Das Schlangental - Neal Carey 3
bist durchgefallen, Neal.«
Strekker drückte ab.
Ein trockenes Klicken.
Ich kann mich immer noch rausreden, dachte Neal, während seine Knie sich in Wasser verwandelten.
Dann hörte er, wie die Tür sich öffnete, und sah eine betrunkene Frau hereinkommen. Doreen stand einen Augenblick da und sah sich um.
»Jungs, das ist aber ‘ne komische Kostümparty, die ihr hier veranstaltet!« bellte sie. »Vergeßt nicht, so was kostet extra!« Sie eierte durch den Gang.
Sie kniff die Augen zusammen, als sie Neal sah. »Hey, dich kenne ich! Du bist dieses hochnäsige Schwein, das nach Harley gesucht hat!«
Aber da kann ich mich wohl kaum noch rausreden.
»Wer bist du?« fragte Hansen Neal.
Neal versuchte gerade, sich eine passende Lüge abzuringen, als Doreen in Cals Arme taumelte. »Und du«, sagte sie, »hast mir versprochen, mich zu Harley und Cody zu bringen. Wann treff ich nun das Arschloch und den kleinen süßen Jungen?«
»Jetzt«, entgegnete Cal. Er packte sie fest im Nacken und stieß ihr die Klinge in den Bauch.
Neal sah, wie Doreen die Augen und den Mund aufriß. Sah sie rückwärts taumeln, hörte sie keuchen. Sah sie eine Hand vor den Bauch reißen und hinunterschauen, dorthin, wo das Blut über ihre gespreizten Finger lief.
Dann knickten ihre Beine ein, und sie ging zu Boden. Sie lag keuchend auf der Erde, als Cal sagte: »Harley und dein süßer kleiner Junge sind in der Hölle, Honey. Und ich glaube, du bist auch gleich dort.«
»Hure Babylons!« grölte Carter. Er spuckte auf sie, stieg über ihren zuckenden Körper hinweg und ging hinaus.
Hansen folgte ihm, er rief den anderen zu: »Sperrt diese Schweine ein! Ich will herausfinden, was sie wissen!«
Neal spürte, wie seine Arme hinter seinem Rücken gefesselt wurden.
Randy schaute die Frau an, die immer noch zuckte.
» Shit , Cal!« rief er. »Ich durfte nicht mal…«
»Dann bedien’ dich doch«, sagte Cal.
Er packte Neal und stieß ihn in Richtung Tür.
Steve Mills goß einen Schuß Scotch in Karen Hawleys Kaffee. Sie nippte daran, schnitt eine Grimasse, nahm noch einen Schluck. Noch einen davon, und sie würde die Einladung der Mills’ annehmen, das Wochenende hier zu verbringen.
Außerdem war es verdammt angenehm im Wohnzimmer der Mills’. Ein großer alter Ast brannte, zischte und knisterte im Kamin. Die Lampen verbreiteten ein sanftes Glühen im Zimmer und schienen den ohnehin ruhigen Abend noch ruhiger werden zu lassen.
Karen saß auf der Couch, die Beine in Strumpfhosen untergeschlagen. Peggy neben ihr nippte an einem Glas Rotwein und sah ins Feuer. Steve nahm immer wieder mal im Sessel Platz, kümmerte sich aber auch um die Getränke und den Kamin.
Und dann war da Shelly. Karen sah zu ihr hinüber, sie lag vor dem Kamin und beschäftigte sich mit einem Tausend-Teile-Puzzle von Schokoladenkeksen. Das könnte noch ein Grund sein, zu bleiben, dachte Karen. Zu versuchen, mit Shelly spätnachts ein Gespräch darüber zu führen, was geschehen war. Peggy hatte gesagt, daß Shelly sich ganz wacker geschlagen hatte, aber auch nur gerade eben. Peggy und Steve hatten darüber nachgedacht, mit ihr nach Reno oder sogar nach San Francisco zu fahren, um mit einem Therapeuten zu sprechen, aber Shelly fand das dummes Zeug. Sie brauche wegen eines Haufens von Schwachköpfen keinen Therapeuten.
Aber sie war ruhig. Ruhig und traurig, was natürlich zu erwarten gewesen war. Sie hatten sich entschieden, ihr einfach Zeit zu lassen. Und darüber zu reden. Das war vielleicht das, was Shelly am nötigsten brauchte, was sie alle brauchten, und höchstwahrscheinlich der unausgesprochene Grund, daß sie sich an diesem Abend getroffen hatten.
Und ich muß auch darüber reden, dachte Karen. Sie hatte es tief vergraben, ihre Verletztheit, die Wut, die Enttäuschung. Sie hatten über alles andere geredet, über Rassisten, über die Hansens und die True Identity Church, über Cal Strekker. Aber sie hatten nicht über Neal Carey geredet. Niemand hatte Neal erwähnt.
»Ich wußte nicht mal«, sagte Karen nach einem weiteren Schluck Kaffee, »daß ihr jüdisch seid.«
»Ich wußte das selber kaum«, entgegnete Steve. »Mein Vater war Atheist. Wir haben nicht darüber geredet.«
»Sein Vater war begeistert, als wir uns von einem Friedensrichter trauen ließen«, sagte Peggy, und Steve und sie kicherten in der Erinnerung daran, dann fügte sie hinzu: »Meine Eltern waren nicht so angetan.«
Steve sagte: »Ich meine, wir gingen nicht in die
Weitere Kostenlose Bücher