Das Schiff der Hoffnung
den Decks.
Die Kranken waren verschwunden. Nur wenige, die von Bekannten oder aus alten Zeitungen von dem HTS hörten, begaben sich auf die weite Reise nach Sarajewo. Aber nichts Sensationelles war mehr an ihnen, keiner beachtete sie mehr, kein Reporter schrieb über sie, kein Fotograf schickt ihre Bilder in alle Welt.
Das Neue, das Außergewöhnliche, der große ›Knüller‹, wie es die Presse nannte, war vorüber. Auch vor dem Haus des Dr. Zeijnilagic standen sie nicht mehr Schlange, bettelten die Kranken nicht um die helfenden Kapseln, entfalteten sich keine Tragödien auf den Stufen der abgetretenen Treppe des Hauses Obala-Straße 40. Das alles war vorbei.
Die Kapseln wurden fabrikmäßig hergestellt und unentgeltlich verteilt. Der jugoslawische Staat wollte nicht daran verdienen, Dr. Zeijnilagic hatte nie daran verdient, sondern nur sein eigenes Vermögen dafür geopfert. Wie Drops wurden sie ausgegeben, und wie saure Drops werden die Kapsel HTS seitdem auch von der schnell beleidigten Schulmedizin betrachtet.
Wer prüft heute das HTS? Wo finden Versuchsreihen statt? Wo entwickelt man Statistiken des Heilens oder auch nur Helfens? Welche Kliniken setzen sich heute dafür ein? Wer hält den Namen Dr. Zeijnilagic im Gespräch?
Denn es geht doch um den Krebs!
Die Geißel der modernen Menschheit.
Jeder fünfte stirbt heute an einem Karzinom.
Millionen hoffen auf ein Heilmittel. Millionen Kranke hoffen auf die Kunst der Ärzte, auf die Entdeckungsgabe der Wissenschaften, auf den Genieblitz eines Außenseiters.
Oder dürfen diese Blitze nicht sein?
Ein häßlicher Verdacht taucht auf: Noch ist der Krebs ein großes Geschäft. Solange Menschen sterben, leben ganze Industrien von ihrem Tod.
Und die Berechnungen der Anthropologen und Bevölkerungsbiologen liegen auch schon vor: Durch den Fortschritt der Medizin leben die Menschen heute zwanzig Jahre länger. Gelingt es, den Krebs zu besiegen und noch einige andere infektiöse Krankheiten, gelingt es, die Menschheit zu Hundertjährigen zu machen, dann wird im Jahre 2200 nach Christi Geburt die Erde auseinanderplatzen, und wir werden untergehen wie Saurier, weil die Erde für die wimmelnden Menschen keinen Platz und keine Nahrung mehr hat.
Ist Krebs, die Geißel der Menschheit, bloß eine natürliche Bremse für die Übervölkerung?
Müssen wir in einem vernünftigen Alter sterben, um den nachfolgenden Generationen Lebensraum zu geben?
Muß es heißen: Medizin stopp!
Die Welt der Hundertjährigen ist das Ende der Menschheit, schlimmer als jetzt der Krebs?!
Wer gibt darauf eine Antwort? Wer wagt das überhaupt …
In Sarajewo entdeckte ein kleiner, unbekannter Arzt das HTS.
Wer kennt ihn noch!
Irgendwo wird vielleicht auch etwas gegen den Krebs entdeckt … wer weiß es?
Aber die ›Schiffe der Hoffnung‹ werden immer fahren, ob zwischen Bari und Dubrovnik oder einmal zwischen Erde und Mars – kein Weg wird zu weit sein, keine Anstrengung zu groß.
Denn was wären wir Menschen ohne die Hoffnung …
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