Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das schmutzige Spiel Kommissar

Das schmutzige Spiel Kommissar

Titel: Das schmutzige Spiel Kommissar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
Vom Netzwerk:
Darstellungen der Hölle und ihrer Bewohner. Überall, wo die gehörnten Vertreter der Unterwelt gezeigt wurden, traten sie mit dem gleichen, unheimlichen Lächeln auf, das für Berger so typisch war.
    „Gnädige Frau", sagte er, „wir sollten unsere Zeit nicht mit so unwichtigen Fragen verschwenden. Ich vermute, daß es Sie danach verlangt, schlafen zu gehen, und es ist sicher in Ihrem Sinne, wenn wir uns rasch der eigentlichen Absicht meines Besuches zuwenden." Er schaute sich wie suchend um. „Darf ich Platz nehmen? Es ist für beide Teile recht ungemütlich, wenn wir uns so steif und beinahe feindselig gegenüberstehen."
    Die Gräfin, durch seine Worte ein wenig besänftigt, wies mit der Hand auf die Sesselgarnitur.
    „Bitte", sagte sie.
    Berger zog unaufgefordert den Mantel aus und legte ihn über die Sofalehne. Er wartete höflich, bis die Gräfin Platz genommen hatte. Dann setzte er sich ihr gegenüber, wobei er sorgfältig darauf achtete, seine tadellose Bügelfalte nicht zu zerknittern.
    „Sie sind eine bemerkenswerte Frau", sagte er unerwartet und schaute ihr in die Augen. „Ich war darauf vorbereitet, bin jedoch überrascht von der Intensität Ihrer zeitlosen Schönheit."
    Die Gräfin saß starr. Es war lange her, daß ihr ein Mann ein Kompliment gesagt hatte, und sie versuchte zu ergründen, ob Berger sie nur verspottete, oder ob er es aufrichtig meinte. In seinen Augen war kein Funken von Spott zu sehen.
    „Sind Sie gekommen, um mir das zu sagen?" erkundigte sie sich kühl.
    Er lächelte breit, und diesmal wirkte sein Lächeln geradezu charmant.
    „O nein", erwiderte er. „Nein, nein. Das war nur eine Randbemerkung. Ich hoffe, daß Sie mir die galante Offenheit meiner Worte nicht verübeln."
    Die Gräfin spürte, wie ihr Herz rascher zu klopfen begann. Plötzlich sah sie in ihm nicht mehr einen Menschen, der von kriminellen Neigungen getrieben werden mochte . . . sondern einfach den Mann. Er konnte wirklich sehr anziehend sein!
    Er war etwa in ihrem Alter, so um die Fünfundvierzig herum . . .
    Dieser Überlegung war es zu verdanken, daß die Gräfin das unruhige Klopfen ihres Herzens rasch meisterte. Sie wußte, daß Männer seines Alters vornehmlich an jungen Mädchen interessiert sind... an Mädchen von Clarissas Art.
    „Kommen wir zur Sache", meinte er. „Meinen Namen kennen Sie ja nun. Über meinen Beruf will ich Sie nicht länger im unklaren lassen. Ich bin, wenn ich so sagen darf, Marktforscher."
    „Marktforscher?"
    „Ja, ich bemühe mich, einen bestimmten Markt zu untersuchen . . . den Markt der Toten!"
    Die Gräfin hatte das Gefühl, als griffe eine eiskalte Hand nach ihrem Hals und presse ihn langsam und mit knochigen Fingern zusammen. Sie schluckte.
    „Den Markt der Toten?“ wiederholte sie flüsternd.
    „Das klingt reichlich dramatisch, was?" meinte Berger lächelnd. „Vielleicht war es nicht sehr taktvoll von mir, Sie mit dieser Bemerkung zu erschrecken. Es ist eine wahrhaft üble Nacht und ich kann mir vorstellen, daß meine Worte, wenn man sie im Zusammenhang mit dem Wüten der Elemente und meinem für Sie höchst überraschenden Auftauchen sieht, keineswegs beruhigend wirken."
    Die Gräfin hörte nur mit halbem Ohr hin. Sie erwog, einfach aufzuspringen und zur Tür zu laufen. Clarissa schlief nur zwei Zimmer von hier entfernt. Sie war jung und mutig . . . zumindest war ihr Auftreten immer reichlich keck. Wenn ich um Hilfe rufe, dachte die Gräfin, wird sie sofort kommen . . . mit dem Revolver.
    Aber Clarissa würde auch schießen. Unabhängig von dem, was sie vorhin auf so merkwürdige Weise über das Vergnügen einer Unterhaltung mit einem Eindringling gesagt hatte, würde sie nicht lange zögern, wenn es darum ging, die Situation in ihre Hände zu zwingen. Nein, überlegte die Gräfin, ich muß ausharren. Noch bin ich nicht wirklich gefährdet. Ich kann noch immer schreien, wenn es die Umstände erfordern sollten. Erst will und muß ich wissen, was der Eindringling wünscht.
    Berger wies auf ein Silber gerahmtes Foto, das auf dem Schreibsekretär stand.
    „Der Earl of Clarkstone, vermute ich?"
    „Ganz recht."
    „Er war ein bemerkenswerter Mann", meinte Berger kopfnickend. „Kühl, tapfer, gerechtdenkend."
    „Sie kannten ihn?" fragte die Gräfin überrascht.
    „Nicht zu Lebzeiten."
    Die Gräfin stutzte bei diesen Worten. Sie spürte, daß ein Frösteln gleich einer Heerschar kalter Insekten über ihre Haut lief.
    „Nicht zu Lebzeiten?" hauchte sie.
    „So ist es",

Weitere Kostenlose Bücher