DAS SCHLOSS
zuzuschreiben. Und jetzt steh auf, du Schwuchtel.“ Kid packte ihn erneut an den Haaren und zog ihn auf die Beine.
Schwankend stand Ronnie vor ihm. Der Oberschenkel seiner Jeans färbte sich dunkel.
„Wenn ich noch einen Ton von dir höre, schlage ich dich mit dem hier auf der Stelle tot. Hast du das kapiert?“
Ronnie nickte. Tränen liefen über sein Gesicht und vermischten sich mit dem aus Mund und Nase austretenden Blut, während Kid ihm das Stahlrohr auf den zertrümmerten Nasenrücken presste.
„Aber wenn du schön brav bist, dann darfst du zusehen, wie ich es deiner Süßen besorge, bevor ich dich umlege.“ Mit einem kräftigen Schlag in die Rippen bugsierte er Ronnie durch die Tür.
„Ronnie!“ Sandy schrie entsetzt auf, als Ronnie blutüberströmt in den Raum taumelte.
Auf der Suche nach Halt, griff dieser nach dem Fernseher, verfehlte ihn jedoch. Unmittelbar vor dem Sofa gaben seine Beine nach und er sackte stöhnend in sich zusammen.
„Ja, schau mal her, wen ich dir…“ Der Rest des Satzes blieb Kid im Halse stecken, als er Sandy ansah. Seine Augen verengten sich zu zwei schmalen Schlitzen. Wütend spuckte er auf den am Boden liegenden Ronnie.
„Du verdammtes Miststück. Du hältst dich wohl für besonders schlau, oder?“
Langsam machte er einen Schritt in Sandys Richtung. Sie saß auf dem Sofa und starrte mit aufgerissenen Augen abwechselnd zu Kid und zu ihrem schwer verletzten Freund.
Ihre zitternden Hände umklammerten Kids Revolver.
KAPITEL 41
Kid wiegte das Stahlrohr in seiner Hand und ging langsam auf sie zu.
„Keinen Schritt weiter. Wenn du näher kommst, knall ich dich ab. Ich schwör´s dir.“ Sandy schluchzte. Trotz dem von der Waffe in ihren Händen ausgehenden Machtgefühl, konnte sie die Tränen beim Anblick ihres am Boden liegenden Freundes nicht mehr zurückhalten. „Ich weiß, wie man mit so einem Ding schießt.“
Natürlich wusste sie es nicht .
Als kleines Mädchen hatte sie sich zu Fasching als Cowboy verkleidet und eine Pistole besessen, die so ähnlich ausgesehen hatte, wie das Exemplar, an das sie sich nun in ihrer Verzweiflung klammerte, wie ein Ertrinkender an einen ins Wasser gehaltenen Ast. Allerdings war die Spielzeugvariante erheblich leichter gewesen. Und natürlich war sie nicht dazu bestimmt, irgendjemandem Schaden zuzufügen.
Ihr Herz hämmerte in ihrer Brust, als sie sich überlegte, wohin sie zielen sollte. Ein Kopfschuss wäre mit Sicherheit sofort tödlich und würde sie umgehend und ein für alle Mal von ihrem Peiniger befreien. Allerdings war die Gefahr, dass der Schuss sein Ziel verfehlte, ungleich größer, als wenn sie die Waffe direkt auf seine Körpermitte richtete. Und für einen gezielten Schuss auf seine Arme oder Beine, mangelte es ihr definitiv an Können.
Schweißtropfen liefen von ihrer Stirn, vermischten sich mit ihren Tränen und brannten in den Augen. Außerdem fror sie ganz erbärmlich. Bisher war es ihr nicht aufgefallen, aber für das Klima in dem alten, feuchten Gemäuer war sie eindeutig zu spärlich bekleidet. Die Kälte ließ sie zittern und auf ihrem Körper bildete sich eine Gänsehaut.
„Einen Scheiß weißt du, du blöde Schlampe.“ Kid schien ihre Unsicherheit förmlich riechen zu können. Hochkonzentriert beobachtete er jede ihrer Bewegungen. Wie ein auf Beute lauerndes Raubtier, mit zu Schlitzen verengten Augen, kam er langsam und völlig unbeirrt auf sie zu.
„Bleib stehen!“ Ihre Stimme überschlug sich. Der Revolver zitterte wie das sprichwörtliche Espenlaub, als sie ihn langsam anhob und auf Kid richtete.
Dieser hatte nichts für sie übrig, außer einem mitleidigen Lächeln.
„Ich warne dich zum letzten Mal. Ich schieße.“
„Wenn du es bis jetzt noch nicht fertiggebracht hast, wirst du es auch nicht mehr tun. Hast du jemals auf einen Menschen geschossen? Oder auch nur auf ein Tier? Außerdem magst du mich doch, oder? Erzähl deinem Freund doch lieber davon, wie gut wir uns verstanden haben. Vielleicht gefällt es ihm ja sogar, wenn wir es vor seinen Augen treiben.“
Er wandte sich Ronnie zu. Dieser lag am Boden und blickte schwer atmend zu ihm auf. Sein Gesicht war geschwollen und noch immer lief ihm ein konstanter Blutstrom aus Mund und Nase.
„Na Kumpel, wie sieht´s aus? Hast du nicht schon immer davon geträumt, deiner Süßen dabei zuzusehen, wie sie es mit einem richtigen Mann treibt?“
Ronnie hob seinen Kopf so weit wie möglich an und spuckte
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