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Das Schicksal der Zwerge

Das Schicksal der Zwerge

Titel: Das Schicksal der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Harnische angefertigt?«
Balyndar sah zu ihm auf. »Ich bin mir sehr sicher.«
»Damit haben die Dritten keine Gnade von uns zu erwarten, sobald wir die Albae besiegt haben«, grollte Boindil. »Dass sie die anderen Stämme derart verraten, ist unentschuldbar. Sie haben unsere Schmiedegeheimnisse preisgegeben!« »Und doch ist ein Dritter dein Großkönig.« Tungdil sah sehr gelassen aus. Er stieß den Alb vor sich mit dem rechten Stiefel an. »Was hat ihnen die Zwergenrüstung genutzt? Solange wir die besseren Bolzen haben, können ihnen die Dritten weiterhin die Panzer schmieden.«
Balyndar drehte und wendete den Dolch wieder, fuhr mit den Fingern darüber. »Hier stimmt etwas nicht.« Er schickte sich an, die Albae zu entkleiden.
Tungdil rief ihn zurück. »Was tust du?«
»Ich möchte die Rüstungen mitnehmen. Um sie näher erforschen zu können. Ich glaube ...«
»Dafür ist keine Zeit.« Der Einäugige winkte den Tross heran. »Geh auf die andere Seite und hilf Ingrimmsch, die Nachtmahrezu erledigen. Danach reiten wir weiter. Die Patrouille wird bald in einer Garnison des Grafen angelangt sein und Bericht erstatten.« Balyndar wollte etwas erwidern, doch Tungdil hob die Hand. »Ich befehle es dir.« Auffordernd starrte er den Fünften an, der sich mit einem angedeuteten Kopfschütteln erhob, auf den Weg machte und dabei den Morgenstern zur Hand nahm.
Boindil war nicht entgangen, dass er den Dolch unbemerkt von seinem Freund eingesteckt hatte. »Dann gehe ich mal«, sagte er fröhlich und folgte Balyndar. Als er das Knirschen hinter sich vernahm, blickte er zurück: Tungdil versetzte den Albae zusätzliche Hiebe und durchbohrte die Oberkörper.
»Was tust du denn da, Gelehrter?«, rief er verwundert.
»Sichergehen, dass sie nicht überleben«, gab Tungdil zurück und wischte Blutdüster mit Schnee ab, danach stieg er auf den Befün. »Beeilt euch. Ich möchte bald im Grauen Gebirge sein.« Er ließ sein Reittier vorwärtspreschen und setzte sich an die Spitze des Zuges.
»Er hat die Rune zerstört«, sagte Balyndar in Ingrimmschs Rücken. »Du hast sie auch gesehen, Zweiklinge, nicht wahr?«
»Rune?« Er kam auf den Fünften zu, dessen Morgenstern voller dunklem Blut war. Die Nachtmahre lebten nicht mehr. »Ich verstehe nicht.«
»Du verstehst nicht?« Balyndar zeichnete mit dem herabrinnenden Rot ein Symbol in den Schnee. »Das meinte ich. Sieh auf die linke Brust deines Freundes, Zweiklinge, und du wirst es auch dort entdecken.« Er ließ Ingrimmsch stehen und ging zu seinem Pony.
    Das Geborgene Land, das Zwergenreich der Fünften, Graues Gebirge, 6491./6492. Sonnenzyklus, Spätwinter.
    Der Zugang ins Reich der Fünften hatte sich verändert. Vor dem eigentlichen Tor erhob sich ein steinerner Bau, der zwanzig Schritt in die Höhe ragte und an dessen Mauern unzählige Ausgussluken eingelassen waren; eine verhältnismäßig schmale Tür, gerade groß genug für einen Befün, bildete den Eingang. Ingrimmsch ahnte, was die Öffnungen bedeuteten. Wenn sich daraus heißes Pech und Schlacke ergießen, kann man ein Heer wegspülen.
Der Einlass öffnete sich für sie, und ein einsamer Bote und die Wachmannschaft des Tores erwarteten sie, um sie im Namen der Königin zu begrüßen und zu geleiten. Kein Jubel erklang, als sie einritten, keine Fanfaren dröhnten, die mit ihrem Schall die Ankunft im Grauen Gebirge verkündeten, keine festlich geschmückten Wände, keine Fahnen. Keine Zwerginnen und Zwerge, die sie willkommen hießen.
Ingrimmsch ärgerte sich still, doch gewaltig.
Er wusste, dass Balyndar einen Krieger vorausgesandt hatte, um ihr Kommen anzukündigen, und dennoch war der Empfang unterkühlt ausgefallen. Man konnte von Tungdils Erscheinung und seinem Benehmen halten, was man wollte, doch er führte den Titel des Großkönigs. Der Respekt vor diesem Amt hätte es erforderlich gemacht, dem Tross unter seiner Führung, der in Kürze Heldentaten vollbringen würde, mehr Ehrfurcht zu zeigen.
»Wir reiten in das Reich der Fünften ein wie mäßig erwünschte Händler«, sagte Slin, der sein Pony neben Boindils gelenkt hatte, laut. Er machte aus seiner Unzufriedenheit keinen Hehl und wollte wohl, dass sowohl Balyndar als auch der Bote es vernahmen. »Hat die Königin vergessen, wen sie empfängt?«
»Das hat sie nicht«, erwiderte ihr Sohn von vorne. »Im Gegensatz zu den Vierten haben unsere Zwerginnen und Zwerge eine schwere Aufgabe und kämpfen sowohl gegen den Kordrion als auch gegen das Fieber. Beides

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