Das Schloß
groß sei ja das Wohlleben nicht, das sie hier führen und selbst das Faulenzen, das sie bisher genossen hatten, werde ja hier wenigstens zum Teil aufhören, denn sie würden arbeiten müssen, während Frieda nach den Aufregungen der letzten Tage sich schonen müsse und er, K., damit beschäftigt sein werde einen Ausweg aus ihrer Notlage zu finden. Jedoch werde er, wenn die Gehilfen fortgehen sollten, dadurch sich so erleichtert fühlen, daß er leicht alle Schuldienerarbeit neben allem sonstigen werde ausführen können.
Frieda, die aufmerksam zugehört hatte, streichelte langsam seinen Arm und sagte, daß das alles auch ihre Meinung sei, daß er aber vielleicht doch die Unarten der Gehilfen überschätze, es seien junge Burschen, lustig und etwas einfältig, zum erstenmal in Diensten eines Fremden, aus der strengen Schloßzucht entlassen, daher immerfort ein wenig erregt und erstaunt, und in diesem Zustand führen sie eben manchmal Dummheiten aus, über die sich zu ärgern zwar natürlich sei, aber vernünftiger sei es zu lachen. Sie könne sich manchmal nicht zurückhalten zu lachen. Trotzdem sei sie völlig mit K. einverstanden, daß es das Beste wäre sie wegzuschicken und allein zuzweit zu sein. Sie rückte näher zu K. und verbarg ihr Gesicht an seiner Schulter. Und dort sagte sie so schwer verständlich, daß sich K. zu ihr herabbeugen mußte, sie wisse aber kein Mittel gegen die Gehilfen und sie fürchte, alles was K. vorgeschlagen hatte, werde versagen. Soviel sie wisse habe ja K. selbst sie verlangt und nun habe er sie und werde sie behalten. Am besten sei es sie leicht hinzunehmen als das leichte Volk, das sie auch sind, so ertrage man sie am besten.
K. war mit der Antwort nicht zufrieden, halb im Scherz, halb im Ernst sagte er, sie scheine ja mit ihnen im Bunde zu sein oder wenigstens eine große Zuneigung zu ihnen zu haben, nun es seien ja hübsche Burschen aber es gäbe niemanden den man nicht bei einigem guten Willen loswerden könne und er werde es ihr an den Gehilfen beweisen.
Frieda sagte, sie werde ihm sehr dankbar sein, wenn es ihm gelinge. Übrigens werde sie von jetzt ab nicht mehr über sie lachen und kein unnötiges Wort mit ihnen sprechen. Sie finde auch nichts mehr an ihnen zu lachen, es sei auch wirklich nichts Geringes immerfort von zwei Männern beobachtet zu werden, sie habe gelernt die zwei mit seinen Augen anzusehn. Und wirklich zuckte sie ein wenig zusammen, als sich jetzt die Gehilfen wieder erhoben, teils um die Eßvorräte zu revidieren, teils um dem fortwährenden Flüstern auf den Grund zu kommen.
K. nützte das aus, um Frieda die Gehilfen zu verleiden, zog Frieda an sich und eng beisammen beendeten sie das Essen. Nun hätte man schlafen gehen sollen und alle waren sehr müde, ein Gehilfe war sogar über dem Essen eingeschlafen, das unterhielt den andern sehr und er wollte die Herrschaft dazu bringen, sich das dumme Gesicht des Schlafenden anzusehn, aber es gelang ihm nicht, abweisend saßen K. und Frieda oben. In der unerträglich werdenden Kälte zögerten sie auch schlafen zu gehn, schließlich erklärte K., es müsse noch eingeheizt werden, sonst sei es nicht möglich zu schlafen. Er forschte nach irgendeiner Axt, die Gehilfen wußten von einer und brachten sie und nun ging es zum Holzschupfen. Nach kurzer Zeit war die leichte Tür erbrochen, entzückt, als hätten sie etwas so Schönes noch nicht erlebt, einander jagend und stoßend, begannen die Gehilfen Holz ins Schulzimmer zu tragen, bald war ein großer Haufen dort, es wurde eingeheizt, alle lagerten sich um den Ofen, eine Decke bekamen die Gehilfen, um sich in sie einzuwickeln, sie genügte ihnen vollauf, denn es wurde verabredet, daß immer einer wachen und das Feuer erhalten solle, bald war es beim Ofen so warm, daß man gar nicht mehr die Decken brauchte, die Lampe wurde ausgelöscht und glücklich über die Wärme und Stille streckten sich K. und Frieda zum Schlaf.
Als K. in der Nacht durch irgendein Geräusch erwachte und in der ersten unsichern Schlafbewegung nach Frieda tastete, merkte er daß statt Friedas ein Gehilfe neben ihm lag. Es war das, wahrscheinlich infolge der Reizbarkeit, die schon das plötzliche Gewecktwerden mit sich brachte, der größte Schrecken, den er bisher im Dorf erlebt hatte. Mit einem Schrei erhob er sich halb und gab besinnungslos dem Gehilfen einen solchen Faustschlag, daß er zu weinen anfing. Das Ganze klärte sich übrigens gleich auf. Frieda war dadurch geweckt worden,
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