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Das Schlangental - Neal Carey 3

Das Schlangental - Neal Carey 3

Titel: Das Schlangental - Neal Carey 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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würde Cody nie absichtlich etwas antun, aber jetzt … nach dem, was Sie über diese Leute rausgefunden haben…«
    Was für Leute, Graham?
    »… habe ich Angst, daß ich meinen kleinen Jungen nie wieder sehe.«
    »Wir holen ihn zurück«, sagte Neal. Er war überrascht, sich das sagen zu hören, überrascht über das Versprechen, das in seiner Stimme lag.
    »Wir rufen Sie an, sobald wir mehr wissen«, sagte Graham und ging zur Tür.
    »Ich werde dafür sorgen, daß Sie sofort durchgestellt werden«, entgegnete Anne.
    Jim Collier sprang auf und schüttelte ihre Hände.
    »Es war mir ein großes Vergnügen, Sie kennenzulernen«, sagte er.
    »Yeah«, sagte Neal.
    »Ich weiß sehr wohl um den Unterschied zwischen Filmen und dem Leben«, sagte Anne zu Neal.
    »Ach ja? Dann können Sie ihn mir vielleicht bei Gelegenheit mal erklären.«
    Auf dem Weg nach draußen begegneten sie Annes elfdreißig, zwei nervösen Drehbuchautoren, die ein paar Notizblöcke voller Träume umklammerten. 
     
    »Also, was haben wir über ›diese Leute‹ herausgefunden, Graham? Und über was für Leute reden wir überhaupt?« fragte Neal, als sie wieder in der Limousine saßen. Es war gleichermaßen Anklage und Frage.
    »Tja, wir haben herausgefunden, weshalb Harley sich so zusammengerissen hat.«
    »Und weshalb?«
    Graham wies den Fahrer an, an die Ecke Hollywood/Vine zu fahren.
    »Was ist denn an der Ecke?« fragte der Fahrer angeödet.
    »Was geht Sie das an?« fragte Graham.
    Neal durchsuchte die Bar, fand eine kleine Flasche Johnny Walker Red und goß den Inhalt in ein Glas, während die Limousine vom Studiogelände herunter auf die Straße fuhr.
    »Was ist los, Graham?« fragte er.
    Neal kippte den Whiskey hinunter. Es war, als säße man an einem Wintertag am Feuer. Ihm fiel auf, daß Joe Graham seine künstliche Hand in der unversehrten rieb. Das tat er, wenn er nervös war, wenn ihm etwas auf der Seele lag. Neal trank aus und wartete.
    »Also«, fragte Graham, »bist du dabei?«
    Neal wollte nicht dabei sein. Zum Teufel, er wollte wirklich nicht dabei sein. Er wollte abtauchen in die Welt alter Bücher, wollte in einem stillen Zimmer sitzen und Notizen machen. Aber wenn es bloß ein einfacher Sorgerechtsfall wäre, würden sie ihn nicht brauchen. Graham würde Harley aufstöbern, ein paar Schläger anfordern, wenn er sie brauchte, und den Jungen zurück nach Hause fahren. Also war da noch was anderes.
    »Was verschweigst du mir, Dad?«
    Graham schüttelte den Kopf. »Nein. Du zuerst. Bist du dabei?«
    Ich schulde ihm was, sagte sich Neal. Nicht nur das Geld. Ich war selbst mal ein verlorener Junge, und der einzige auf der Welt, der sich um mich gekümmert hat, war Joe Graham, der mir jetzt gegenübersitzt und seine einzige gute Hand mißhandelt.
    »Yeah, ich bin dabei.«
    Die Reiberei hörte auf. Graham verbarg eine der kleinen Whiskyflaschen in seiner Hand und öffnete sie mit Daumen und Zeigefinger. Er trank einen Schluck direkt aus der Flasche.
    »Ich wollte dir nicht zuviel erzählen, bis ich dich wieder in Aktion gesehen habe. Ich wollte sichergehen, daß du…«
    »… ‘okay bist’?«
    »Drei Jahre sind eine lange Zeit, mein Junge.«
    »Und, hab’ ich bestanden?«
    »Yeah.«
    »Dann erzähl mir die ganze Story.«
    »Noch nicht.«
    »Wann dann?«
    »Nach der Kirche.«
    Der Fahrer schaute in den Rückspiegel und stöhnte. »Was für eine Kirche soll denn an der Ecke Hollywood/Vine liegen?« 
     
    Auf der Ankündigungstafel stand THE TRUE CHRISTIAN IDENTITY CHURCH, REVEREND C. WESLEY CARTER PREDIGT. Das große weiße Plastikkreuz ragte auf über einem Bürgersteig voller zerbrochener Weinflaschen, herumfliegender Zeitungsseiten, zerdrückter Dosen und fettiger Sandwich-Einwickelpapiere. Zuhälter in vollem Aufputz lehnten an ihren Caddies und Lincolns und sahen kleinen Mädchen in ihren weißen ledernen Hot pants zu, die Donuts kauten und versuchten, Autofahrer anzulocken. Hübsche Teenager-Jungs in engen Jeans und T-Shirts saßen auf den Bänken der Bushaltestelle und sandten unter langen Wimpern interessierte Blicke aus, eine subtilere Form des Werbens, die nur die Eingeweihten richtig deuteten.
    Wenn man davon ausging, daß eine Kirche ein Sanatorium für Sünder sein soll, war die Ecke Hollywood/Vine ein hervorragender Ort, eine Kirche zu eröffnen. Die Kirche war makellos, nicht im Sinne der religiösen Empfängnis, sondern auf eine weltliche, protestantische Art. Das polierte Holz schimmerte kraftvoll, der dezente

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