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0296a - Lösegeld für blonde Locken

0296a - Lösegeld für blonde Locken

Titel: 0296a - Lösegeld für blonde Locken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lösegeld für blonde Locken
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Seit fünf Tagen schob die Säulingsschwester Linda Bee jeden Morgen um halb elf den blauen Kinderwagen durch den Central Park.
    Das Baby im Wagen war acht Wochen alt, hatte lockige schwarze Haare, eine Stupsnase und hellgraue Augen.
    Die Säulingsschwester nahm jeden Tag den Weg, zu der abseitsgelegenen Felsgrotte im Central Park. Dort ruhte sich Linda Bee eine halbe Stunde aus, ehe sie zur Fifth Avenue zurückkehrte.
    Auch an diesem Tag — New York stöhnte unter einer Hitzewelle — betrat die Säuglingsschwester Punkt halb elf den Central Park. Kein Mensch war auf den Wegen zu sehen.
    Erschöpft setzte sich die Säuglingsschwester auf eine Bank. Sie hörte ein Geräusch. Ehe sie den Kopf drehte, schlang jemand einen Arm um ihren Hals. Eine Hand preßte sich auf ihren Mund. Linda Bee versuchte sich zu wehren. Aber ihr Widerstand erlosch, als die starken Armmuskeln ihre Kehle zupreßten. Das Mädchen sank zusammen und fiel seitwärts auf die Bank. Im Unterbewußtsein spürte sie, wie ein Taschentuch auf ihre Nase gepreßt wurde. Es roch nach Äther. Dann verlor Linda Bee die Besinnung.
    ***
    Als Linda Bee die Augen aufschlug, sah sie über sich schmale Lichtstreifen. Sie brauchte eine Weile, um festzustellen, daß sie unter der Holzbank in der Grotte lag. Die Säuglingsschwester hatte das Bedürfnis, die Augen wieder zu schließen und weiterzuschlafen.
    Wo war der Kinderwagen? Dieser Gedanke elektrisierte sie. Die Säuglingsschwester riß die Augen auf und drehte den Kopf nach rechts.
    Der Kinderwagen war nicht mehr da.
    Linda versuchte sieh aufzurichten, stieß mit dem Kopf gegen die Holzbank und sank zurück. Das Mädchen biß die Zähne aufeinander und wälzte sich auf den Kiesweg. Mit der linken Hand zog sie sich an der Bank hoch und richtete sich mühsam auf. Sie torkelte gegen die glitschige Grottenwand und krallte sich an einem Felsvorsprung fest.
    Schlagartig kehrte die Erinnerung zurück. Jemand hatte sich hinter der Bank versteckt und sie, Linda, überfallen, um das Baby zu rauben. Linda tastete sich an der Wand entlang.
    Als sie den Grotteneingang erreichte, lief ihr der Schweiß in Bächen über das Gesicht.
    Der Kinderwagen mit dem Baby war fort.
    Das Mädchen lief den geschlängelten Weg entlang. Rechts und links war dichtes Gesträuch.
    Sie erreichte einen kleinen Teich. An seinem Rand standen Trauerweiden. Unter den Trauerweiden schimmerte etwas Blaues.
    Linda Bee hastete mit unsicheren Schritten über die ausgedörrte Rasenfläche. Der Teich war bis zur Hälfte eingetrocknet und glich einer Wasserpfütze. Der blaue Kinderwagen stand am Rand dieser Pfütze, verdeckt durch die Zweige der Trauerweiden.
    Einige Sekunden lang schöpfte die Säuglingsschwester Hoffnung. Aber als Linda in den Wagen sah, gab es für sie keinen Zweifel mehr. Der Kinderwagen war leer. Die Kidnapper hatten sogar die Oriondecke mitgenommen.
    Eine panische Angst erfaßte Linda. Mit beiden Händen riß sie den Kinderwagen aus der Pfütze, zerrte ihn über den verwelkten Rasen zum Weg zurück und lief wie eine Irrsinnige.
    Es begegnete ihr niemand. Auch die Prachtstraße lag wie ausgestorben. Alles hatte -sich in die schützende Kühle der Häuser zurückgezogen. Die Klimaanlagen liefen auf hohen Touren.
    Linda Bee erreichte das Haus, in dem Chefmanager Jorgen eine Etage gekauft hatte. Die Säuglingsschwester schob den Wagen durch einen langen Flur und grüßte flüchtig zur Portiersloge hinüber. Der graubärtige Mann mit der großen Brille war über seiner Zeitung eingenickt. Linda holte den Lift herunter, öffnete ihn und schob den Kinderwagen hinein. Sie drückte den Knop'f für das sechste Stockwerk. Mit einem leisen Surren setzte sich der Lift in Bewegung.
    Das Mädchen kramte den Wohnungsschlüssel aus ihrer Rocktasche, verließ den Aufzug, als er den sechsten Stock erreicht hatte, und schloß die Wohnungstür auf. Linda horchte.
    Es war kein ''Geräusch in der Wohnung zu hören. Mr. Jorgen kam erst um halb zwei für eine Stunde nach Hause. Die Putzfrau war schon heute morgen um zehn Uhr gegangen. Seit Mrs. Jorgen im Krankenhaus lag, hatte die Köchin Urlaub. Linda Bee sorgte selbst für sich.
    Hastig schloß sie die Wohnungstür und schob den Wagen ins Kinderzimmer. Die Säuglingsschwester ließ sich auf einen Stuhl fallen.
    Hätte sie nicht die Polizei alarmieren müssen? Das fiel ihr jetzt erst ein. Sie sprang auf und hastete zum Telefon, das in der Diele stand. Aber als sie den Hörer von der Gabel nahm, wählte sie

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