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Das Schloß

Das Schloß

Titel: Das Schloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Kafka
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öffentliche Aufnahmsverfahren, und regelrecht öffentlich aufgenommen kann ein solcher halb Zugelassener gar nicht mehr werden. Bedenken sind hier also genug; sie schweigen aber demgegenüber, daß bei der öffentlichen Aufnahme sehr peinlich ausgewählt wird und ein Mitglied einer irgendwie anrüchigen Familie von vornherein verworfen ist, ein solcher unterzieht sich z.B. diesem Verfahren, zittert jahrelang wegen des Ergebnisses, von allen Seiten fragt man ihn erstaunt seit dem ersten Tag wie er etwas derartig Aussichtsloses wagen konnte, er hofft aber doch, wie könnte er sonst leben, aber nach vielen Jahren, vielleicht als Greis erfährt er die Ablehnung, erfährt daß alles verloren ist und sein Leben vergeblich war. Auch hier gibt es freilich Ausnahmen, darum wird man eben so leicht verlockt. Es kommt vor, daß gerade anrüchige Leute schließlich aufgenommen werden, es gibt Beamte welche förmlich gegen ihren Willen den Geruch solchen Wildes lieben, bei den Aufnahmsprüfungen schnuppern sie in der Luft, verziehn den Mund, verdrehn die Augen, ein solcher Mann scheint für sie gewissermaßen ungeheuer appetitanreizend zu sein und sie müssen sich sehr fest an die Gesetzbücher halten, um dem widerstehn zu können. Manchmal hilft das allerdings dem Mann nicht zur Aufnahme sondern nur zur endlosen Ausdehnung des Aufnahmsverfahrens, das dann überhaupt nicht beendet sondern nach dem Tode des Mannes nur abgebrochen wird. So ist also sowohl die gesetzmäßige Aufnahme als auch die andere voll offener und versteckter Schwierigkeiten und ehe man sich auf etwas derartiges einläßt, ist es sehr ratsam alles genau zu erwägen. Nun daran haben wir es nicht fehlen lassen, Barnabas und ich. Immer wenn ich aus dem Herrenhof kam, setzten wir uns zusammen, ich erzählte das Neueste was ich erfahren hatte, tagelang sprachen wir es durch und die Arbeit in des Barnabas Hand ruhte oft länger als gut war. Und hier mag ich eine Schuld in Deinem Sinne haben. Ich wußte doch daß auf die Erzählungen der Knechte nicht viel Verlaß war. Ich wußte, daß sie niemals Lust hatten mir vom Schloß zu erzählen, immer zu anderem ablenkten, jedes Wort sich abbetteln ließen, dann aber freilich wenn sie im Gang waren, loslegten, Unsinn schwatzten, großtaten, einander in Übertreibungen und Erfindungen überboten, so daß offenbar im endlosen Geschrei, in welchem einer den andern ablöste dort im dunklen Stall, bestenfalls paar magere Andeutungen der Wahrheit enthalten sein mochten. Ich aber erzählte dem Barnabas alles wieder, so wie ich es mir gemerkt hatte und er, der noch gar keine Fähigkeit hatte, zwischen Wahrem und Erlogenem zu unterscheiden und infolge der Lage unserer Familie fast verdurstete vor Verlangen nach diesen Dingen, er trank alles in sich hinein und glühte vor Eifer nach Weiterem. Und tatsächlich ruhte auf Barnabas mein neuer Plan. Bei den Knechten war nichts mehr zu erreichen. Der Bote Sortinis war nicht zu finden und würde niemals zu finden sein, immer weiter schien sich Sortini und damit auch der Bote zurückzuziehn, oft geriet ihr Aussehen und Name schon in Vergessenheit und ich mußte sie oft lange beschreiben, um damit nichts zu erzielen, als daß man sich mühsam an sie erinnerte, aber darüber hinaus nichts über sie sagen konnte. Und was mein Leben mit den Knechten betraf, so hatte ich natürlich keinen Einfluß darauf wie es beurteilt wurde, konnte nur hoffen, daß man es so aufnehmen würde, wie es getan war und daß dafür ein Geringes von der Schuld unserer Familie abgezogen würde, aber äußere Zeichen dessen bekam ich nicht. Doch blieb ich dabei, da ich für mich keine andere Möglichkeit sah, im Schloß etwas für uns zu bewirken. Für Barnabas aber sah ich eine solche Möglichkeit. Aus den Erzählungen der Knechte konnte ich wenn ich dazu Lust hatte, und diese Lust hatte ich in Fülle, entnehmen, daß jemand der in Schloßdienste aufgenommen ist, sehr viel für seine Familie erreichen kann. Freilich, was war an diesen Erzählungen Glaubwürdiges? Das war unmöglich festzustellen, nur daß es sehr wenig war, war klar. Denn wenn mir z.B. ein Knecht, den ich niemals mehr sehn würde oder den ich, wenn ich ihn auch sehn sollte, kaum wiedererkennen würde, feierlich zusicherte, meinem Bruder zu einer Anstellung im Schloß zu verhelfen oder zumindest, wenn Barnabas sonstwie ins Schloß kommen sollte, ihn zu unterstützen, also etwa ihn zu erfrischen, denn nach den Erzählungen der Knechte kommt es vor, daß

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