Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus
genau«, sagt Doc.
»Eine ausgezeichnete Verwaltungsentscheidung«, sagt Jack und zieht Tyler zu sich auf den Schoß. »Bis dahin wird ihnen nichts passieren«, sagt er dem Jungen ins Ohr. »Die haben schon weit Schlimmeres als Wisconsin durchgemacht.«
Wir wollen jetzt wie die Brise, die wir ja sind, aus dem Fahrerfenster schlüpfen und den Wegfahrenden zusehen, wie sie verschwinden – vier tapfere Männer und ein tapferes Kind, das nie mehr so jung (oder so unschuldig) sein wird wie zuvor. Hinter ihnen wimmelt es auf dem jetzt harmlosen und entzauberten Hof von Black House von Kindern mit schmutzigen Gesichtern und vor Staunen geweiteten Augen. Englisch ist hier eine Minderheitensprache; und einige der hier gesprochenen Sprachen werden den besten Linguisten der Welt noch jahrelang Rätsel aufgeben. Wir stehen am Anfang einer weltweiten
Sensation (die Zeitschrift Time wird in der kommenden Woche mit der Titelgeschichte »Die Wunderkinder aus dem Nichts« erscheinen) und, wie Dale ganz richtig vorausgesehen hat, eines bürokratischen Albtraums.
Dennoch, sie sind in Sicherheit. Und auch unsere Jungs sind in Sicherheit. Alle sind heil von drüben zurückgekehrt, was gewiss mehr ist, als wir erwartet haben; die meisten Abenteuer dieser Art fordern gewöhnlich mindestens ein Opfer (zum Beispiel eine relative Nebenfigur wie Doc). Ende gut, alles gut. Und dies kann auch das Ende sein, wenn Sie’s so wollen; keiner der beiden Schreiberlinge, denen Sie bis hierher gefolgt sind, würde Ihnen das verweigern. Sollten Sie sich jedoch fürs Weiterlesen entscheiden, sagen Sie bitte nie, Sie seien nicht gewarnt worden: Was als Nächstes geschieht, wird Ihnen nicht gefallen.
XXXXX Drudge Report XXXXX
Polizeichef von French Landing weigert sich, Pressekonferenz zu verschieben, verweist auf Rückendeckung durch Stadtspitze; Informierte Kreise bestätigen, dass berühmter L. A.-Cop teilnehmen wird; FBI sowie Wisconsin State Police äussern starke Missbilligung
* * Exklusiv * *
Eines der Kinder, Tyler Marshall, stammt aus French Landing selbst. Ein anderes, Josella Rakine, kommt aus Bating, einem kleinen Dorf in Südengland. Ein weiteres Kind stammt aus Bagdad. Alles in allem sind 17 der so genannten Wunderkinder in der Woche, seit sie entdeckt wurden, als sie auf einem ländlichen Highway (Route 35) im Westen Wisconsins unterwegs waren, identifiziert worden.
Trotzdem sind diese 17 nur die Spitze des Eisbergs.
Aus sicherer Quelle im Umfeld der von FBI und WSP gemeinsam (nun auch mit CIA-Unterstützung?) geführten Ermittlungen erfährt der Drudge Report, dass es sich um mindestens 750 Kinder handelt – weit mehr, als die großen Zeitungen bisher gemeldet haben. Wer sind sie? Wer hat sie verschleppt … und wohin? Wie sind sie ausgerechnet in die Kleinstadt French Landing gelangt, die in den vergangenen Wochen von einem Serienmörder (der inzwischen tot sein soll) heimgesucht wurde? Welche Rolle hat Jack Sawyer gespielt, der Kriminalbeamte aus Los Angeles, der zu Starruhm gelangte, nur um dann mit erst 31 Jahren seinen Dienst zu quittieren? Und wer war für die gewaltige Explosion verantwortlich, die ein geheimnisvolles Waldhaus zerstörte, das im Fall Fisherman angeblich eine entscheidend wichtige Rolle gespielt haben soll?
Vielleicht werden manche dieser Fragen morgen im La Follette Park von French Landing beantwortet, wenn Polizeichef
Dale Gilbertson eine Pressekonferenz gibt. Sein enger Freund Jack Sawyer – der den Fall Fisherman im Alleingang aufgeklärt haben soll – wird ihm bei dieser Gelegenheit zur Seite stehen. Anwesend sein werden auch die Deputies Armand St. Pierre und Reginald Amberson, die an der Rettungsaktion von letzter Woche beteiligt waren.
Die Pressekonferenz findet trotz nachdrücklichen – äußerst scharfen – Protesten der FBI/WSP-Sonderkommission statt, die von FBI-Agent John P. Redding und Detective Jeffrey Black von der Wisconsin State Police geleitet wird. »Sie [die Chefs der Sonderkommission] sehen darin nur einen letzten verzweifelten Versuch Gilbertsons, seinen Job zu retten«, sagt ein Insider. »Er hat alles vermasselt, aber zum Glück hat er einen Freund, der viel von PR versteht.«
Die offiziellen Vertreter von French Landing sind da ganz anderer Meinung. »Für die Bürger von French Landing war dieser Sommer ein Albtraum«, sagt Stadtkämmerin Beth Warren. »Chief Gilbertson will den Leuten versichern, dass dieser Albtraum endgültig vorbei ist. Kann er
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