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Das Schwein - Ein obzoener Thriller

Das Schwein - Ein obzoener Thriller

Titel: Das Schwein - Ein obzoener Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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Leonard zu schneiden.
    Es dauerte die ganze Nacht, aber in seiner Rolle als glücklicher Metzger raste die Zeit an Leonard nur so vorbei. Er hatte unzählige Male dabei zugeschaut, als sein Vater Schweine zerlegte, und ihm ebenso oft dabei geholfen. Arnold wurde blitzschnell mit einem scharfen Messer gehäutet. Die Entnahme der Innereien verlief ebenso zügig – wenn sie auch etwas streng rochen – er entfernte sie und entsorgte sie in einer zuvor ausgehobenen Grube im Hinterhof. Genauso schnell folgten die Hufe und, leider Gottes, auch Arnolds Kopf. Es bereitete ihm zwar einige Schwierigkeiten, mit einer Axt zum Holzhacken in einem Bereich zu hantieren, der normalerweise Bandsägen vorbehalten war, aber Leonard fand, dass sich das provisorische Hilfsmittel ganz gut machte. Das Vierteilen erledigte er größtenteils draußen auf der hinteren Veranda bei den Hecken; die Hunde sahen ihm mit eifrigem Interesse dabei zu und Leonard – jetzt ganz der großzügige Fleischlieferant – schmiss ihnen rohe Brocken zu, was in ihnen pure Begeisterung hervorrief.
    Als Nächstes ging er zurück ins Haus und befreite das Schwein von überflüssigem Fett. Die mustergültig tranchierten Schinken, Flanken, Schenkel und Schultern lagerte er in einem großen Topf mit Salzwasser ein, wo sie mehrere Tage zur Konservierung zubringen würden. Den Rest schnitt er zurecht und zerteilte ihn weiter, um ihn im Kühlschrank zu verstauen. Den Schinken zu bekommen, war am schwierigsten, weil er das Muskelfleisch, das die Rippen bedeckte, dafür akribisch genau von der Bauchdecke ablösen musste. Bevor Leonard mit dieser heiklen Aufgabe begann – er mochte Schinken wirklich gern –, hatte er ein ausgewähltes großes Lendenstück in den Ofen gelegt, es mit Salz und wild wachsenden Zwiebeln aus dem Garten besprenkelt, dann mit Folie zugedeckt und bei 180 Grad für anderthalb Stunden gebacken.
    Er lief durch die Küche und rieb sich dabei die Hände. In kürzester Zeit wurde der üble Geruch des Hauses nach Blut, Exkrementen, Erbrochenem und Entsetzen von einem Aroma überlagert, das er nur als Geschenk des Himmels beschreiben konnte. Das ließ Leonard nicht nur das Wasser im Munde zusammenlaufen, sondern brachte ihn regelrecht zum Sabbern. Als die Essenszeit nahte, kicherte Leonard laut vor sich hin, und als er die brutzelnde Lende aus dem Ofen holte und auf den Tisch stellte, hatte er eine Erektion, die so hart war, als würde Esther, die verdorbene Epiphanierin, erneut seinen Sexualtrieb mit ihren Füßen anregen.
    Er aß die gesamte Lende und sank einige Zeit später erschöpft, vollgefressen und grinsend in den Stuhl zurück.
    Er träumte, dass er auf einer prächtig geschmückten Bühne vor einem jubelnden Publikum von mindestens 1000 Leuten stand. Ein Mann im Smoking, der wie Bob Barker aussah, bevor er richtig alt geworden war, hielt eine glänzende goldene Trophäe in einer Hand und ein Mikrofon in der anderen. Seine elektronisch verstärkte Stimme donnerte: »Und jetzt zum heutigen Gewinner in der Kategorie bestes Filmdebüt. Es ist … Der Beichtvater von Leonard D’Arava!«
    Leonard weinte, als er aufstand. Sein Herz und seine Lebensgeister blühten auf. Esther, die Epiphanierin, war dort und jubelte ihm zu, ebenso Sissy und Snowdrop – natürlich nackt – und die Empfangsdame aus dem Widow’s Walk. Außerdem noch Leonards toter Vater, Rocco und Knuckles, sogar George aus Zellenblock D. »Jaaaa!«, kreischte Esther, während Blut aus ihren ausgestreckten Händen quoll. »Gut gemacht, Kleiner«, sagte Rocco. »Ich bin stolz auf dich, mein Sohn«, meinte sein Vater. »Isch werd’s mir selbst mit da Hand mach’n, nachdem isch dir den Arsch geweckt hab«, sagte George.
    Der Applaus brachte die Halle, in der die Preisverleihung stattfand, zum Beben. Ballons fielen in Massen von der gewaltigen Kuppeldecke und dann gesellten sich das Klick-Klick-Klick-Klick! und das Blitzlichtgewitter der Presse hinzu. Leonard badete darin. Das ist für mich, alles für mich!, schoss ihm der ungläubige Gedanke durch den Kopf. All diese Menschen jubeln MIR zu!
    Da drehte sich der Bob-Barker-Klon mit geblecktem Gebiss zu ihm um; und in diesem Moment setzte die Zeitlupe ein. Zentimeter für Zentimeter, Schritt für Schritt überquerte Leonard die Bühne. Sein Lächeln schien sein gesamtes Gesicht erfasst zu haben und die Zeit schien noch langsamer zu vergehen, als Bob Barker schließlich die funkelnde Trophäe an den Gewinner überreichte.
    Leonard

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