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Das Schweigen der Schwaene

Das Schweigen der Schwaene

Titel: Das Schweigen der Schwaene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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Logischste ist. Sie sieht aus, als wäre in ihrem Gesicht kein einziger Knochen mehr an seinem Platz.«
    »Warum wurde Richard Calder umgebracht? Er war nicht auf der Liste.«
    »Seine vierjährige Tochter stand auch nicht drauf.«
    »Himmel.«
    Nicholas schloss die Augen vor dem Bild, das ihn erwartet hatte, als er in die Suite gekommen war. Es half nichts. Egal, ob er die Augen schloss oder sie offen hielt, immer wieder tauchte das Schreckensszenario vor ihm auf. »Ich hab's versaut, Jamie. Ich dachte, es wäre wieder mal ein Flop.«
    »Da warst du nicht der einzige. Kabler war ebenfalls der Ansicht, daß sich eine Einmischung nicht lohnt.«
    »Aber ich habe mich eingemischt. Ich war dort. Ich hätte es verhindern können.«
    »Ganz allein?«
    »Ich hätte sie warnen können. Sie war ganz vernarrt in das Kind.
    Vielleicht hätte sie auf mich gehört.«
    »Oder sie hätte gedacht, du bist verrückt. Das weiß man nicht.
    Wenn sie tatsächlich irgendwelche Beziehungen zu Gardeaux unterhält, dann trifft allein sie die Schuld.« Er machte eine Pause. »Brauchst du Hilfe, um von der Insel runterzukommen? «
    »Nicht, wenn ich sofort abfahre. Kabler ist noch nicht da. Ich habe bereits mit den hiesigen Polizisten gesprochen, also kann ich gehen, wenn ich will. Wir treffen uns am Flughafen.« Mit diesen Worten hängte er ein.
    5 . Juni Minneapolis, Minnesota
    Am Flughafen stand ein stirnrunzelnder Joel Lieber mit einem Krankenwagen bereit. »Ich habe dir gesagt, daß ich mit dieser Sache nichts zu tun haben will, Nicholas. Ich bin zu beschäftigt, um mich mit Männern wie Kabler herumzustreiten. Sie mischen sich überall ein - Vorsicht! « Er wandte sich den Sanitätern, die die Trage aus dem Flugzeug hievten, zu. »Keine Erschütterung.
    Wie oft muß ich euch noch sagen, daß es nicht die geringste Erschütterung geben darf? « Er folgte der Trage zum Krankenwagen und warf über die Schulter zurück: »Fahrt in mein Büro. Sobald ich sie untersucht habe, treffe ich euch dort.
    Hat sie inzwischen ihr Bewußtsein wiedererlangt? «
    »Nur einmal, kurz nachdem wir sie gefunden hatten. Die Stichwunden sind nicht tief, aber sie hat einen gebrochenen Arm und ein gebrochenes Schlüsselbein. In der Notaufnahme in Athen haben sie die Brüche gerichtet, aber ich habe gesagt, daß niemand an ihr Gesicht gehen soll.«
    »Diese ehrenvolle Aufgabe überlaßt ihr also lieber mir«, stellte Joel sarkastisch fest. »Zusammen mit der weniger ehrenvollen Aufgabe, mit Kabler herumzustreiten, der bestimmt nicht so schnell lockerlässt.«
    »Ich werde dir Kabler vom Leib halten.«
    »Du meinst, du wirst es versuchen. Er hat mich heute schon zweimal angerufen. Es scheint ganz so, als wäre er nicht allzu glücklich darüber, daß ich euch beim illegalen Transport einer wichtigen Zeugin behilflich gewesen bin.«
    »Sie braucht dich, Joel.«
    »Die ganze Welt braucht mich«, seufzte er. »Das ist der Fluch der Brillanz.« Er stieg in den Krankenwagen. »Allerdings bin ich unglücklicherweise nur Supermann, nicht Gott. Ich sage euch später, ob ich ihr helfen kann.«
    »Ich glaube, der einzige Abschluß, den er nicht hat, ist der in Veterinärmedizin.« Jamies Blick wanderte über die Diplome und Auszeichnungen an der Wand in Liebers Büro. »Ich frage mich, weshalb er den ausgelassen hat.«
    »Immerhin kennt er sich gut genug aus, um auch auf diesem Gebiet so etwas sie ein Fachmann zu sein. Als Sam einmal in einer Koyotenfalle gesessen hat, hat er sein Bein wunderbar wieder hingekriegt.«
    »Du meinst, es gibt Augenblicke, in denen er all diese Speichellecker verläßt und dich Hinterwäldler besucht? «
    »Selbst Supermann hat all die Streicheleinheiten manchmal satt.«
    »Aber nicht oft.« Joel Lieber betrat sein Büro, schleuderte seine Aktentasche auf den Tisch und warf sich in den Ledersessel hinter dem großen Tisch. »Anbetung ist die Nahrung, von der ein Genie nun einmal lebt. Ich verschreibe mir täglich eine Überdosis davon, und ich habe den Eindruck, daß es mir durchaus bekommt.«
    »Das verstehe ich.« Jamie nickte zustimmend mit dem Kopf.
    »Wie läuft der Pub? « fragte Joel.
    »Das Geschäft blüht.«
    »Dann hättest du in Dublin bleiben sollen, statt dich erneut mit Nicholas einzulassen.«
    »Was wir tun sollten und was wir tatsächlich tun, stimmt leider nur selten überein.« Er lächelte. »Wir sehen ein Problem, eine Herausforderung, und schon stürzen wir uns drauf. Stimmt's nicht, Joel? «
    Joel verzog das Gesicht. »Ich

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