Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus

Titel: Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Stephen;Straub King
Vom Netzwerk:
seine Macht verborgen gewesen sein (außer für Augen, die darin geübt waren, sie zu entdecken). Hier jedoch … hier …
    »Um dich aufzuwecken!«, brüllt Jack zurück. Er rappelt sich wieder auf. »Hat’s an der gelegen?« Er zeigt auf die Mütze.
    Ty sieht sie an, dann nickt er. Ja, die Mütze. Aber man weiß nicht, kann nicht wissen, wie viel sie einem raubt, bevor man sie abnimmt. Oder bevor man sie von seinem vergesslichen Kopf geschlagen bekommt . Er wendet sich wieder Jack zu. Sein Blick ist klar und vernünftig. Aller Schock, alle Blödheit sind daraus verschwunden. Der Junge leuchtet nicht gerade, aber er strahlt ein inneres Licht aus, das alle spüren – mit einer Macht, die Lord Malshuns weit in den Schatten stellt.
    »Was soll ich tun?«, fragt er. Tyler Marshall: das Junge einer Löwin.
    Jack zeigt noch einmal auf die Große Kombination. »Nur du kannst das alles ändern, Ty. Du bist ein Brecher.« Er holt tief Luft, dann flüstert er in die rosa Ohrmuschel des Jungen.
    »Zerbrich sie.«
    Tyler Marshall dreht den Kopf zur Seite und starrt Jack durchdringend an. »Sie zerbrechen?«, sagt er dann.
    Als Jack nickt, wendet Ty sich wieder der Großen Kombination zu.
    »Okay«, sagt er – aber nicht zu Jack, sondern zu sich selbst. Er blinzelt, stellt sich fest hin und faltet die Hände vor sich. Zwischen seinen Augenbrauen erscheint eine winzige senkrechte Falte, und seine Mundwinkel heben sich mit der Andeutung eines Lächelns. »Okay«, flüstert Ty.
    Eine Sekunde lang ereignet sich nichts.
    Dann steigt aus den Eingeweiden der Großen Kombination ein Rumpeln auf. Ihr oberes Drittel wabert wie eine in der Wüstenhitze flimmernde Fata Morgana. Die Aufseher verharren
verdutzt, und das Kreischen gequälten Metalls zerreißt die Luft. Die schuftenden Kinder heben sichtbar verwirrt den Kopf, und sehen sich nach allen Richtungen um. Das mechanische Kreischen verstärkt sich, dann zersplittert es in hunderterlei verschiedene Foltergeräusche. Vorlegegetriebe laufen rückwärts. Zahnräder kommen rauchend zum Stehen; Zahnräder drehen sich rasend schnell und streifen dabei ihre Zähne ab. Die gesamte Große Kombination zittert und bebt. Tief unter der Erde platzen Kessel, und Säulen aus Feuer und Dampf schießen hoch und halten Laufbänder an und zerfetzen andere, die seit Tausenden von Jahren von Milliarden blutender Füßchen in Gang gehalten wurden.
    Man könnte glauben, ein riesiger Metallkrug sei an hundert Stellen zugleich leck geworden. Jack beobachtet, wie Kinder von den unteren Ebenen springen und in langen Ketten über die Außenwände des gewaltigen Bauwerks herabklettern. Aus dem wie von einem Erdbeben erschütterten Gebäude fluten Dutzende von endlosen Kinderströmen.
    Bevor die grünhäutigen Peitschenschwinger einen organisierten Versuch machen können, ihre Sklaven an der Flucht zu hindern, sammeln die Bienen sich um den gewaltigen Bau. Als die Aufseher beginnen, sich gegen die Kinder zu wenden, sto ßen sie in einer wütenden Flut aus schwirrenden Flügeln und scharfen Stacheln auf sie herab. Etwas von Tys Macht ist auf sie übergegangen, weshalb ihre Stiche nun tödlich sind. Aufseher brechen zusammen und stürzen von den still stehenden Bändern und zitternden Trägern. Andere fallen zum Wahnsinn getrieben ihresgleichen an, peitschen sie und werden von ihnen ausgepeitscht, bis sie unter dem dunklen Himmel abstürzen.
    Die Sawyer-Gang wartet das Ende des Gemetzels nicht ab. Die Bienenkönigin löst sich aus dem summenden Chaos, kreist über den emporgehobenen Gesichtern der Männer und führt sie zum Black House zurück.
    In Welten über Welten – in Parallelwelten, die in multiplen Dimensionen bis ins Unendliche aufgereiht sind – welkt das Böse und zerfällt: Despoten ersticken an Hühnerknochen; Tyrannen erliegen den Kugeln von Attentätern, sterben durch vergiftete Süßspeisen, die treulose Mätressen ihnen serviert
haben; Kapuzen tragende Folterknechte brechen sterbend auf blutigen Steinböden zusammen. Tys Großtat hallt durch endlose Reihen unzähliger Universen und rächt Untaten, während sie sich ausbreitet. Drei Welten über der unseren, in der dortigen Metropole Londinorium, geht Turner Topham, seit zwei Jahrzehnten ein angesehener Unterhausabgeordneter und seit drei Jahrzehnten ein sadistischer Pädophiler, jäh in Flammen auf, als er den belebten Boulevard Pick-a-Derry hinabschreitet. Zwei Welten weiter unten richtet auf der Insel Irse ein nett aussehender junger

Weitere Kostenlose Bücher