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DAS SCHLOSS

DAS SCHLOSS

Titel: DAS SCHLOSS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Svart
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seinem Fahrzeug, öffnete die Fahrertür und beugte sich tief ins Innere des Wagens.
    Für einen Augenblick hatte Ronnie den Eindruck, er unterhielte sich mit jemandem, der noch im Wagen saß. Doch bevor er den Gedanken weiter verfolgen konnte, tauchte der Kopf des Fremden aus dem Auto hervor. Er schloss den Wagen ab und kam auf Ronnies Wagen zu.
    „Danke. Ist wirklich nett von Ihnen“, sagte er und ließ sich auf den Beifahrersitz fallen.
    „Kein Thema. Ich bin übrigens Ronnie.“ Er streckte ihm die Hand hin und der Fremde erwiderte die Geste. Sein Händedruck war kurz und kräftig. Überhaupt entsprach der Typ in keiner Weise Ronnies Bild von einem Bestatter. Er trug schwarze, enge Jeans und ein ausgewaschenes T-Shirt, von dessen Brust ein Zigarre rauchender Totenschädel in die Welt hinaus grinste.
    „Freut mich, Sie kennen zu lernen. Meine Freunde nennen mich Kid.“
    Ronnie warf noch einen flüchtigen Blick auf den Leichenwagen und fuhr los. Er hätte schwören können, dass sich eine der Gardinen im Fonds bewegt hatte. Mehr noch. Für einen Sekundenbruchteil hatte er geglaubt, dort ein Gesicht gesehen zu haben.
    „Haben Sie jemanden, der auf den Wagen aufpasst?“, fragte Ronnie deshalb so beiläufig wie möglich.
    „So schlimm ist die Gegend hier nicht. Außerdem habe ich ja abgeschlossen. Und ich werde nicht lange weg sein. Da sollte nichts anbrennen. Und außerdem, wer würde schon einen Leichenwagen klauen? Wäre den meisten Leuten doch viel zu unheimlich.“
    „Schon gut. Ich hatte nur den Eindruck, Sie hätten sich mit jemandem unterhalten, als Sie zum Wagen zurückgegangen sind.“ Ronnie beobachtete, wie Kid hinter sich griff und umständlich einen Gegenstand aus seiner Gesäßtasche zog , den er gut sichtbar auf seinem Oberschenkel platzierte.
    Ronnie schluckte, als er das Klappmesser betrachtete. Zwar besaß er selbst auch ein Taschenmesser, doch im direkten Vergleich wirkte seine Version geradezu niedlich.
    Er schluckte und zwang sich, wieder auf die Straße zu achten. Er beschleunigte den Wagen. Nicht zuviel, damit es Kid nicht auffiel. Aber genug, um sich selbst etwas zu beruhigen. Es waren nur zwei Kilometer bis zu dieser Autowerkstatt. Nur ein paar Minuten. Und wenn er noch ein wenig schneller fuhr, würde er diesen merkwürdigen Typ umso schneller wieder loswerden.
    Das hieß, wenn er denn überhaupt vorhatte, sich von Ronnie an dieser Autowerkstatt absetzen zu lassen. Vielleicht würde er ihn schon vorher um die Ecke bringen, ihn in irgendeinen Hinterhalt locken und überwältigen. Ronnie sah sein Konterfei bereits auf einem an eine Laterne geklebten Vermisstenplakat und wischte sich kalte Schweißtropfen von der Stirn.
    „Ist ziemlich unbequem, wenn man drauf sitzt“, lachte Kid und wischte den Griff des Messers an seiner Jeans ab.
    „Ach so“, erwiderte Ronnie, ebenfalls um einen lockeren Tonfall bemüht. „Und ich dachte schon…“
    „Dass ich Sie abstechen will?“ Wieder lachte er. „Keine Sorge. Ich bin Ihnen wirklich dankbar, dass Sie mich mitnehmen. Ich hätte wenig Lust gehabt, die Landstraße entlangzulaufen. Außerdem bin ich ziemlich in Eile. Ich habe heute Abend noch eine wichtige Verabredung. Also, kein Grund zur Sorge, ich werde Ihnen nichts tun.“
    „Na dann“, sagte Ronnie und drehte das Radio lauter. Ein Blick auf den  Kilometerstand verriet ihm, dass sie etwa die Hälfte der Strecke zurückgelegt hatten.
    Gleich bin ich ihn wieder los. Das war das erste und letzte Mal, dass ich einen Fremden mitgenommen habe.
    „Was hat Sie in diese Gegend verschlagen?“ Kid warf einen Blick auf die auf der Rückbank liegende Zeltausrüstung. „So ganz alleine.“
    „Eigentlich bin ich mit meiner Freundin hier. Wir machen Urlaub und wollten Zelten. Aber nachdem wir in den letzten Tagen irgendwo in der Pampa übernachtet haben und ziemliches Pech mit dem Wetter hatten, wollte ich heute zur Abwechslung mal in ein Hotel ausweichen. Oder in eine Pension. Wenigstens bis das Zelt und die Schlafsäcke wieder richtig trocken sind. Und eine Badewanne könnte ich auch mal wieder gebrauchen.
    Himmel, warum erzähle ich ihm das überhaupt? Das geht ihn doch gar nichts an.
    „Und?“
    „Was, und ?“
    „Sie sind alleine unterwegs. Wo haben Sie Ihre Freundin gelassen? Ist sie schon im Hotel?“
    „Nein. Wir haben uns gestritten und sie ist abgehauen. Jetzt fahre ich schon seit fast zwei Stunden durch die Gegend und suche sie. Aber sie ist wie vom Erdboden

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