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Das Schicksal der Zwerge

Das Schicksal der Zwerge

Titel: Das Schicksal der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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schwächt uns und sorgt dafür, dass wir Besseres zu tun haben, als uns artig in Reih und Glied aufzustellen und den Helden der vergangenen Zyklen«, er betonte es absichtlich leicht abfällig, »zuzujubeln. Essen und Trinken werdet ihr bald bekommen, und wenn euch nach Tanzen und Singen zumute sein sollte, lasst es mich wissen. Aber es wird schwierig sein, aus Trauernden fröhliche, ausgelassene Gastgeber zu machen.«
»Nicht so dünnhäutig, Balyndar.« Slin bleckte die Zähne. »Ich werde nicht weiter betonen, dass der Empfang unter der Würde eines Großkönigs ist, den du selbst erwählt hast.«
Ingrimmsch sandte ihm einen Blick zu, um ihn zum Schweigen zu bringen. »Lass es gut sein«, bat er leise. »Wir brauchen keine Zwietracht. Bedenke, dass du mit ihm ins Gefecht ziehen wirst.«Slin grinste. »Aber ich werde immer hinter ihm stehen, Zweiklinge«, gab er zurück und legte die Rechte auf den Griff der schweren Armbrust. »Noch ein Vorrecht der Schützen.«
Sie ritten schweigend durch die Gänge, deren Verläufe sich verändert hatten. Ingrimmsch erkannte nichts mehr davon wieder, und ohne ihren Führer hätte er sich nicht zurechtgefunden.
Sie wurden in eine Halle geführt, wo sie ihre Ponys und den Befün zurückließen, danach ging es zu Fuß weiter.
Die Angehörigen der Fünften verließen den Tross nach einer kurzen Verabschiedung einer nach dem anderen, um zu ihren Clans zurückzukehren, bis die Vierten, Tungdil und Ingrimmsch allein mit Balyndar waren.
»Man könnte beinahe an einen Hinterhalt glauben«, raunte Slin vor sich hin, sodass es die Umstehenden vernahmen. Er hatte die Armbrust auf dem Rücken hängen, in seinem Gürtel steckte ein handliches Beil. »Wenn wir uns nicht bei Freunden befänden.«
Ein zweiter Bote gesellte sich unterwegs zu ihnen und raunte Balyndar etwas ins Ohr. »Meine Mutter freut sich darauf, die Tapferen kennenzulernen, die unter der Führung des Großkönigs Tungdil Goldhand aufbrechen werden«, verkündete er und deutete auf ein großes, schmuckloses Eisentor, vor dem zwei Krieger mit Hellebarden Wache hielten.
»War der Thronsaal nicht einmal an einer anderen Stelle?«, meinte Ingrimmsch erstaunt. »Es hat sich zwar einiges verändert, aber ich meine ...«
»Du hast recht. Dahinter ist nicht der alte Thronsaal«, unterbrach ihn Balyndar. »Er liegt in den Bereichen des Grauen Gebirges, in dem immer wieder das Fieber ausbrach. Wir halten uns dort nicht mehr auf und werden auch für unseren hohen Besuch keine Ausnahme machen.« Er ging voraus. »Das ist unser neuer Thronsaal.« Er gab den Wächtern ein Zeichen, und sie öffneten die Flügel.
Kalter, silbriger Lichtschein fiel auf sie. Die gesamte Kammer war mit poliertem Stahl verkleidet worden. Jegliches Möbel, die Tische, die Stühle, glänzten kühl im Lampenlicht; sogar die Säulen, welche die hohe Decke stützten, schienen aus Stahl zu bestehen, dessen Oberfläche dermaßen glatt und ebenmäßig war, dass sich alles ohne eine Verzerrung darin spiegelte.
Verschnörkelte Ornamente waren eingeätzt und in verschiedenen Farben eingefärbt worden, um sie deutlich hervorzuheben.Auf diese Weise entstanden augenverwirrende Muster, die sich zu bewegen schienen, wenn man sie länger betrachtete.
An anderer Stelle hatten sich die Künstler darauf beschränkt, die Abbildungen von Zwergenherrschern in den Stahl zu treiben und sie mit Edelmetallen sowie Schmucksteinen zu verschönern. Man sah dem Raum an, dass hier eine Königin empfing, die einst dem Stamm der Ersten angehört hatte, eine begnadete Schmiedin und Metallverarbeiterin.
»Es scheint, der Berg selbst hat den Raum so geboren«, murmelte einer der Vierten. »Alles fügt sich fließend ineinander, es gibt keine Grate und keine Fugen.« Auf dem leicht erhöhten Thron vor ihnen saß Balyndis Eisenfinger. Sie trug das lange dunkelbraune Haar offen unter der Krone aus gleißend funkelndem Stahl, und ihre Schuppenrüstung aus dem gleichen Material zwang die Besucher dazu, die Lider zu verengen.
»Nicht auszudenken, was passiert, wenn sie im hellen Sonnenschein steht«, meinte Slin. »Sie blendet alle im Umkreis von zehn Schritten.«
Balyndis erhob sich und kam die zwei Stufen von ihrem Thron herabgeschritten. »Kommt herein und nehmt an der Tafel der Fünften Platz«, bat sie. »Ich freue mich über euren Besuch und die vielen guten Nachrichten, die mir der Bote vor eurem Eintreffen überbracht hat. Demnach hat die Herrschaft des Bösen im Geborgenen Land bald ein Ende.

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