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Das Schlangental - Neal Carey 3

Das Schlangental - Neal Carey 3

Titel: Das Schlangental - Neal Carey 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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ziemlich lächerlich vor. Er war froh, daß Graham nicht zu diesem Gottesdienst eingeladen worden war, weil er sonst sein Leben lang immer wieder davon hören würde. Er betrat die Geheimkammer.
    Es war eine Kapelle. Ein großes, von einem Flammenschwert durchstoßenes Kreuz hing über einem kleinen Altar an der Wand. Der Altar war mit weißer Seide bedeckt, auf der das Kreuz mit dem Schwert und die Schrift Sons of Seth abgebildet waren. Sieben goldene Kerzenhalter standen obenauf, die Flammen tauchten den Raum in ein warmes, goldenes Glühen. Ein goldenes Tablett und eine Luger Automatikpistole mit SS-Runen ruhten in der Mitte.
    »Knie nieder vor dem Altar Jahwes, Bruder«, sagte Carter. Er stand hinter dem Altar. Strekker und Carlisle seitlich neben ihm. Die übrigen saßen auf Bänken, wie in einer richtigen Kirche.
    »›Ich bin das Alpha und das Omega, spricht der Herr, Gott, der ist und der war und der kommt, der Allmächtige‹«, sagte Carter.
    Wo ist der Junge, fragte sich Neal. Holt den Jungen.
    »Wer bittet darum, daß dieser Mann ein Bruder wird?« fragte Carter.
    Hansen trat vor. »Ich.«
    »Seid ihr in Blut verbunden?« fragte Carter Hansen.
    Jetzt geht’s los, dachte Neal.
    »Ich bin mit meinen Brüdern in Blut verbunden«, sagte Hansen.
    Schön für dich. Jetzt holt endlich den Jungen.
    Carter sah Neal an und sagte: »Sag’ deinen Namen vor Jahwe.«
    »Neal Carey.«
    Carter schaute ein bißchen unzufrieden, beugte sich vor und flüsterte: »Hast du einen zweiten Vornamen, Neal?«
    »Nicht, daß ich wüßte.«
    »Okay«, entgegnete Carter. Er schaute zur Decke und intonierte: »Oh, Jahwe, schau hinunter auf diesen Son of Seth, dieses Kind der weißen Rasse, diesen Krieger, der sich einsetzt für dein auserwähltes Volk, und segne ihn. Mach’ ihn tapfer im Kampf und gib ihm die Kraft, das zu tun, was er tun muß. Amen.«
    »Amen«, wiederholten die Versammelten.
    »Neal Carey, bist du bereit zu schwören, dein Leben Jahwe zu widmen, seinem Sohn Jesus Christus, seinem Apostel und Märtyrer Adolf Hitler, und dem auserwähltem Volk? Wenn ja, dann sag’: ›Ich will.‹«
    »Ich will.«
    »Willst du diesen hier versammelten Brüdern Loyalität schwören, deinen arischen Rassengenossen und Waffenbrüdern?«
    »Ich will.« Will ich, will ich. Wo ist Cody?
    »Sprich mir nach: Ich, Neal Carey, schwöre, bis zum Tode neben meinen arischen Genossen zu kämpfen, ihre Siege und Niederlagen zu teilen, den Ehrencodex der Sons of Seth …«
    Und so weiter und so weiter; Neal wiederholte jeden Satz.
    »… niemals – bei Todesstrafe – die Geheimnisse zu verraten, nie meine Brüder zu betrügen, die Feinde und Verräter unserer Rasse unermüdlich zu bekämpfen, gefallene Brüder zu rächen und Jahwes Gebote stets mit Kopf und Herzen zu achten und zu ehren.«
    Carter murmelte dann irgendwas und fragte schließlich: »Ist Neal Carey uns in Blut verbunden?«
    »Er muß noch in Blut verbunden werden«, rezitierte Hansen.
    Aber er glaubt, daß es nun bald soweit ist, dachte Neal. Dann hatte er einen erfreulichen Gedanken: Vielleicht hat Graham den Jungen schon. Vielleicht hatte er jedes Schloß im ganzen Haus geknackt und war schon mit Cody unter dem Arm unterwegs. Vielleicht…
    »Erhebe dich, Bruder Neal, und tritt vor den Altar.«
    Neal trat vor. Carter nahm die Luger. »Sieh dieses Schwert Jahwes. Bevor du ein wahrer Son of Seth werden kannst, mußt du in Blut mit deinen Brüdern verbunden sein.«
    Na toll, dachte Neal. Lassen wir uns Zeit. Dann hat Graham mehr Zeit. Ich frage mich, wie’s ihm geht.
    »Vergieße das Blut deines Feindes.«
    Und dann wußte er, wie es Graham ging, denn Carlisle und Strekker holten ihn hinter dem Vorhang hervor. Er war geknebelt, seine Hände waren hinter dem Rücken gefesselt.
    Sie zerrten Graham vor den Altar, vor Neal, nahmen ihm den Knebel aus dem Mund.
    »Jahwe hat die Treulosigkeit dieses Mannes enthüllt. Jahwe hat ihn als Verräter seiner Rasse erkannt!« brüllte Carter.
    Neal las in Grahams Augen. Er hatte den Ausdruck schon tausendmal gesehen, seit er ein kleiner Junge gewesen war. Grahams Blick sagte: Mach deine Arbeit .
    »Jetzt ist es Zeit«, sagte Carter, »daß du deine Loyalität gegenüber deinen Brüdern beweist und mit ihnen in Blut verbunden wirst.«
    Neal spürte den ekligen Schwindel der Angst. Das muß ein Alptraum sein, dachte er. Jeden Augenblick kann ich schreiend aufwachen.
    »Achtung!« befahl Carter.
    Die Jungs zogen ihre Messer und nahmen Haltung an.

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