Das Schweigen der Schwaene
Decke steckt.
Aber wenn du irgendeine Verbindung zwischen den beiden aufdecken willst, brauchen wir mehr Informationen als das bißchen, was Conner über sie herausgefunden hat. Ich will alles wissen, angefangen mit dem, was sie als Sechsjährige zum Frühstück gegessen hat.«
»Und wann soll ich anfangen? « Er hob abwehrend die Hand.
»Schon gut. Gleich nach dem Essen, stimmt's? «
»Ich kann auch jemand anderen auf sie ansetzen. Es ist eine ganz schöne Drecksarbeit, und ich bin noch nicht mal sicher, daß sie uns Gardeaux auch nur einen Schritt näherbringen wird.«
»Tja, im Pub ist im Augenblick nicht allzuviel los. Da kann ich den Auftrag ebensogut selbst erledigen. Sonst noch was? «
»Wir brauchen einen Wachmann vor ihrer Tür. Vielleicht ist Gardeaux nicht besonders glücklich darüber, daß sie noch am Leben ist.« Er verzog das Gesicht. »Aber such jemand Unauffälligen aus, sonst kriegt Joel zuviel.«
»Es ist wirklich nicht einfach mit ihm. Diese Mediziner sind einfach zu empfindlich, wenn es um ihr Territorium geht.« Er dachte kurz nach. »Vielleicht ein Krankenpfleger. Ich könnte Phil Johnson in Chicago anrufen.«
»Wen auch immer. Nur sorg dafür, daß er morgen früh an Ort und Stelle ist.«
»Und was ist mit heute nacht? «
»Heute nacht kümmere ich mich um sie.«
»Du hast schon im Flugzeug kein Auge zugemacht.«
»Und heute nacht wird es genauso sein. Ich werde keinen zweiten Fehler machen, das verspreche ich dir.«
Schon wieder Tanek.
Er sah anders aus, doch im ersten Augenblick wußte Nell nicht, weshalb.
Das grüne Sweatshirt. Er trug keinen Smoking mehr. Und er sah auch nicht mehr wütend und angespannt aus, sondern erschöpft.
Das verstand sie. Sie war ebenfalls erschöpft. So erschöpft, daß es ihr kaum gelang, die Augen offen zu halten. Sie hatte das Gefühl, als treibe sie schwerelos dahin...
Ach genau, sie lag im Sterben. Falls dies der Tod war, war er nicht allzu schlimm.
Sie mußte etwas geflüstert haben, denn er beugte sich über sie.
»Sie sterben nicht. Es ist alles gut.« Er verzog das Gesicht. »Tja, vielleicht nicht gut, aber auf jeden Fall sterben Sie nicht. Wir haben Sie in ein Krankenhaus in den Staaten gebracht. Sie haben ein paar gebrochene Knochen, aber nichts, was sich nicht wieder geradebiegen lässt.«
Dies war ein vager Trost. Nein, es gab nichts, was er nicht wieder geradezubiegen verstand. Das hatte sie bereits bei ihrer ersten Begegnung mit ihm gewußt.
»Schlafen Sie noch ein bisschen.«
Aber das konnte sie nicht. Irgendetwas stimmte nicht. Etwas, das mit dem dunklen Entsetzen in Zusammenhang stand, ehe sie über das Balkongeländer gefallen war. Etwas, das sie fragen mußte. »Jill...«
Seine Miene blieb unverändert, aber trotzdem wallte Panik in ihr auf. Ja, irgendetwas stimmte nicht.
»Schlafen Sie.«
Eilig machte sie die Augen zu. Dunkelheit. Hier konnte sie sich verstecken, verstecken vor der gräßlichen Wahrheit, die hinter Taneks reglosem Gesicht zu spüren gewesen war.
Dann trug die Dunkelheit sie fort.
»Du ißt meine Suppe nicht«, sagte Tania und setzte sich an den Tisch. »Vielleicht findest du, daß sie deiner unwürdig ist? «
Joel Lieber runzelte die Stirn. »Fang nicht damit an. Ich habe einfach keinen Appetit.«
»Du arbeitest von Tagesanbruch bis tief in die Nacht, und deine Sekretärin sagt, daß du nur selten zu Mittag ißt. Also mußt du Hunger haben.« Sie begegnete ruhig seinem Blick. »Was bedeutet, daß du denkst, daß meine Suppe deiner nicht würdig ist. Aber ich verstehe nicht, wie du das denken kannst, denn schließlich hast du sie noch nicht einmal probiert.«
Er griff nach seinem Löffel, tauchte ihn in die Suppe und führte ihn an seinen Mund. »Köstlich«, knurrte er.
»Und jetzt den Rest. Beeil dich, denn sonst wird der Braten vollkommen kalt.«
Er legte den Löffel fort. »Hör auf, mich in meinem eigenen Haus herumzukommandieren.«
»Warum? Schließlich ist dies der einzige Ort, an dem du überhaupt Befehle entgegennimmst. Du bist ein furchtbar arroganter Mann.« Sie löffelte genüßlich ihre Suppe. »Im
Operationssaal kann man dir deine Arroganz verzeihen, denn wahrscheinlich kennst du dich dort besser als alle anderen aus.
Aber hier kenne ich mich am besten aus.«
»Egal, worum es auch immer geht. Seit du hier eingezogen bist, hast du mir das Leben zur Hölle gemacht.«
Sie lächelte. »Du lügst. Du warst noch nie so zufrieden wie jetzt.
Ich versorge dich mit feinem Essen, leihe
Weitere Kostenlose Bücher