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Das Schlangental - Neal Carey 3

Das Schlangental - Neal Carey 3

Titel: Das Schlangental - Neal Carey 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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Teppich war perfekt gesaugt. Infoblätter lagen säuberlich geordnet auf einem Tisch im Foyer.
    Der Gemeindesaal war sogar noch sauberer. Vor allem ältere Leute waren da, wie man es an einem Mittwochnachmittag erwartete, aber auch einige Jüngere. Sie hatten die tiefbraunen, faltigen Gesichter von Menschen, die im Freien arbeiteten. Ihre Jeans waren gebügelt, sie trugen Hemden und unmodische Krawatten. Auch ein paar junge Mütter waren da, einige mit ihren Kindern. Die Kinder waren alle sauber, ordentlich, vernünftig angezogen, benahmen sich hervorragend.
    Vom hinteren Teil der Kirche aus hatte Neal das Gefühl, er würde durch eines dieser alten Stereoskope schauen, denn hinter all den netten Kindchen, hinter dem Altar, war ein Gemälde von Jesus selbst, der mit ein paar ordentlichen, gut angezogenen, braven Kindern sprach, und darunter stand: LASSET DIE KINDLEIN ZU MIR KOMMEN.
    Der Kontrast zwischen dem reingewaschenen Inneren der Kirche und der ekelhaften Hölle dort draußen war – vorsichtig formuliert – drastisch. Neal sah einen dieser alten Western vor sich, in dem die Siedler eine Wagenburg gegen die tobenden
    Indianer dort draußen gebaut hatten. Es war einfach alles so … ordentlich und weiß.
    Alle waren sie weiß: Die älteren Leute, die Arbeiter, die jungen Mütter, die Kinder. Jesus war natürlich auch weiß, mit seinen blauen Augen und dem langen braunen Haar, das nur einen Strandtag vom Blondsein entfernt war. Die Kinder, die zu ihm gekommen waren, waren weiß. Sie sahen aus, als kämen sie eher aus Schweden, denn aus Judäa. Neal hatte nicht mehr so viele Blondschöpfe gesehen, seit er sich das letzte Mal ausreichend betrunken hatte, um die Wahl zur Miss Amerika anzuschauen.
    »Überraschend wenig Melanin hier«, flüsterte er Graham zu, als sie sich in eine Reihe ganz hinten quetschten.
    »Was auch immer das ist«, entgegnete Graham.
    Neal wollte gerade antworten, als ein großer Mann mit silbernem Haar hinter dem Altar hervortrat und in die Kanzel stieg. Er trug einen blauen Anzug. Sein Silberhaar war kurz geschnitten, sein sonnengebräuntes Gesicht sah aus, wie aus einem Werbespot, und seine Augen waren blauer als sein Anzug, wenn auch nicht so leuchtend.
    Die Anwesenden rutschten auf ihren Plätzen umher und schwiegen erwartungsvoll.
    »C. Wesley Carter«, flüsterte Graham.
    »Wer hätte das gedacht«, entgegnete Neal.
    »Schönen guten Tag, alle miteinander«, sagte C. Wesley Carter. Er hatte eine Stimme wie eine gute Trompete, klar und scharf, ohne dabei metallisch oder hart zu klingen. Eine gute Stimme, und er wußte es.
    »Guten Tag, Reverend Carter!« entgegneten die Versammelten.
    »Willkommen zu unserem Studium am Mittwoch nachmittag. Ich bin froh, daß Sie alle sicher den Weg zu unserer kleinen Lichtung im Dschungel gefunden haben.«
    Dschungel, dachte Neal. Na ja…
    »Ich bin heute besonders gespannt«, sagte Carter, »weil wir wieder am Anfang einer ganzen Reihe von Lektionen in wahrem Christentum stehen, und ein neuer Anfang freut mich immer. Andererseits, wenn man diese Predigten schon so oft gehalten hat wie ich … sagen wir es offen, wenn man sie so oft gehört hat, wie einige von Ihnen … also, ich wäre nicht beleidigt, wenn einige von Ihnen aufstehen und gehen möchten!«
    »Ich möchte aufstehen und gehen«, flüsterte Neal.
    »Schnauze«, entgegnete Graham.
    Reverend Carter schwieg, damit sein Publikum lachen konnte. Einige der Veteranen taten das, und ein alter Mann rief sogar: »Auf keinen Fall, Reverend!«
    Carter fuhr fort: »Aber ich glaube, es gibt einige Dinge, die wir gar nicht oft genug hören können, oder? Ich schätze, das ist einer der Gründe, weshalb die Bibel geschrieben wurde, damit wir diese heiligen Worte lesen können, so oft wie es uns Not tut. Und in diesen schlimmen Zeiten – und wenn Sie nicht glauben, daß es schlimme Zeiten sind, dann schauen Sie nur dort draußen vor die Tür – müssen wir sie besonders oft hören. Wir müssen uns daran erinnern, wer wir sind. Wir müssen uns auf unser wahres Christentum besinnen! Unsere wahrhaftige christliche Bestimmung als die Auserwählten!«
    Die Versammlung brach in Beifall aus. Graham klopfte höflich mit seiner echten Hand auf seine künstliche.
    »Wer aber ist nun das auserwählte Volk?« fragte Carter, höchstwahrscheinlich rhetorisch. »Es steht in der Bibel, also beginnen wir dort. Laßt uns am Anfang der Genesis beginnen.«
    Carter auf der Kanzel schlug eine enorme alte Bibel auf.
    »Er wird

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