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Das Schlangenmaul

Titel: Das Schlangenmaul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Fauser
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marschieren.«
    »Wovon reden Sie denn da?«
    »Sie können sich darauf verlassen, Mike hätte das gleiche gesagt, wenn er jetzt hier säße und ich im Leichenschauhaus läge mit einer roten Plastikkarte am Zeh. Kommen Sie, Nora, schießen Sie schon, und wenn Sie nicht schießen können, stellen Sie meinen Scheck aus.«
    Sie ließ den Colt fallen und glitt mit einer geschmeidigen Bewegung vom Récamiere und mit derselben Bewegung aus ihrem Kimono und stand vollkommen nackt vor mir und streckte die Arme aus, ein zitterndes Lächeln um den geöffneten Mund.
    »Komm, Harder«, flüsterte sie.
    Dann lag sie in meinen Armen und ich in ihren, und die Erde machte eine ganze Umdrehung, als wir uns küßten, und in dieser Zeit versprach sie mir das Blaue vom Himmel und das Goldene noch dazu, als ob ich nun auch wüßte, worum es ging.
    Der Hund brachte mich zur Besinnung. Er schnüffelte an meiner Hose und kläffte. Für ihn roch ich jetzt nach Feind.
    »Ich hätte dann gerne den Scheck, wenn es Ihnen nichts ausmacht«, sagte ich.

39
    Die Mittagsmaschine der British Airways landete auf die Minute pünktlich in Tegel. Nach einem Wochenende mit Kleppinger war ich wieder da, wo ich hingehörte, und in meiner Jackentasche knisterte der Scheck, ausgestellt auf die Deutsche Bank, Filiale Springe/Landkreis Hannover, DM 20000. Ich war schon mit verdammt viel magerer Beute nach Hause gekommen. Eine Anzahlung beim Finanzamt, die Miete für ein halbes Jahr, und dann noch Arbeitsurlaub. Vielleicht konnte ich es ja auch mal mit Sri Lanka probieren. ›Tangas, Terror und Tamilen – Ein Bericht von Heinz Harden. Es gab viele Wege, auf denen das Comeback blühte.
    Und manche bösen Träume dauern doch länger als einen Wimpernschlag.
    »Herr Harder?« Ein Beamter der Flughafenwache. »Sie werden erwartet.«
    Über der Stadt Sonnenstrahlen wie Blutgerinnsel in einem Himmel aus Blei und Schwefel, und in einem Opel Ascona Kriminaloberrat Smetana und ein kleiner grauer Mann mit Hornbrille und einem Kinn aus Granit, den Smetana als Herrn Schmidt vorstellte. Ich fragte nicht, woher sie wußten, daß ich mit diesem Flug kam. Arbeit ist Arbeit.
     
    »Am Wochenende haben wir uns auch als Bergungsexperten betätigt«, sagte Smetana, als wir vom Flughafen auf die Schnellstraße einbogen. Er fuhr selbst, ich saß neben ihm, Herr Schmidt hinter mir. Im Wagen hing der Duft der Eukalyptusbonbons, die er lutschte.
    »Was war los? Ich habe gar nichts in der Zeitung gelesen.«
    »Nachrichtensperre.«
    »Schon wieder Nachrichtensperre! Die Kollegen von der Tagespresse werden aber im Quadrat springen.«
    »Das tut ihnen gut«, sagte Smetana. »Kennen Sie Lübars?«
    »Ich war schon mal dort.«
    »Auf der ›Farm für Freie Entfaltung‹.«
    »Sie wollten mir ja nicht glauben, daß es die gibt.«
    »Wann waren Sie dort?«
    »Freitag Abend.«
    »Und was haben Sie da gemacht?«
    »Ich hab das Mädchen abgeholt. Sie erinnern sich doch, das Mädchen aus meinem Bekanntenkreis, das verschwunden war.«
    »Und dabei ist diese sogenannte Farm in Flammen aufgegangen«, mischte sich Herr Schmidt ein. Er hatte eine gequetschte, nasale Stimme. »Ein reiner Zufall, Herr Harder?«
    Entweder hatten sie alles auf Video, oder sie blufften. Smetana fuhr auf dem Kurt-Schumacher-Damm stadteinwärts, also gab es zunächst mal keinen Lokaltermin, höchstens die Daumenschrauben. Und solange Smetana dabei war, konnte mir nicht viel passieren.
    »In Flammen aufgegangen? Das ist ja schlimm. Die hatten jede Menge Schlangen auf der Farm. Schreckliche Vorstellung.«
    »Hören Sie bloß mit den Schlangen auf«, sagte Smetana und steckte sich eine Zigarette an. »Die Schlangen werden diese Frau Frenkel noch teuer zu stehen kommen.«
    »Sie hat gute Verbindungen zum Kultursenator.«
    Smetana lächelte sein Hyänenlächeln, und Herr Schmidt zermalmte krachend ein Eukalyptusbonbon. Soviel zu Kult, Kunst, Kommunikation, dachte ich.
    »Vergessen wir diese Dame mal«, sagte Smetana. »Vergessen wir diese Schlangen und den ganzen Zinnober. Konzentrieren wir uns darauf, was Sie am Freitag Abend dort getan haben, Harder.«
    »Ist das eine Vernehmung, Herr Kriminaloberrat?«
    »Vernehmungen pflegen wir immer noch in der Keithstraße vorzunehmen.«
    »Und da fahren wir jetzt auch hin?«
    »Das hängt von Ihnen ab, Harder.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Erst verdächtigen Sie mich des Mordes an dem Thai-Mädchen. Und jetzt soll ich auch noch einen Brand gelegt haben.«
    »Das kommt davon, wenn man

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