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DAS SCHLOSS

DAS SCHLOSS

Titel: DAS SCHLOSS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Svart
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hatte er keine Holzplatte beiseite geschoben, sondern einen Schrank.
    Genauer gesagt, eine uralte, modrige Kommode, die so vor dem Loch platziert worden war, dass sie es vollständig verdeckte.
    Vielleicht, dachte Ronnie, wusste dieser Verrückte nicht einmal etwas von der Existenz des Ganges.
    Vorsichtig robbte er durch das Loch in den dahinterliegenden Raum.
    Das Motorengeräusch dröhnte hier noch lauter, als auf der anderen Seite der Mauer. Dämmriges, flackerndes Licht verlieh der Umgebung eine gruselige Atmosphäre und obwohl es nicht besonders hell war, mussten sich Ronnies Augen nach der Wanderung durch die vollkommene Dunkelheit zuerst an die neuen Lichtverhältnisse gewöhnen.
    Er schob den Kopf hinter der Kommode hervor und ließ seinen Blick umherschweifen.
    Die Lichtquelle befand sich offenbar in einem weiteren Nebenraum. Durch eine angelehnte Tür fiel ein breiter Streifen gelblichen Lichts. Genug, um die Umgebung in Augenschein zu nehmen.
    Ronnie befand sich in einem alten Gewölbekeller. Unmengen alter Möbel standen kreuz und quer herum, bedeckt von einer zentimeterdicken Staubschicht und quadratmetergroßen Spinnweben.
    Er erhob sich und trat aus der Deckung der Kommode hervor. Unmittelbar neben der angelehnten Tür entdeckte er das Gerät, das für das Brummen verantwortlich war.
    Einen benzinbetriebenen Stromgenerator.
    Er überlegte, warum jemand diese Geräuschkulisse in Kauf nehmen sollte, der eigentlich Wert darauf legen musste, unentdeckt zu bleiben. Doch vermutlich, so seine Erklärung, waren die Mauern dieses Gebäudes, bei dem es sich mit Sicherheit um das alte Schloss handelte, so dick, dass draußen nichts von dem Gerät zu hören war. Und sofern das Licht nur innerhalb dieses Gewölbekellers genutzt wurde, würde auch davon niemand etwas mitbekommen.
    Eigentlich ein perfektes Versteck. Mit angeschlossenem Leichenentsorgungsplatz.
    Gänsehaut breitete sich auf seinen Armen aus.
    Er durchquerte den Raum und blieb neben dem laufenden Generator stehen. Rote Buchstaben verrieten den Namen des Herstellers. Von einem Rohr, das vermutlich als Auspuff diente, zweigte ein Schlauch ab, der gut zwei Meter über Ronnie in einem kleinen Loch in der Decke verschwand.
    Ohne darüber nachzudenken, bückte er sich und hob ein Metallrohr auf, das neben dem Generator auf dem steinernen Boden lag. Es war etwa einen halben Meter lang und lag angenehm schwer in der Hand.
    Beruhigend schwer.
    Er griff das Rohr mit beiden Händen und ließ es wie einen Baseballschläger durch die Luft fahren. Prompt meldete sich der stechende Schmerz in seinem Handgelenk. Sofort löste er die linke Hand von dem kühlen Metall. Aber selbst mit einer Hand konnte ihm das Fundstück gute Dienste leisten.
    Noch immer fiel flackerndes Licht aus dem Nebenraum durch den Türspalt. Langsam näherte sich Ronnie der massiven Holztür. Anstelle einer Klinke, verfügte sie über einen klobigen Metallring.
    Er spähte durch den Türspalt.
    Und zuckte augenblicklich zurück.
    Sandy.
    Zwar hatte er nur einen Sekundenbruchteil in das Innere des hinter der Tür liegenden Raumes geblickt, aber was er gesehen hatte reichte, um ihm das Herz bis zum Hals schlagen zu lassen.
    Sandy lebte.
    Noch zweimal riskierte er einen kurzen Blick, um sich einen besseren Eindruck von den Gegebenheiten zu verschaffen. Etwa zwei Meter vor der Couch, auf der er Sandy gesehen hatte, stand ein Fernseher. Seine Rückseite war Ronnies Versteck zugewandt. Anhand des flackernden Lichts konnte Ronnie erkennen, dass er eingeschaltet war, wenngleich er keinen Ton hörte.
    Sandy saß mit blutverschmiertem Gesicht auf dem Sofa. Ihre Augen waren geschlossen und jemand war gerade dabei, sie zu begrabschen und ihren Hals abzulecken. Es war dieses Arschloch, das er in seinem Wagen mitgenommen hatte.
    Kid.
    Mein Gott, er musste sich innerlich kaputtgelacht haben, als Ronnie ihm von seiner Suche nach Sandy berichtet hatte.
    Und irgendwie hatte dieser Kerl es also tatsächlich geschafft, sie in seinen Wagen zu locken.
    Er betrachtete die Eisenstange in seiner Hand.
    Was sollt er tun?
    Vielleicht wie Rambo in den Raum stürzen und dem Typ den Schäden einschlagen?
    Das klang nach einem Plan. Doch der Plan hatte eine entscheidende Schwäche.
    Er war nicht Rambo . Und er befand sich auch nicht in einem dieser Action-Streifen aus Hollywood. Mit etwas Pech hatte der Kerl Sandy etwas angetan, bevor Ronnie überhaupt in seine Nähe kam. Vermutlich würde er ihn sofort entdecken, sobald er

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