DAS SCHLOSS
würde.
Aber das geschah nicht.
Schließlich ebbten die Bewegungen ab und das Motorengeräusch erstarb.
Schlagartig wurde es still.
Totenstill.
KAPITEL 10
Der alte Opel Kadett knatterte mit geöffnetem Verdeck dem Sonnenuntergang entgegen. Die Luft roch nach Kiefern und der auflandige Wind blies dem Fahrer salzige Seeluft um die Nase.
Doch trotz der scheinbaren Idylle befand sich seine Stimmung auf dem Tiefpunkt. Seit einer gefühlten Ewigkeit kurvte Ronnie nun schon durch die Gegend.
Und, was hatte er erreicht?
Nichts. Rein gar nichts.
Es war totale Zeitverschwendung gewesen.
Das Cabrio machte einen bedenklichen Schlenker in Richtung Straßengraben, als Ronnie eine halbleere Cola-Flasche aus dem Fußraum des Beifahrersitzes angelte. Er fing den Wagen gerade noch rechtzeitig ab, bevor er die Straße verließ, wo er garantiert gegen einen der in kurzen Abständen Spalier stehenden Bäume geprallt wäre. Die Flasche zwischen die Oberschenkel geklemmt, öffnete er den Schraubverschluss, bevor er sie schließlich zu einem großen Schluck ansetzte.
Er setzte erst wieder ab, als er am Straßenrand etwas bemerkte.
Etwa zweihundert Meter von ihm entfernt stand ein Wagen. Ein Kombi. Zwar war das Warnblinklicht nicht eingeschaltet, aber Ronnie war sicher, dass der Wagen sich nicht bewegte. Er verschloss die Flasche, ließ sie auf den Boden zurückgleiten und drosselte das Tempo.
Langsam rollte der Wagen auf das abgestellte Fahrzeug zu. Er kniff die Augen zusammen, um gegen die tief stehende Sonne überhaupt etwas erkennen zu können, die vom Lack des abgestellten Fahrzeugs grell reflektiert wurde. In der untergehenden Sonne schien der Wagen regelrecht zu glühen und weckte in Ronnie die Assoziation an ein in der Wüste gestrandetes Raumschiff.
Eine Person kniete neben dem abgestellten Fahrzeug und betrachtete offenbar den linken Vorderreifen. Eine Gänsehaut breitete sich auf seinen Armen aus, als er erkannte, dass es sich bei dem Wagen nicht um einen gewöhnlichen Kombi handelte.
Es war ein Leichenwagen.
Als Ronnie sich weiter näherte, erhob sich die Person und trat winkend auf die Fahrbahn.
Verdammt, mach, dass du da wegkommst. Oder ich fahre dich platt , dachte Ronnie, dem der Sinn überhaupt nicht danach stand, anzuhalten und dem Fremden seine Hilfe anzubieten.
Er hupte, aber der Typ machte keinerlei Anstalten, die Straße zu verlassen.
Im Gegenteil.
Mit langsamen Schritten ging er Ronnies Wagen entgegen und bedeutete ihm mit einer ausladenden Geste, anzuhalten.
Ronnie überlegte einen kurzen Augenblick, ob er weiter auf die Person zuhalten und im letzten Augenblick ausweichen und an ihr vorbei fahren sollte. Was, wenn es sich um eine Falle handelte? Er hatte schon öfter davon gehört, dass Überfälle mittels vorgetäuschter Autopannen durchgeführt worden waren. Doch was, wenn dieser Mann tatsächlich Hilfe benötigte?
Er trat auf die Bremse. Mit quietschenden Reifen kam der Opel zum Stehen. Nur wenige Zentimeter vor den Schienenbeinen des Fremden.
„Mann, sind Sie lebensmüde? Ich hätte sie um ein Haar umgefahren! Wieso um alles in der Welt stellen Sie sich mitten auf die Straße?“ Ronnie beäugte den Fremden misstrauisch und ließ den Motor seines Wagens laufen.
Bereit, jederzeit Vollgas zu geben.
„Entschuldigen Sie, dass ich Sie aufhalte. Aber ich habe ein kleines Problem.“
Ronnies Blick wanderte hinüber zu dem abgestellten Fahrzeug. „Reifenpanne?“
Der andere nickte. „Schon die zweite innerhalb von einer Woche. Mein Reserverad ist noch beim Flicken in der Werkstatt. War ein verrosteter Nagel. Wahrscheinlich habe ich ihn mir auf dem Friedhof reingefahren. Ist echt zum Kotzen, was die Leute alles so einfach in die Gegend schmeißen.“
„Soll ich den Pannendienst für Sie anrufen?“
„Nein danke. Nicht nötig. Aber vielleicht könnten Sie mich ein Stück mitnehmen? Nur bis zu meiner Autowerkstatt. Etwa zwei Kilometer die Straße runter.“
Ronnie überlegte einen Augenblick. Eigentlich hatte er weder Zeit noch Lust, diesen Fremden in seinem Wagen mitzunehmen.
„Wenn es Ihnen nicht in den Kram passt, ich kann das Stück auch zu Fuß gehen. Sollte in einer halben Stunde zu schaffen sein.“
„Nein, nein. Ist kein Problem. Ich kann sie hinfahren. Ich fahre ja sowieso dran vorbei.“ Er beugte sich auf die Beifahrerseite und öffnete die Tür.
„Warten Sie eine Sekunde. Ich muss nur noch kurz was aus meinem Wagen holen.“ Der Fremde ging zu
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