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Das Schloß

Das Schloß

Titel: Das Schloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Kafka
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Scherz, erst als sie wieder zur Arbeit bereit niedergekniet war, sagte sie: »Unsere Gehilfen sind Kinder, die trotz ihrer Jahre noch in diese Schulbänke gehören. Ich habe nämlich gegen Abend die Tür mit der Axt allein geöffnet, es war sehr einfach, die Gehilfen brauchte ich dazu nicht, sie hätten nur gestört. Als dann aber in der Nacht mein Bräutigam kam und hinausgieng, um den Schaden zu besehn und womöglich zu reparieren, liefen die Gehilfen mit, wahrscheinlich weil sie sich fürchteten hier allein zu bleiben, sahen meinen Bräutigam an der aufgerissenen Tür arbeiten und deshalb sagen sie jetzt – nun, es sind Kinder.« Zwar schüttelten die Gehilfen während Friedas Erklärung immerfort die Köpfe, zeigten weiter auf K. und strengten sich an durch stummes Mienenspiel Frieda von ihrer Meinung abzubringen, da es ihnen aber nicht gelang, fügten sie sich endlich, nahmen Friedas Worte als Befehl und auf eine neuerliche Frage des Lehrers antworteten sie nicht mehr. »So«, sagte der Lehrer, »Ihr habt also gelogen? Oder wenigstens leichtsinnig den Schuldiener beschuldigt?« Sie schwiegen noch immer, aber ihr Zittern und ihre ängstlichen Blicke schienen auf Schuldbewußtsein zu deuten. »Dann werde ich Euch sofort durchprügeln«, sagte der Lehrer und schickte ein Kind ins andere Zimmer um den Rohrstab. Als er dann den Stab hob, rief Frieda: »Die Gehilfen haben ja die Wahrheit gesagt«, warf verzweifelt den Lappen in den Eimer, daß das Wasser hoch aufspritzte und lief hinter den Barren wo sie sich versteckte. »Ein verlogenes Volk«, sagte die Lehrerin, die den Verband der Pfote eben beendigt hatte und das Tier auf den Schoß nahm, für den es fast zu breit war.
    »Bleibt also der Herr Schuldiener«, sagte der Lehrer, stieß die Gehilfen fort und wandte sich K. zu, der während der ganzen Zeit, auf den Besen gestützt, zugehört hatte: »Dieser Herr Schuldiener, der aus Feigheit ruhig zugibt, daß man andere fälschlich seiner eigenen Lumpereien beschuldigt.« »Nun«, sagte K., der wohl merkte daß Friedas Dazwischentreten den ersten hemmungslosen Zorn des Lehrers doch gemildert hatte, »wenn die Gehilfen ein wenig durchgeprügelt worden wären, hätte es mir nicht leid getan, wenn sie bei zehn gerechten Anlässen geschont worden sind, können sie es einmal bei einem ungerechten abbüßen. Aber auch sonst wäre es mir willkommen gewesen, wenn ein unmittelbarer Zusammenstoß zwischen mir und Ihnen, Herr Lehrer, vermieden worden wäre, vielleicht wäre es sogar auch Ihnen lieb. Da nun aber Frieda mich den Gehilfen geopfert hat« – hier machte K. eine Pause, man hörte in der Stille hinter den Decken Frieda schluchzen – »muß nun natürlich die Sache ins Reine gebracht werden.« »Unerhört«, sagte die Lehrerin. »Ich bin völlig Ihrer Meinung, Fräulein Gisa«, sagte der Lehrer, »Sie, Schuldiener, sind natürlich wegen dieses schändlichen Dienstvergehns auf der Stelle entlassen, die Strafe, die noch folgen wird, behalte ich mir vor, jetzt aber scheren Sie sich sofort mit allen Ihren Sachen aus dem Haus. Es wird uns eine wahre Erleichterung sein und der Unterricht wird endlich beginnen können. Also schleunig!« »Ich rühre mich von hier nicht fort«, sagte K., »Sie sind mein Vorgesetzter, aber nicht derjenige, welcher mir die Stelle verliehen hat, das ist der Herr Gemeindevorsteher, nur seine Kündigung nehme ich an. Er aber hat mir die Stelle doch wohl nicht gegeben, daß ich hier mit meinen Leuten erfriere, sondern – wie Sie selbst sagten – damit er unbesonnene Verzweiflungstaten meinerseits verhindert. Mich jetzt plötzlich zu entlassen, wäre daher geradewegs gegen seine Absicht; solange ich nicht das Gegenteil aus seinem eigenen Munde höre, glaube ich es nicht. Es geschieht übrigens wahrscheinlich auch zu Ihrem großen Vorteil, wenn ich Ihrer leichtsinnigen Kündigung nicht folge.« »Sie folgen also nicht?« fragte der Lehrer. K. schüttelte den Kopf. »Überlegen Sie es wohl«, sagte der Lehrer, »Ihre Entschlüsse sind nicht immer die allerbesten, denken Sie z.B. an den gestrigen Nachmittag, als Sie es ablehnten verhört zu werden.« »Warum erwähnen Sie das jetzt?« fragte K. »Weil es mir beliebt«, sagte der Lehrer, »und nun wiederhole ich zum letztenmale: hinaus!« Als aber auch dies keine Wirkung hatte, ging der Lehrer zum Katheder und beriet sich leise mit der Lehrerin; diese sagte etwas von der Polizei, aber der Lehrer lehnte es ab, schließlich einigten sie sich, der

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