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Das schmutzige Spiel Kommissar

Das schmutzige Spiel Kommissar

Titel: Das schmutzige Spiel Kommissar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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die Gräfin, die einige Zeit brauchte, um sich von dem Schock zu erholen, den das plötzliche Auftauchen des mitternächtlichen Besuchers in ihr ausgelöst hatte. „Ich kann mich nicht erinnern, den Namen schon einmal gehört zu haben. Wer hat Sie eingelassen?"
    Berger ignorierte die letzte Frage. Lächelnd entknotete er den Gürtel seines Mantels. Das Lächeln drückte besonders deutlich den hohnvollen Spott aus, der vorher nur andeutungsweise in den Tiefen seiner Augen gedämmert hatte.
    „Niemand verübelt Ihnen das", meinte er. „Eigentlich heiße ich Berger. Mein Vater war Franzose. Ich wohne noch nicht lange in Lon don . . . vier Jahre, um genau zu sein. Darf ich mich setzen?"  
    Er blickte sich nach einer Sitzgelegenheit um, trat dann aber an den Kamin und streckte beide Hände in der gleichen Weise aus, wie es Clarissa getan hatte.
    „Eine ungemütliche Nacht", murmelte er. „In der Tat eine sehr ungemütliche Nacht!"
    Die Gräfin überlegte, ob sie zum Telefon eilen und irgend jemand anrufen sollte . . . den alten McCormick vielleicht? Aber bevor der mit seinem klapprigen Fahrrad zum Schloß kam, konnte sich schon alles mögliche ereignet haben. John? Ja, das wäre eine Hilfe. John war ein sehr starker Mann. Aber sie stand wie gelähmt und fragte sich, was um alles in der Welt der unerwartete Besuch des Fremden, der sich Berger nannte, auf sich haben mochte.
    Sie schüttelte die Furcht ab und empfand plötzlich etwas von jenem Prickeln der Erregung, das Clarissa in ihrem absonderlichen Gespräch erwähnt hatte . . . jenem Gespräch, das auf so merkwürdige Weise die Entwicklung vorausgenommen hatte.
    Zum Glück trug dieser Mann keine Maske. Er hielt auch keine Waffe in den Händen. Seine Sprache war durchaus kultiviert. Der dunkelblaue Anzug, der unter dem offenstehenden Trenchcoat hervorschaute, stammte von einem guten Schneider. Irgend etwas an Bergers Auftreten, an der Art seines Sprechens und der Sicherheit seiner Bewegungen, ließ vermuten, daß er eine gute Erziehung genossen hatte.
    Sein Kopf war von markanter Einprägsamkeit. Die Hände, die er dem Feuer entgegenstreckte, waren ringlos, schmal und gepflegt . . . die Hände eines Künstlers, die Hände eines Mannes, dem körperliche Arbeit Zeit seines Lebens fremd blieb.
    Langsam begann er die ausgestreckten Hände zu reiben und zu kneten. Dabei entstand ein leises Knacken der Gelenke. Die Gräfin erschauerte. Das Geräusch zerrte an ihren Nerven. Wieder wurde das kaum erstorbene Furchtgefühl in ihr wach.
    Sie sah, daß der Trenchcoat des Mannes naß war . . . aber nicht so naß, um eine lange Fußwanderung erkennbar werden zu lassen. Anscheinend hatte er ganz in der Nähe seinen Wagen abgestellt und war zu Fuß ins Schloß gekommen. Aber wie hatte er sich Eintritt verschafft?
    Er gehörte gewiß nicht zu Johns Gewohnheiten, Besucher unangemeldet vorzulassen.
    Nein, sie war sicher, daß der Butler diesen Mann gar nicht zu Gesicht bekommen hatte. Berger wandte sich um und stellte sich mit dem Rücken zum Kamin. Er schob die Hände in die Manteltaschen und blickte sich interessiert in dem hohen Raum um. Die Gräfin hatte den Eindruck, daß seine Augen nicht das kleinste Detail des Interieurs entging. Er betrachtete das kostbare Porzellan in den zahlreichen Vitrinen, er sah die Bilder und Teppiche an, und er musterte die alten, gepflegten Möbel. Schließlich blieb sein Blick mit jenem höflich- unverschämten Lächeln, das er schwer abzustreifen vermochte, an ihrem Gesicht hängen.
    „Sie haben es reizend hier", sagte er glatt.
    „Vielen Dank", erwiderte die Gräfin kühl. „Ich gehe wohl nicht fehl in der Annahme, daß Sie nicht nach hier gekommen sind, um die Inneneinrichtung des Schlosses zu bewundern. Wollen Sie mir bitte erklären, was Sie zu so später Stunde zu mir führt? Wollen Sie vor allem die Güte haben, mir mitzuteilen, wie Sie in das Schloß gelangten?"
    „Oh, was mein Eindringen anbetrifft, so muß ich Sie bitten, mir glauben zu wollen, daß ich durch die Tür kam . . . durch den Seiteneingang im Südturm, um genau zu sein."
    „War diese Tür denn nicht verschlossen?"
    Wieder lächelte Berger. Die Gräfin beschlich ein immer stärker werdendes Gefühl der Furcht. Das war nicht das Lächeln eines normalen Menschen ... es war das Lächeln des Teufels. Es war, wie ihr schien, ein ziemlich abgeschmackter Vergleich, aber sie vermochte keinen treffenderen zu finden. Im Schloß existierten einige Bilder mit impressionistischen

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