ja, Sir. Ich höre immer gut, Sir.»
    «Dann begreifst du auch, dass ich dich auf die Straße setze, falls ich dich noch mal beim Schlafen erwische. Verstanden?»
    «Ja, Sir.»
    Loveday trippelte zur Tür seiner Herrin. Bei seinem Eintreten tilgte er jeden Ausdruck von seinem Gesicht, damit Lady Carinna keinen Grund hatte, ihn anzuschreien. Er streckte ihr das Silbertablett hin, sodass sie sich nicht berühren mussten, als sie einen ordentlichen, neuen Brief darauf ablegte. Die roten Wangen seiner Herrin sahen noch immer fiebrig aus.
    «Jesmire hat auch einen», fauchte sie. Er nahm den zweiten versiegelten Umschlag entgegen.
    «Mr. Pars, er sagt, drei Briefe, Mylady.»
    Sie starrte auf die zerknüllten Papierbälle. «Den anderen kann ich einfach nicht schreiben. Nimm derweil diese.»
    Wieder draußen stieß er erleichtert die Luft aus, denn Mr. Pars war inzwischen verschwunden. Er rannte die Treppe hinauf, nahm zwei Stufen auf einmal und sang dabei atemlos, um die Stunde Freiheit zu feiern, die ihm der Ausflug zum Postamt bescherte. Vor dem offenen Kamin auf der Galerie zögerte er. Sollte er die Briefe öffnen oder lieber nicht? Dieser Mr. Pars hatte ihn jedenfalls angestarrt, als wäre er der Teufel persönlich. Sein Instinkt trieb ihn jedoch dazu, denn sein Überleben hing davon ab, zu verstehen, was die Menschen um ihn herum insgeheim dachten. Er nahm einen brennenden Stumpen Unschlitt an sich und lief in seine Mansarde. Sobald er in dem dämmrigen Raum unter dem Dachvorsprung allein war, löste er das Siegel mit seinem Rasiermesser und las den ersten Brief.
    30 . Oktober 1772
    Mawton Hall, Cheshire
    Liebster Onkel,
    ich bin nun auf dem Anwesen meines Ehemanns eingetroffen und habe am Rande von Nirgendwo eine baufällige Ruine vorgefunden. Gibt es für mein Leid irgendeine Belohnung? Was die bittere Kälte und Feuchte betrifft (nicht zu vergessen meine Nerven, die darob sehr angespannt sind), ist das alles für meine Gesundheit schrecklich schädlich. Sir Geoffrey weigert sich, mir zu schreiben oder mich zu sehen. Er ist fortgesegelt (der durchtriebene Narr!), heim auf

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