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Das Schweigen der Miss Keene (German Edition)

Das Schweigen der Miss Keene (German Edition)

Titel: Das Schweigen der Miss Keene (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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nächsten Moment wurde sie von drei Männern auf ihren Pferden umkreist, die fortwährend lachten.
    »Gentlemen!«, ertönte ein lauter Befehl.
    Die drei Männer zügelten ihre Pferde und blickten zu Bradley.
    »Das genügt«, sagte er. »Bauern sind nicht dazu da, herumgestoßen zu werden.«
    »Wie wahr«, schnaubte ein anderer. »Sie sind dazu da, ihre Pacht zu zahlen.«
    Lord Bradley machte ein finsteres Gesicht. Er war offensichtlich nicht amüsiert.
    »Nehmen Sie es sich nicht so zu Herzen«, bemerkte der Jagdherr tröstend. »Die Saison hat gerade erst angefangen. Wir werden viele weitere Jagden reiten, bevor der Winter kommt.«
    Lord Bradley machte Anstalten, sein großes schwarzes Pferd wieder zu besteigen. Er hielt inne und sein eisiger Blick blieb für einen Moment an Olivia hängen. »Bist du immer noch da?«
    Sie stieß die Luft aus. »Nein, Sir. Ich bin bereits komplett verschwunden.«
    Er kniff die Augen zusammen. »Musst du nicht irgendwohin?« Das war keine Frage.
    »Ich –«
    »Geh!«, befahl er und streckte seine Reitgerte ruckartig Richtung Süden aus.
    Olivia schritt blind über das Feld, gedemütigt und empört. Sie war wütend auf sich selbst, weil sie ihm gehorchte und genau in die Richtung floh, in die er gezeigt hatte. War sie denn ein Hund? Sicher hatte er nicht gemeint, sie solle diese bestimmte Richtung einschlagen. Sie sollte nur verschwinden. Ich war ohnehin in dieser Richtung unterwegs , sagte sie sich hitzig, und marschierte wieder auf den Fluss zu.

3
     
Denken Sie immer daran, die Geheimnisse der Familie wie ein Heiligtum zu bewahren, denn keines darf ungestraft verraten werden.
Samuel & Sarah Adams, The Complete Servant
     
    Die Sonne stand hoch am Himmel, als Olivia am Fluss kniete und sich Gesicht und Hände wusch. Sie schrubbte sich eifrig, um den hartnäckigen Schmutz, der sich in die Handlinien und unter den Fingernägeln eingegraben hatte, zu entfernen. Sie hoffte, dass der Schmutz in ihrem Gesicht nicht ebenso zäh an ihr hängen würde. Und auch nicht die Schuldgefühle, von denen sie geplagt wurde. War kein anderes Vorgehen möglich gewesen? Sicher hätte sie ein anderes Mittel ersinnen können, um ihren Vater zu stoppen. Sie hätte den Wachtmeister oder einen Nachbarn rufen können. Aber jetzt war es zu spät. Olivia spritzte sich das kalte Wasser ins Gesicht und wünschte, sie könnte auf diese Weise auch die Erinnerung – und die Reue – abwaschen.
    Sie entdeckte zwei Haarnadeln, die noch in ihren zerzausten Locken hingen, und riss schließlich ein aufgenähtes Zierband von ihrem Unterhemd ab, um die Haare damit zusammenzubinden. Wenn sie das nächste Dorf betrat, wollte sie nicht wie eine Bettlerin oder etwas Schlimmeres aussehen.
    Das Wasser, das viel zu eisig war, um das Waschen zu einer angenehmen Angelegenheit zu machen, erschien ihrer trockenen Kehle dagegen einladend, und sie beugte sich tief hinunter, um zu trinken, wobei sie ihre jetzt saubere Hand als Schale verwendete. Es war kalt und köstlich. Sie beugte sich noch einmal hinunter.
    »Hören Sie mal! Hallo, da drüben! Sie dürfen nicht – geht es Ihnen gut?«
    Immer noch kniend wandte sich Olivia bei diesem Ruf um. Ein Mann in einem schwarzen Anzug und einer weißen Halsbinde näherte sich mit schnellen Schritten. Hinter ihm folgten ein gefleckter Hund und vier kleine Jungen, deren Anblick eine Unbefangenheit bei Olivia bewirkte, die sie sonst nicht empfunden hätte.
    »Mir geht es gut. Ich habe nur Durst.«
    »Oh!« Er trat näher. »Ich fürchtete, Sie hätten die Absicht, sich etwas anzutun. Obwohl ich vermute, dass der Fluss hier zu niedrig ist, um eine große Gefahr darzustellen.«
    »Nein, Sir. Das hatte ich nicht vor.«
    »Natürlich nicht. Verzeihen Sie mir. Eine junge Dame wie Sie sollte keinen Grund haben, so verzweifelt zu sein. Da bin ich mir sicher.«
    Sie zögerte und ihre Lippen erstarrten. »Keinen Grund …«
    »Ich bin Mr Tugwell«, stellte er sich vor und hob den runden schwarzen Filzhut mit der breiten Krempe. »Der Pfarrer von St. Mary’s.«
    »Sehr erfreut.« Sie schätzte ihn auf Mitte Dreißig. Er hatte hellbraunes Haar und ein weiches, ausdrucksvolles Gesicht.
    Er streckte seine Hand aus. »Darf ich Ihnen aufhelfen?«
    »Ich fürchte, ich bin nass und kalt«, entschuldigte sie sich, als sie ihre Hand in seine legte.
    Er zog sie auf die Füße. »Sie haben es ernst gemeint! Man fühlt sich an einen kalten Fisch erinnert.« Er grinste. »Keine Angst. Ich hab schon mit Schlimmerem

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