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Das Schlangenschwert

Das Schlangenschwert

Titel: Das Schlangenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Gesicht Tiens. Er sollte geplant haben, Millionen Menschen zu töten? Eine Woche lang sind wir mit ihm gemeinsam geflogen, er hat Scherze gemacht und sich gleichzeitig darauf vorbereitet, eine Million Menschen umzubringen?! Das kann doch nicht wahr sein!
    »Ja«, antwortete der Fahrer. »Morgen Abend wird er hingerichtet, auf dem Platz, laut Urteil des Tribunals. Und die Gesandtschaft des Imperium wurde vom Planeten gejagt. Richtig so! Es war sowieso überflüssig, mit ihnen zu verhandeln. Sie sind alle Mörder, der Herrgott vergebe ihnen! Mörder!«
    Sofort war alles anders. Grau. Wie durch Rauchglas gefiltert. Das bedeutet also, Sjan Tien wurde gefasst? Und wird hingerichtet?
    Aber das konnte er doch nicht gemacht haben, das stimmte nicht!
    »Geht nicht auf den Platz, Jungs«, riet uns der Fahrer. »Das ist nichts für euch.«
    »Wir werden nicht hingehen«, versprach Lion.
    Er schaute mich an.
    In der Ferne sah man schon die Hochhäuser von Agrabad, verschiedenfarbig, halb himmelblau, halb dottergelb, festlich und stolz.
    »Natürlich gehen wir nicht hin«, bestätigte ich. »Da, sehen Sie, rechts am Weg ist das Motelzeichen. Wir steigen dort aus!«
    Es war alles wie früher. Genauso grün und warm, Häuschen und Zelte, einige Menschen, die ihren Grill vorbereiteten. Im Bungalow mit der Aufschrift »Check-in« war die Tür geöffnet. Daraus klang fröhliches Lachen. Lion und ich schauten uns an und gingen hinein.
    Am Tisch saß das nette Mädchen. Ich erkannte sie sofort wieder. Sie war es, die vor einem Monat so nett zu mir war. Ich dachte, dass sie mit jemandem sprach, aber sie war allein. Sie lachte über ein Buch, ein echtes aus Papier. Als wir hineinkamen, schaute uns das Mädchen lächelnd an, nickte und vertiefte sich wieder ins Buch. Aber sofort schaute sie mich aufmerksam an und rief:
    »Tikkirej! Du bist der kleine Tikkirej, der seit einem Monat verschollen ist!«
    »Ich bin nicht klein!«, protestierte ich.
    Das Mädchen schaute beschämt.
    »Entschuldige bitte, so haben wir dich in unseren Gesprächen genannt. Natürlich bist du nicht klein. Und du – bist Lion? Du hast auch bei uns gewohnt, mit deinen Eltern?«
    Lion nickte ebenfalls und wartete ungeduldig auf die nächsten Worte. Aber das Mädchen interessierte etwas anderes.
    »Mein Gott, wo wart ihr denn, Jungs? Wir haben uns solche Sorgen gemacht! Euch überall gesucht, den Wald durchkämmt, den See. Was wir uns nicht alles ausgemalt haben!«
    Ich hatte den Eindruck, dass sie nicht log. Dass sich wirklich alle hier auf die Suche nach uns gemacht hatten.
    Wir jedoch mussten lügen.
    »Damals, in der Nacht...«, begann ich, »alle waren eingeschlafen und wir hatten Angst... Lion war gerade bei mir, heimlich wegen der Eltern, wir wollten spielen. Da war so ein Kapitän, er wohnte im Nachbarhaus und war auch nicht eingeschlafen. Er sah uns und schrie, dass der Planet überfallen worden wäre und wir in den Wald laufen sollten. Er nahm uns in seinem Auto mit bis zum Wald, er hat uns herausgelassen und ist selbst in die Hauptstadt weitergefahren... Und wir haben im Wald gelebt.«
    Das Mädchen schlug die Hände über dem Kopf zusammen.
    »Jungs... Was sagt ihr da? Man glaubt, dass das ein Verrückter war, ein Mörder! In seinem Zimmer fand man einen ermordeten Polizisten! Mein Gott, dass ihr davongekommen seid!«
    »Ich habe es dir doch gleich gesagt!«, schrie mich Lion an und stieß mich schmerzhaft in die Seite. »Er war irgendwie eigenartig, seine Augen waren böse! Gut, dass wir ausgestiegen sind! Er hätte uns in Stücke gerissen!«
    »Du bist ja selbst ins Auto eingestiegen!«, wandte ich lautstark ein.
    Wir hatten einige dieser Stücke vorbereitet. Es war von Anfang an klar, dass Stasj erwähnt werden musste. Der Agent des Inej hatte ihn beobachtet und seinen Vorgesetzten sicherlich mitgeteilt, wer Stasj war.
    »Dann bin ich eben eingestiegen«, wiegelte Lion ab und schien sich zu beruhigen. Erwartungsvoll sah er das Mädchen an. »Sagen Sie bitte, meine Eltern, wo sind sie?«
    »Dein Vater ist in die Stadt gefahren«, erwiderte das Mädchen. »Und Missis Anabell und die Kleinen... Du hast ein Brüderchen und ein Schwesterchen, stimmt’s? Sie sind hier. Im selben Cottage. Deine Mutter wollte nicht umziehen, ehe du nicht gefunden bist.«
    Sie sah nur noch Lions Rücken, so schnell flitzte er aus dem Foyer.
    »Entschuldigen Sie«, sagte ich. »Er hat sich sehr nach seinen Eltern gesehnt.«
    »Und deine Eltern sind auf einem anderen Planeten

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