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Das Schicksal der Zwerge

Das Schicksal der Zwerge

Titel: Das Schicksal der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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den Leichnam vor ihm, aus dessen Nacken das Blut sprudelte. »Ich habe sicherlich kein Mitleid mit dem Langen«, meinte er nachdenklich. »Doch auch kein Verständnis für Goldhands Tat. Wir hätten ihn ebenso gut liegen lassen können. Der Winter hätte ihn gerichtet.« Er wandte sich ab und ging zu seinem Pony.
Ingrimmsch zog die Spitze des Krähenschnabels aus dem Bein des Soldaten, reinigte sie an dessen Mantel und marschierte zu den Steinbrocken. Der alte Tungdil hätte so etwas niemals getan. »Doch, hätte er«, hielt er murmelnd dagegen. »Wir hätten es tun müssen. Der Gelehrte hat richtig gehandelt. Es war nicht schön, aber richtig.« »Was sagtest du, General?« Der Zwerg mit der Armbrust, an dem er vorbeischritt, drehte sich zu ihm. »Ich habe dich nicht richtig verstanden.«
Ingrimmsch blieb stehen und betrachtete den Vierten. Er trug eine leichte Rüstung unter dem offenen Mantel, die mehr aus Leder denn aus Kettenringen bestand, was ihn durch das geringere Gewicht beweglicher machte; nur quer über die Brust lag ein brei ter Eisenstreifen, um Herz und Lungen zu schützen. Lange braune Haare fielen unter dem Helm hervor bis auf die Schultern, der gleichfarbige Bart war am Unterkiefer entlang geflochten; unmittelbar unter dem Kinn hatte der Zwerg die Strähnen mit Silberdrähten fächerförmig geordnet. Es gab ihm etwas Geckenhaftes.
An seiner Hüfte hing ein Köcher mit Bolzen sowie eine Halterung, die dazu gedacht war, den Lademechanismus der leichten Armbrust einzuklinken und zu spannen. Die dicke Sehne der schweren Fernwaffe, die er eben nachlud, musste allerdings mit einer Handwinde zurückgezogen werden. Dafür war die Durchschlagskraft maßlos, wie die Albae und der Anführer der Patrouille zu spüren bekommen hatten.
Boindil blickte auf den Lauf. »Eigentlich«, sagte er, »mochte ich Armbrüste und Bogen noch nie leiden. Sie nehmen einer Schlacht den Reiz. Aber heute bin ich Vraccas dankbar, dass er einen wie dich bei uns sein ließ.« Er reichte dem Zwerg die Hand. »Wie ist dein Name?«
»Goimslin Schnellhand aus dem Clan der Saphirfinder vom Stamme Goimdil des Vierten. Aber man nennt mich Slin«, stellte er sich vor und befestigte die Armbrust am Sattel seines Ponys, um einschlagen zu können. »Ich weiß, dass alle Kinder des Schmieds die Klinge höher schätzen als einen Bolzen. Doch wenn man mit der Klinge nicht gut ist so wie ich, dann bleibt einem nur dieser Weg.« Er zeigte auf die Felsformation. »Da du dir die Albae ansehen wirst: Ich sollte beide ins Herz getroffen haben. Falls nicht, schulde ich dir zwei Goldstücke.«
»So genau?«
Slin nickte. »Ich ziele immer auf das Herz. Bei den Frauen und bei meinen anderen Opfern.« Er zwinkerte, und Ingrimmsch musste lachen.
»Ich werde sehr genau hinsehen.« Er eilte los, um zu den anderen zu stoßen, die sich bereits bei den Steinbrocken eingefunden hatten.
Slins Augenmaß wurde überdeutlich. Beide Albae lagen mit durchbohrtem Herzen im Schnee. Die verstärkten Bolzen hatten die Panzerung durchschlagen, und Ingrimmsch ertappte sich bei der Überlegung, ob Tungdils Rüstung wohl auch etwas gegen Slins Kunst auszurichten vermochte.
»Sie haben die Nachtmahre auf der anderen Seite angebunden«, sagte Tungdil zur Begrüßung.Ingrimmsch tätschelte den Krähenschnabel. »Sie werden ihren Herren in den Tod folgen.« Er sah auf die Bogenschützen und befahl, sie zu durchsuchen. Balyndar und zwei Zwerge machten sich an die Arbeit.
Unter den weißgrauen Mänteln verbargen sich die Lamellenrüstungen der Albae, ihre Schwerter staken unbenutzt in der Scheide. Sie hatten keine Gelegenheit bekommen, sie gegen die Zwerge einsetzen zu dürfen. Für den Proviant interessierten sich die Zwergenkrieger nicht, dafür aber für einen Dolch, den einer der Feinde am Gürtel trug. Balyndar war er zuerst aufgefallen. »Bei Vraccas!«, rief er erbost und zog die Waffe aus der Hülle. »Das ist die Arbeit eines Zwergenschmieds!« Er drehte und wendete die Klinge, hielt sie in die Sonne, fuhr prüfend mit dem Daumen darüber. »Zweifellos: Dieser Dolch ist von einem Zwerg gefertigt worden.« Er bückte sich und begutachtete die Rüstung genauer. »Das kann ich fast nicht glauben!«, brach es aus ihm heraus. »Die Dritten haben sich enger mit den Schwarzaugen zusammengetan, als ich in meinen schlimmsten Befürchtungen vermutet hätte.«
Ingrimmsch sah zu Tungdil und dachte an die Begegnung mit dem Zwergenhasser im Jenseitigen Land. »Sie haben ihnen auch die

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