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Das Schatzbuch der Köchin (German Edition)

Das Schatzbuch der Köchin (German Edition)

Titel: Das Schatzbuch der Köchin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martine Bailey
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hält mich immer noch so kurz, hat mir aber letzte Woche fünfzig Pfund gegeben, damit ich mich im Lustgarten vergnügen kann. Stattdessen bin ich lieber zu Mr. Garricks Jubiläum in die Drury Lane gegangen. Ich habe jedes einzelne Wort des göttlichen Prinzen von Dänemark genossen.
    Von dem restlichen Geld habe ich mir einen schwarzen Samtmantel gegönnt. Der wird dir gefallen, er ist auch nur ganz dezent mit Goldfäden bestickt. Den Rest habe ich wahrhaft heroisch an den Spieltischen verloren.
    Nun sag schon, ist das Gut deines Mannes die weite Reise wert? Unser Onkel prahlt damit, er meint, das sei ein schönes Stück Land, das beständig Geld einbringt. Du hast bestimmt wunderbare Pferde da oben, und wenn ich die rote Weinnase deines Mannes richtig deute, gibt’s einen anständigen Keller. Könntest mich ja mal einladen, dass ich seinen Besitz genauer in Augenschein nehme, solange der Herr noch weg ist? Das wäre bestimmt ein Spaß.
    Wann kommst du wieder zurück, Schwesterherz? Falls nicht innerhalb der nächsten Woche, könntest du ruhig ein bisschen Geld schicken. Küss die Münzen, dann kann ich vielleicht unser Blatt wenden!
    Ich verbleibe dein stets dich liebender Bruder
    Kitt Tyrone
    Der Brief kam vom Bruder seiner Herrin, den sie verhätschelte wie ein Kind. Doch die Bedeutung der Worte erschloss sich ihm nur schwerlich. Ridley, Sarah, Napier, Col: Das waren Namen, die ihm nichts sagten.
    Dass er die Briefe las, war ein Geheimnis. Die Gabe verdankte er dem freundlichen Father Cornelius von der Mission auf Flores. Nur ein weißer Priester war bereit gewesen, den hohen Preis von einer portugiesischen Goldmünze für Loveday zu zahlen, der nach seinem Leben als Sklave beim Volk der Damong völlig gebrochen gewesen war. Im Gegenzug für ein Dach über dem Kopf und die Ausbildung hatte er gelernt, ein braver Hausboy zu sein, der auf den Knien der großen, steinernen Maria dankte. Aber das ganze Bibelgebrabbel und das Sitzen auf harten Bänken ließen ihn nie vergessen, wer er war. Er war Keraf, Vater des Barut und Jäger vom Stamme der Lamatuka. Er konnte lesen und sprach sogar ein bisschen Englisch, doch insgeheim verehrte er noch immer die Totenschädel seiner Vorfahren. Und wenn er betete, sang er nicht murmelnd die Gebete, mit denen die katholischen Priester zu ihrem Gott sprachen, sondern ließ seinen Verstand auf den Gezeiten der Vergangenheit dahinsegeln, wie seine Mutter, die Tochter eines Heiligen Mannes, es immer getan hatte und vor ihr ihre Vorfahren.
    Hinter der Tür waren die Schreie und Bengos aufgeregtes Jaulen verstummt. Loveday starrte auf die Papierwände mit Blumenmustern, die den Gang säumten, und begann, seinen Verstand zur Ruhe zu bringen. Seit er aus seinem alten Leben gerissen und in diese kalte Unterwelt geworfen worden war, hatte er sich angewöhnt, in Träumereien zu verfallen, sobald er allein war. Er rief sich das Leben auf Lamahona in Erinnerung, rief seine Frau Bulan und seinen kleinen Sohn Barut zu sich. War Bulan noch immer so hübsch wie der Mond, nach dem sie benannt war? Er fragte sich, ob ihre dunklen Lippen sich wohl noch immer im Schlaf zu einem Lächeln verzogen, wenn das Baby an ihrer Brust saugte. Nein, denn Barut musste inzwischen groß sein und das
prahu
seines Vaters durch die Bucht segeln. Das hoffte er jedenfalls. Oder waren Bulan und Barut auch versklavt worden? Selbst wenn diese Traumbilder ihm großes Vergnügen bereiteten, schmerzten sie ihn zugleich wie eine Wunde mit seiner eisernen Harpune, die einst sein wertvollster Besitz gewesen war. Er verlagerte in der Hocke das Gewicht und widmete sich wieder einmal der Frage, wie er in seine eigene Welt zurückkehren könnte. Wie sollte ihm die Heimkehr nach Lamahona und zu seiner edlen Frau und seinem Sohn gelingen?
    Er zwang seinen Atem zur Ruhe und ließ den Verstand davongleiten wie eine Seeschlange. Fort vom Kai dieser kalten Welt. Er beschwor den Strand von Lamahona herauf; das Rollen und Poltern der Wellen drang tief in seinen Verstand. Seine Füße überquerten den zuckerweißen Sand, ehe er ins Wasser watete, das wie blaues Glas funkelte und warm war wie Muttermilch. Dann drehte er sich auf den Rücken und ließ sich wie eine Seekuh im funkelnden, tanzenden Sonnenlicht treiben. Das Salz auf seiner Oberlippe schmeckte so gut … Gedanken stiegen um ihn herum auf wie Luftblasen aus der Tiefe. Wenn er sich diesem Traum hingab, ganz allein und ohne Sorgen, konnte er die Zukunft greifen wie ein Heiliger

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