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Das Schlangental - Neal Carey 3

Das Schlangental - Neal Carey 3

Titel: Das Schlangental - Neal Carey 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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dieses alberne, lächerliche Israel, dem Washington unsere Steuergelder schickt!
    Aber fahren wir fort: ›Und Gott sprach zu ihm: Ich bin Gott, der Allmächtige, sei fruchtbar und mehre dich; eine Nation und eine Schar von Nationen soll aus dir entstehen, und Könige sollen aus deinen Lenden hervorkommen! Und das Land, das ich Abraham und Isaak gegeben habe, dir will ich es geben, und deinen Nachkommen nach dir will ich das Land geben.‹«
    Carter schloß seine Bibel und schwieg dramatisch.
    »Sie sehen, Jakob, der Nachkomme Seths, war Vorfahr des auserwählten Volkes, auserwählt durch Gott, um › eine Nation und eine Schar von Nationen‹ zu bilden. Und welches Land ist nun dieser Staat? Das heutige, sogenannte Israel? Glauben Sie das ja nicht. Das wollen sie uns alle glauben machen, das ist der Blödsinn, den sie uns zum Fraß vorwerfen, aber es ist einfach nicht wahr. Kann nicht wahr sein! Warum nicht? Wo, unter anderem, sind die Nation und eine Schar von Nationen? Ich sehe nur diesen betrügerischen Judenstaat und ein paar arabische Scheichtümer. Die Söhne Esaus, die Söhne Hams, nicht die Söhne Jakobs, die Söhne Seths! Das war es nicht, was Gott vor sich sah, oh nein, überhaupt nicht!«
    Neal beugte sich hinüber zu Graham und fragte: »Glaubst du, er wird uns sagen, was Gott vor sich sah?«
    »Ich glaube schon.«
    Und das tat er. Reverend C. Wesley Carter, Gründer und Prediger der True Christian Identity Church klärte sie auf. Darüber, wie die wahren Nachkommen Seths und Jakobs aus dem Nahen Osten geflohen waren; wie sie ihre Frauen, ihre Kinder und ihr Vieh nahmen und nach Norden und Westen zogen; wie sie sich schließlich in Deutschland niederließen, in England, in Skandinavien und auf den Britischen Inseln. Sie waren der verlorene Stamm Israel, der schließlich das gelobte Land fand – Amerika.
    Aber der Jude, der neidische Jude, die Söhne des bösen Satans, die Söhne des mörderischen Kain, die Söhne des hinterhältigen Esau, sie schlichen sich wieder in Eden ein. »Wir haben ein jüdisches Banksystem und eine jüdische Presse, eine jüdische Regierung und selbst ein jüdisches Rechtssystem! Wir haben unser Geburtsrecht an Esau verkauft! Und wir werden es unter Tränen, Opfern und Blut zurückkaufen müssen!
    Aber das ist ein anderes Thema. Laßt uns mit einem Gebet schließen.«
    »Amen«, sagte Neal. 
     
    In der Limousine sagte Neal: »Harley ist also gläubig geworden.«
    »Wenn man so sagen will. Ich wollte nur, daß du siehst, womit wir es hier zu tun haben«, sagte Graham.
    »Mit Irren.«
    »Sehr witzig.«
    Der Fahrer wandte sich um und schaute Graham an. Er war ziemlich sauer, daß er über eine Stunde mitten in der Innenstadt hatte herumsitzen müssen.
    »Können wir jetzt wieder zurück zum Hotel?« fragte er.
    »Warum nicht?«
    Neal lehnte sich zurück in den Polstersitz und schaute zum getönten Fenster hinaus.
    »Okay«, sagte er. »Erzählst du mir jetzt die ganze Geschichte?«
    »Noch nicht.«
    »Wann?«
    »Wenn wir zurück im Hotel sind.«
    Also sah Neal zum Rauchglasfenster hinaus und beobachtete die Palmen in der Sonnenhitze und dem Smog und fragte sich, was im Hotel nun wieder auf ihn warten mochte. 
     
    Ed Levine sah aus wie ein Braunbär im Zoo, als er aus dem Swimmingpool kletterte und das Wasser abschüttelte. Er nahm sich ein Handtuch vom Liegestuhl, trocknete sich ab und begrüßte Neal Carey.
    »Ich hätte nie geglaubt, daß ich das sagen würde«, sagte Ed und streckte die Hand aus, »aber es ist schön, dich wiederzusehen.«
    »Geht mir auch so«, sagte Neal und bemerkte überrascht, daß er es tatsächlich so meinte. Ed Levine war über eine Dekade sein Boß, sein Rivale und sein Erzfeind gewesen.
    Sie starrten einander einige Augenblicke unangenehm berührt an – Ed in seiner knappen Badehose, das Wasser tropfte in die Pfütze zu seinen Füßen, und Neal versuchte, seine neuen Schuhe nicht naß werden zu lassen.
    »Und, wie geht’s?« fragte Neal.
    »Geschieden.«
    »Tut mir leid.«
    »Muß es nicht. Tut’s mir auch nicht«, sagte Levine. »Und wie war China? Hast dich gut amüsiert?«
    »Wunderbar.«
    Joe Graham fragte: »Seid Ihr jetzt fertig damit? Können wir anfangen zu arbeiten?«
    »Ist er dabei?« fragte Levine Graham.
    »Ich bin dabei«, entgegnete Neal an Grahams Stelle.
    »Dann setzen wir uns. Ich hab’ Essen kommen lassen.«
    Sie setzten sich an einen runden weißen Emaille-Tisch mit einem Sonnenschirm in der Mitte. Levine zog ein

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