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Das Schwarze Weib

Titel: Das Schwarze Weib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julius Wolff
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Schiebenden tauschten ihre Meinungen über das vor ihren Augen Geschehene unverhohlen aus.
    Die einen, die sich über Trudis Rettung aufrichtig freuten, äußerten ihre Genugtuung über die gerechte, dem Verbrechen auf dem Fuße folgende Sühne. Die anderen, namentlich alle diejenigen Winzer, die in ehrlicher Arbeit ihren Wein unvermischt herstellten, waren froh, Hammichel los zu sein, der mit seiner Manscherei ihr Gewerbe geschädigt und ihre Preise gedrückt hatte.
    Gerade diese Stimmung gab sich am nächsten Tage durch ein beredtes Zeugnis auf der Richtstatt öffentlich und deutlich zu erkennen.
    Da fand man an der Säule des Galgens, die Hammichels baumelndem Gebein am nächsten war, einen Zettel angeheftet, auf dem geschrieben stand:
    Hier hängt Hammichel von Gimmeldingen.
Der Teuffel tät mit ihm zur Hölle springen,
Er fälschte unsern pfälzer Wein,
Der Strang muß der Lohn aller Panscher sein.

Zweiundzwanzigstes Kapitel.
    Noch tagelang machte sich in der Einwohnerschaft Wachenheims die Aufregung über das unselige Ereignis fühlbar, das da draußen vor der Holzpforte seinen schauerlichen Abschluß gefunden hatte.
    Man sah auf der Straße unzufriedene, mürrische Gesichter und hörte abfällige Bemerkungen über die rechtschaffenen, unbescholtenen Bürger, die bei der Gerichtsverhandlung die eingeschworene Schöffenbank gebildet hatten. Selbst der hochachtbare, ehrwürdige Schultheiß wurde hinter seinem Rücken mit Vorwürfen wegen seiner unnachsichtigen Strenge nicht verschont.
    Aber nicht bloß die vielen zu hart scheinende Strafe war es, was in den Köpfen der Mißvergnügten rumorte wie gärender Most. Es mußte noch etwas anderes sein, was in gewissen Kreisen der Stadt gemunkelt, aber von den Eingeweihten noch verschwiegen wurde.
    Die Stammgäste in der Trinkstube des Kronenwirtes blickten sich mit fragenden Augen mißtrauisch an, doch keiner von denen, die wußten, was im Stillen gesponnen wurde, kam damit heraus, bis es sich in der sonntäglichen Elfuhrmesse auf eine in die schleppende Unterhaltung eingestreute Spottrede Lutz Hebenstreits einmal offenbarte.
    Die hier beim Schoppen saßen, waren zumeist Winzer, solche, die ihr Gewächs rein und unverfälscht in ihrem Keller ausbauten, und solche, denen man dies nicht nachrühmen konnte.
    Einer aus der Gesellschaft der letzteren sprach von ungefähr: »Wie schnell doch so ein Jahr vergeht! Schon sind die Weinberge wieder geschlossen, und die Lese steht dicht vor der Tür.«
    »Wird aber, was die Bonität des Heurigen betrifft, ein kläglicher Herbst werden,« fügte ein anderer seufzend hinzu.
    »Ja,« sagte Lutz hohnlachend, »das sind miserable Aussichten für euch, die ihr bisher auch mit den schlechtesten Jahrgängen immer ein Gesöff zusammengeschmiert habt, das den dickhäutigen Zungen eurer Abnehmer beinah wie Traubensaft schmeckte. Damit ist's nun vorbei, denn nun habt ihr keinen Hammichel mehr, der mit seinen, zum Glück aller braven Zecher euch selber nicht bekannten, Mitteln so 'nen erbärmlichen Schund zurecht quacksalbert. Nun wird sich unser liebes Wachenheim in der ganzen Pfalz wieder des guten Rufes erfreuen, reine Weine zu liefern, weil der Deibel sich euren Giftmischer endlich geholt hat.«
    Das schlug wie der Blitz ins Scheunendach. Die Verhöhnten fuhren wild auf, aber einer von ihnen, namens Buschard, entgegnete äußerlich ruhig, doch innerlich voll kochenden Grimmes: »Da hast du recht, Lutz; der Hammichel wird manchem von uns fehlen, und daß er uns fehlt, haben wir nur der eingewanderten Fremden auf dem Abtshofe zu verdanken und werden ihr den Dank dafür auch nicht schuldig bleiben. Vor dem Entführtwerden haben sie die klobigen Fäuste der Gersbacher bewahrt, dem Hörigwerden soll sie aber nicht entschlüpfen; dafür werden wir sorgen.«
    Damit war das Stichwort gefallen, dem die anderen berüchtigten Pfuscher mit eifrigem: »Jawohl! das werden wir, die soll uns noch kennen lernen!« lärmend und johlend zustimmten.
    »So? das probiert einmal! dann sollt ihr uns auch erst kennen lernen, ihr, die ihr ein so löcheriges Gewissen habt wie ein aus allen Fugen leckendes Faß,« wetterte Lutz, aber er schrieb sich's hinters Ohr, was er eben gehört hatte. Buschards Drohung hatte verraten, welcher Plan unter den der Auflehnung Verdächtigen heimlich umging, die Wiederaufnahme der Angriffe gegen den Bürgermeister. Damit würde der unter dem Druck der jüngsten Begebenheiten kaum erstickte Hader der Parteien von frischem aufglimmen

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