Das schmutzige Spiel Kommissar
gesehen?
„Wie war es auf dem Standesamt, Mister Lait?" fragte der Fremde.
Lait bekam einen hochroten Kopf. „Wer sind Sie? Was wollen Sie überhaupt?"
„Zu Frage eins darf ich sagen, daß mein Name Morry ist. Zu Frage zwei möchte ich erklären, daß Sie und ich gleich gemeinsam nach Scotland Yard fahren. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, setzen wir dort ein paar Protokolle auf. Vielleicht läßt es sich auch einrichten, daß Sie eine Erklärung unterschreiben, mit deren Hilfe sich Ihre Ehe annullieren läßt. Was halten Sie davon?"
James Lait schluckte. Er wußte, daß er verloren war . . . ohne recht sagen zu können, woher diese plötzliche Erkenntnis stammte. In der nächsten Sekunde tauchten noch zwei Leute am Wagen auf. Lait, der schon eine Hand erhoben hatte, um nach der Pistole zu greifen, die im Handschuhfach lag, resignierte.
„Ich weiß nicht, was Sie wollen", brummte er mürrisch.
„Ich hatte soeben Gelegenheit, mich mit der Gräfin zu unterhalten", sagte Kommissar Morry.
„Mit der Gräfin?" fragte Lait und hob mit einem Ruck das Kinn.
Morry lächelte schwach.
„Sie erwarten, daß sie schon tot sei, nicht wahr? Aber sie lebt. Thorpe wurde glücklicherweise an der Erfüllung Ihres Auftrages gehindert."
„Ich kenne keinen Thorpe! Ich habe ihm nie einen Auftrag gegeben!" behauptete James Lait wie gehetzt. Schweiß trat auf seine Stirn. Ich darf nicht das geringste zugeben, schoß es durch seinen Sinn. Ich muß alles in Abrede stellen . . . das ist meine einzige Chance!
„Die Gräfin hat ein volles Geständnis abgelegt", sagte Morry. „Wir wissen, daß sie den Tod ihres Mannes verschuldete und aus Angst vor einem Skandal falsche Angaben machte . . . und wir wissen auch, daß Sie sie zu erpressen versuchten."
„Das ist nicht wahr!"
„Wir werden Ihnen das Gegenteil beweisen, daß Sie Raynes getötet haben. Mein Mitarbeiter, Hilfsinspektor May, ist schon vor einer halben Stunde zu Ihrer Wohnung gefahren. Ich erhielt soeben von dort einen Anruf. May hat zwei wichtige Dinge gefunden: einen Trenchcoat, dem ein Knopf fehlt, und das Tagebuch von Lady Clarkstones Schwester."
James Lait ließ plötzlich den Motor anspringen. Er legte den ersten Gang ein, um
loszufahren, doch ehe er dazu kam, hatte einer der Beamten mit raschem Zugriff den Zündschlüssel abgezogen.
„Steigen Sie aus, Mr. Lait", befahl der Kommissar und ließ ein Paar Handschellen in der Mittagssonne funkeln. „Ich möchte Ihnen vorschlagen, daß Sie sich eines geräumigeren Wagens bedienen. In seinem Inneren werden Sie einen alten Bekannten vorfinden. Mr. Thorpe wartet nur darauf, daß es losgeht."
James Lait kletterte aus dem Wagen. Während ihm einer der Beamten die Handschellen anlegte, warf er einen letzten Blick auf das stattliche Haus, das er bereits als sein Eigentum betrachtet hatte. Er wußte, daß er weder Clarissa noch das Haus jemals Wiedersehen würde. Er hatte ein großes Spiel gewagt, aber es war gescheitert, so wie alle schmutzigen Spiele scheitern.
Auch der Kommissar blickte nachdenklich auf das Haus. Er mußte noch eine Menge Fragen an die Mutter und ihre Tochter richten, aber er verschob dieses Vorhaben auf einen späteren Termin. Der menschliche Takt gebot ihm, die beiden Damen jetzt nicht zu stören. Sie hatten einen langen Irrweg des Nebeneinanderlebens hinter sich. Nur die rückhaltlose Wahrheit einer offenen Aussprache konnte alles Trennende beiseite wischen.
„Sie haben noch eine Menge Arbeit vor sich, Kommissar", sagte einer der Beamten mahnend.
„Ach, Sie meinen die Protokolle und den ganzen Kram?" fragte Morry lächelnd. „Das überlasse ich Allyson. Er hat den Fall begonnen. Er soll ihn auch zu Ende führen."
E N D E
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