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Das Schatzbuch der Köchin (German Edition)

Das Schatzbuch der Köchin (German Edition)

Titel: Das Schatzbuch der Köchin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martine Bailey
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dass alle Teile zusammentreffen und das perfekte Gericht entsteht.
    Das erinnert mich daran, wie das Leben für uns Bedienstete ist. Niemand schenkt einem groß Beachtung, die meiste Zeit ist man unsichtbar wie ein Möbelstück. Trotzdem belauscht man hier ein Gespräch, schnappt dort Geschwätz auf. Ein Sekretär steht offen, und man kann nicht anders, als das Schriftstück obenauf zu lesen. Dann findet man etwas heraus, das man gar nicht hätte erfahren dürfen. Es passiert nicht oft, dass man mit dem eingeschränkten Blick eines Dieners alle Fakten zusammenbekommt. Und es passiert wirklich selten, dass alle Teile eine Geschichte ergeben und man am Ende Herrin über diese Geschichte ist.
    Also beginne ich meine Erzählung an jenem Backtag im Oktober. Am Nachmittag machte ich in der Küche von Mawton Zierküchlein, während die Sonne über die weiß getünchten Wände flatterte und die letzten Rosen vor dem Fenster mit den Köpfen nickten. Ich werde allerdings mit einem Geständnis anfangen, denn ich habe mich in Mrs. Garlands Zimmer geschlichen, als sie nicht da war, und habe verstohlen ihr bestes Rezept kopiert. Kein Wunder also, wenn unsere alte Köchin behauptet, ich sei so listig wie eine Elster. «Deinen flinken Augen entgeht nichts, Biddy Leigh», sagte sie immer und schüttelte lachend den Kopf. Ich habe den Papierfetzen all die Jahre bei mir behalten und oft darüber gegrübelt, wie man das Rezept verbessern könnte. An jenem Backtag war nun schon der dritte Tag, an dem Mrs. Garland sich in der Destille eingeschlossen hatte. Dort verabreichte sie sich nach Gutdünken irgendwelche Heilwasser. Als ich den Teig ausrollte, lebte ich damit eine Phantasie aus, die ich mir seit der ersten Apfelblüte im Mai immer wieder ausgemalt hatte. Ich wollte das perfekte Gericht erschaffen.
    Am nächsten Tag war Allerheiligen, und danach war schon Allerseelen. Alle Nachbarn würden zusammenkommen und den Most vom alten Ned und die Seelenküchlein von Mrs. Garland genießen. Die Stallburschen führten das Bettelspiel der Seelen auf, und die Jungfern machten sich einen Spaß daraus, aus Apfelschalen, die sie über die Schulter warfen, den Namen ihres Zukünftigen herauszulesen. Welcher Abend ist besser als dieser, dachte ich, dass Jem unsere bevorstehende Hochzeit verkündet? Im reifen Alter von zweiundzwanzig Jahren wären die unsicheren Zeiten als Jungfer schon bald Vergangenheit. Ich drückte die Küchlein zusammen und versank in jener Selbstvergessenheit, die so überaus angenehm war. Die Finger streuten Mehl, die Ellbogen führten das Nudelholz über das Brett. Vor meinen Augen liefen die triumphalen Szenen ab: Ich und Jem geleiteten eine jubelnde Prozession in die Kapelle, und ich hatte einen Blumenstrauß in der Hand, ein Sträußchen war an Jems blauem Jackenaufschlag befestigt. In Gedanken ging ich immer wieder die Zutaten meines Hochzeitskuchens durch, die ich schon in der Destille versteckt hatte. Das würde bestimmt der üppigste, würzigste Genuss aller Zeiten! Und dann die verbitterten Jungfern, die den Kuchen unter ihre Kissen legten und ganz und gar bekümmert wären, weil Jem schließlich mich gewählt und geheiratet hatte.
    Das Einzige, was meine Zufriedenheit störte, war das plötzliche Klatschen, mit dem ein Vögelchen gegen die Fensterscheibe flog. Ein Rotkehlchen hackte gegen das Glas und flatterte aufgeregt mit den Flügeln.
    «Hau ab!», rief ich und verscheuchte es mit beiden Händen. Wollte es mich etwa vor irgendetwas warnen? Es starrte mich an und klopfte wie verrückt.
    «Ist das ein Rotkehlchen?» Teg kam aus der Waschküche, und die Angst, die ich verspürte, schwang in ihrer schrillen Stimme mit. «Das ist ein Zeichen. Ein böses Omen, dass der Tod an diese Schwelle klopft.»
    «Genug von diesem Gewäsch», fauchte ich und klopfte mit einer Schöpfkelle gegen die Scheibe, obwohl ich damit riskierte, sie kaputt zu schlagen. Der Vogel flatterte sofort davon. «Siehst du. Nur ein Grünschnabel, der sich von der Spiegelung in die Irre führen ließ. Wenn du mit den Äpfeln fertig bist, muss das Geflügel gerupft werden.»
    Teg warf mir einen giftigen Blick zu und schwor, sie hätte noch nicht einmal die Hälfte ihrer Aufgaben erledigt. Ich war nicht dumm und wusste, dass unser Spülmädchen bei nächster Gelegenheit verschwinden würde, um zu verbreiten, was für eine Miss Hochnäsig Biddy Leigh doch sei und dass dieses böse Omen von meinem baldigen, schlimmen Ende kündete. Das wünschte sie

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