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Das Schlangenschwert

Das Schlangenschwert

Titel: Das Schlangenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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geblieben, ja?«, fragte das Mädchen.
    Ich nickte. »Ja. Sie sind auf einem anderen Planeten geblieben. Ich gehe jetzt. Auf Wiedersehen.«
    »Ich heiße Anna.« Das Mädchen lächelte. »Wenn du möchtest, Tikkirej, kannst du in dein ehemaliges Häuschen ziehen. Es ist frei. Übrigens, vor kurzem kam ein Brief vom Ministerium für Migration.«
    »Ich... ich hole ihn nachher ab«, murmelte ich und sprang ins Freie.
    Lion konnte ich kurz noch sehen – er stürzte gerade durch die Tür seines Cottage.
    Wie Lion wohl von seiner Mutter aufgenommen würde? Sie war doch ebenfalls durch Inej zum Zombie geworden...
    »Idiot!«, beschimpfte ich mich selbst. »Sie ist trotzdem eine Mutter!« Ich bekam auch einige Zuwendung von Missis Anabell ab. Natürlich viel weniger als Lion. Die Mutter versuchte ihn sogar zu baden – Lion musste sich mit den Händen im Türrahmen verbarrikadieren und schreien, dass seine Mutter nicht ins Bad kommen solle. Trotzdem umarmte Missis Anabell auch mich und Tränen traten ihr in die Augen, als sie sah, wie »dünn und zerkratzt« ich doch war. Danach gab sie mir ein großes Stück Fleischpastete. Im Haus begann ein totales Durcheinander. Lions kleiner Bruder begann zu brüllen, weil er ihn inzwischen vergessen hatte und nicht glauben wollte, dass das sein Bruder sei. Das Schwesterchen wiederum forderte weinerlich, dass Lion so schnell wie möglich aus dem Badezimmer kommen sollte und hämmerte mit den Fäusten an die Tür. Missis Anabell schwirrte in der Küche umher, stellte etwas in die Mikrowelle, schaltete die Backröhre ein, rief ihren Ehemann an, danach etliche Freundinnen und berichtete allen, dass sich ihr Sohn wieder eingefunden hätte. Ich ging leise auf die Veranda und setze mich auf das von der Sonne aufgeheizte Geländer. Kurz darauf erschien Lions Brüderchen. Er hatte aufgehört zu weinen, setzte sich möglichst weit von mir entfernt auf den Fußboden und begann mit seinen Autos zu spielen. Ich schaute ihm zu und grübelte darüber nach, warum Lions Eltern total normal geblieben waren. Ihnen war nichts Schlimmes widerfahren. Vielleicht war Inej auch gar nicht so schlimm – sie hatten halt alle einen Hau weg wegen des Imperiums. Aber in allen anderen Belangen verhielten sich die Leute normal.
    »Peng, peng!«, spielte Lions Bruder und ließ die Autos zusammenstoßen. In seiner Phantasie waren das offensichtlich gar keine Autos, sondern Kampfraumschiffe.
    »Da hast du es, du verfluchter Imperier... Frau Präsident, der Auftrag ist ausgeführt...«
    Aha, also hat man auch schon die Kleinsten manipuliert... Na und? Im übrigen Imperium spielen die Kinder auch Krieg, nur dass bei ihnen die Armee des Imperiums siegt.
    »Zu Befehl, Oberkommandierende!«, rief der Junge. »Der Feind wird vernichtet!«
    Er erhob sich, warf ein Auto auf den Fußboden und fing an, es kräftig mit seinen Füßen zu bearbeiten. Zuerst dachte ich, dass er wegen Lions Auftauchen so überdreht wäre und erneut in Schreie, Tränen und Geheul ausbrechen würde. Bei Kleinen passiert das manchmal, besonders, wenn sie sehr verwöhnt sind.
    Er hatte aber überhaupt nicht vor zu weinen oder zu schreien.
    Er zertrampelte das Auto. Unnachgiebig und konzentriert wie ein Erwachsener. Trat mit seinem kleinen Füßchen in der winzigen Sandale, stampfte ununterbrochen auf das Plastikgehäuse. Das Spielzeug war stabil, der Konstrukteur kannte sich offenbar mit ungezogenen Kindern aus. Die Erwachsenen erwarteten jedoch nicht, dass kleine Kinder so ausdauernd sein könnten. Er stampfte und trat, schnaufte vor Anstrengung, drehte das Auto um, als es in die Ecke rutschte und trat abwechselnd mit Ferse und Fußspitze zu.
    Endlich zersplitterte das Gehäuse und zerfiel in kleine, runde Stücke. Es war ein spezieller Sicherheitskunststoff für Kinderspielzeuge. Daraufhin setzte sich der Kleine wieder auf den Fußboden und wollte seine Sandalen ausziehen.
    Ich sprang vom Geländer, setzte mich neben ihn und half ihm dabei.
    »Mein Fuß tut weh«, sagte der Kleine, wobei er mich böse anschaute und seine Ferse rieb.
    »Warum hast du denn so fest zugetreten, du Dummerjan?«, fragte ich.
    »Ich bin kein Dummerjan«, empörte er sich. »Ich bin Sascha.«
    »Tja, warum hast du denn so stark zugetreten, Sascha?«
    »Das sind die Feinde, die Imperier«, erklärte er bereitwillig. »Du bist selbst ein Dummerjan. Das sind nämlich General Wolodja Ichin und Professor Edikjan von der Bastion, sie sind die schlimmsten Imperier.«
    Ich erinnerte

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