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Das Schlangenschwert

Das Schlangenschwert

Titel: Das Schlangenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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gereicht. Weißt du, wie ekelhaft Tomatensträucher in der Hitze stinken?«
    Ich erinnerte mich daran, wie ich in meiner Kindheit, in der ersten Klasse, die Lehrerin zum Lachen brachte. Ich sprach über eine Nahrungsmittelfabrik und machte den Fehler, zu sagen, dass dort Milch, Tomaten und Eier produziert würden... Was haben alle gelacht. Tomaten hat man noch nie industriell hergestellt, es ist einfacher, sie anzubauen.
    Es war schon richtig hell, als wir an einer kleinen Siedlung vorbeikamen. Auf den Straßen bemerkte ich einige Fußgänger, uns schienen sie nicht zu beachten.
    »Wir gehen gleich an Land«, teilte uns Natascha mit. »Die Straße verläuft hier nahe am Fluss... Ich setze euch ab und ihr fahrt per Anhalten Die Straße führt am Kosmodrom vorbei direkt nach Agrabad.«
    Lion und ich schauten uns an. Das hieß ja, dass wir am Motel vorbeifuhren! Lion sagte nichts, aber ich wusste sofort, woran er dachte.
    Vielleicht sind seine Eltern noch dort?
    »Wird uns der Fahrer nicht verdächtigen?«, wollte ich wissen.
    »Nein, eigentlich nicht.«, sagte Natascha nachdenklich. »Sagt, dass ihr aus Mendel kommt. Das ist die Siedlung, an der wir vorbeigefahren sind. Dort sind Konservenfabriken. Sagt, dass eure Eltern in der Fabrik arbeiten und ihr... Na, euch wird schon was einfallen. Ihr könntet zu Verwandten nach Agrabad wollen.«
    Der Jetski näherte sich gemächlich dem Ufer. Natascha fuhr ihn mit der Spitze auf eine Sandbank und erhob sich von meinen Knien. Wir schauten uns unsicher an.
    »Komm... gib mir deine Hand«, sagte ich.
    Ihre Handfläche war eiskalt. Sie wird sich ganz bestimmt erkälten.
    »Übermittle deinem Großvater unseren Dank!«, schrie Lion und sprang ans Ufer. »Er ist großartig! Tikkirej, bummle nicht herum!«
    »Tschüss«, sagte ich zu Natascha. »Lass dich nicht erwischen!«
    »Ich passe auf«, versprach sie.
    Ich sprang hinter Lion her, erreichte jedoch nicht das Ufer und machte mir die Füße nass. Lion lachte schadenfroh. Natascha zündete die Ersatztriebwerke und der Jetski kroch langsam von der Sandbank. Eine Sekunde lang schaute sie zu uns, beugte sich vor, dann legte sie sich in die Kurve und der Jetski flog wie der Blitz zur Mitte des Flusses.
    »Schnittig!«, begeisterte sich Lion. »Und du hast dich in sie verliebt, stimmt’s?«
    Ich hätte es ihm beinahe übel genommen, überlegte es mir jedoch anders und sagte nur: »Idiot. Sie hat immerhin ihr Leben riskiert, um uns hierherzubringen. Weil sie glaubt, dass wir Phagen sind.«
    »In gewissem Sinne sind wir das ja auch«, sagte Lion nachdenklich. »Wenn auch keine ganz echten, aber trotzdem... Okay, sei nicht eingeschnappt!«
    Ich war aber gar nicht beleidigt. Ich überlegte eher, ob wir nicht dafür beten sollten, dass Natascha nichts passierte. Dann erinnerte ich mich daran, wie ich gebetet hatte, dass meine Eltern nicht gehen mussten.
    Und ich verwarf diese Idee. Im Fahrerhaus des Lasters duftete es nach frischem Brot. Als Fracht transportierte der Laster Bretterstapel, aber das Brot lag beim Fahrer in der Kabine auf einem langen, bankähnlichen Sitz. Zwei große Laibe mit fester, brauner Kruste und weichem Inneren...
    »Greift zu, Jungs, greift zu!«, forderte uns der Fahrer gutmütig auf. »Versteht man es etwa in der Stadt, Brot zu backen? Vor hundert Jahren trat ein Programm zur Sicherstellung der Versorgung in Kraft und das Volk ist satt, aber Brot braucht eine Seele!«
    Wir hatten keine Schwierigkeiten gehabt, ein Auto anzuhalten. Der erste LKW – fast so groß wie ein Raumschiff der Phagen, hielt neben uns, als wir am Straßenrand standen und trampten. Ein schwarzhaariger, dunkelhäutiger Fahrer schaute lächelnd heraus und winkte uns zu. »Steigt ein!«
    »Onkel Dima, kann man etwa kein Brot in der Mikrowelle zu Hause backen?«, wollte Lion wissen. Es gelang ihm gut, den Dialekt des Fahrers zu imitieren.
    »Na hör mal, mein Junge!« Der Fahrer lachte. »Brot gelingt nur im Backofen. Es muss mit den Händen geknetet, der Ofen muss mit Holz geheizt werden! Und du kommst mir mit Mikrowelle, Ultraschall, Elektronen, Positronen... Hier ist Milch, kostet die Milch!«
    Lion nahm bereitwillig eine verdächtig aussehende Plastikflasche für Limonade entgegen. In der Flasche war Milch.
    »Vorsichtig!«, meinte der Fahrer vergnügt. »Das ist frische Milch. Aus dem Kühlbehälter. Wenn ich synthetische trinke, selbst wenn es die teuerste und qualitativ beste ist, tut mir der Magen weh. Das überstehe ich nicht.«
    Er fing

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