Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition)
für Ishaqs Transportunternehmen Wagen belud und Eisen für Victors Schmiedewerkstatt fuhr. Damals waren sie in dem Glauben gewesen, er sei mit Nicci verheiratet. Dass er eigentlich ihr Gefangener war, wussten sie nicht.
Die Entdeckung, dass er in Wahrheit Lord Rahl war, der fast sagenumwobene Freiheitskämpfer aus dem fernen Norden, war für die beiden immer noch ein wenig verwirrend. Sie neigten dazu, ihn so zu sehen, wie sie ihn kennen gelernt hatten: als einen der ihren, der sich erhoben hatte, um mit ihnen gegen die Tyrannei zu kämpfen. Sobald das Gespräch auf Lord Rahl kam, wurden sie nervös, so als wüssten sie plötzlich nicht mehr, wie sie sich in seiner Gegenwart benehmen sollten.
Als Cara daranging, ihre restlichen Sachen in den Satteltaschen zu verstauen, legte Nicci Ishaq eine Hand auf die Schulter.
»Entschuldige, aber bevor er aufbricht, muss ich Richard einen Moment unter vier Augen sprechen.«
Ishaq nickte. »Victor und ich werden draußen warten. Wir haben auch etwas zu besprechen.«
Die beiden Männer waren bereits auf dem Weg zur Tür, da gab Nicci Cara einen kurzen Wink, worauf diese ihrem Pferd einen Klaps auf die Flanke versetzte, dann den beiden Männern aus dem Stallgebäude nach draußen folgte und das große Tor hinter sich zuzog. Richard war erstaunt, ja fast ein wenig besorgt, Cara so ohne jedes Widerwort gehen zu sehen.
Nicci stand im sanften Schein der Lampe vor ihm, die Finger ineinander verschlungen. Er fand, dass sie einen ziemlich bedrückten, ja fast unsicheren Eindruck machte.
»Ich mache mir Sorgen um dich, Richard. Ich finde, ich sollte dich begleiten.«
»Ihr habt heute Abend etwas in Gang gesetzt, das Ihr meiner Meinung nach auch zu Ende bringen müsst.«
Sie seufzte. »Da hast du wohl Recht.«
Ihm war noch immer nicht ganz klar, was sie eigentlich in Gang gesetzt hatte und was sie dabei im Sinn gehabt haben mochte, aber er hatte es eilig aufzubrechen. Sosehr er um Niccis Sicherheit besorgt war, seine Sorge um Kahlan war ungleich größer.
»Aber ich weiß noch immer nicht …«
»Ihr könnt nachkommen, sobald Ihr den Leuten hier geholfen und die unmittelbare Bedrohung durch die im Anmarsch auf die Stadt befindlichen Soldaten abgewendet habt«, erklärte Richard ihr. »Angesichts der Tatsache, dass dieser Zauberer Kronos die Truppen anführt, werden die Menschen hier Eure Hilfe gewiss gebrauchen können.«
»Ich weiß.« Sie nickte. Dieses Thema hatten sie ja bereits in aller Ausführlichkeit diskutiert. »Glaub mir, ich bin fest entschlossen, die Gefahr auszuschalten, die Altur’Rang droht. Aber ich habe nicht die Absicht, allzu viel Zeit darauf zu verschwenden, damit ich schon bald fortkann, um dir hinterherzureiten.«
Eine Woge kalter Angst überlief ihn, als ihm plötzlich dämmerte, worin ihr Plan im Wesentlichen bestand. Am liebsten hätte er ihr geraten, ihr Vorhaben augenblicklich zu vergessen, aber er zwang sich, den Mund zu halten, schließlich erwartete auch ihn eine wichtige und gefährliche Aufgabe, die keinen Aufschub duldete. Unter allen Umständen wollte er vermeiden, sich anhören zu müssen, sein Plan sei undurchführbar.
Zudem war sie eine Schwester der Finsternis – eine jener sechs Frauen, die es geschafft hatten, im Palast der Propheten seine Lehrerinnen zu werden – und eine Hexenmeisterin, die sehr wohl wusste, was sie tat. Nicci war für jeden, der sich ihr widersetzte, eine ernst zu nehmende Gefahr. Er hoffte nur, dass sie kein unüberlegtes Risiko einging, nur um ihn rascher wieder unter ihre Fittiche nehmen zu können.
Richard, unschlüssig, was sie eigentlich von ihm wollte, hakte die Daumen in seinen Gürtel. »Ihr seid herzlich aufgefordert, Euch mir anzuschließen, wann immer Ihr es einrichten könnt. Aber das sagte ich ja schon.«
»Ich weiß.«
»Ich möchte Euch einen Rat geben.« Er wartete, bis sie den Kopf hob und ihm in die Augen sah. »Ganz gleich, für wie mächtig Ihr Euch auch haltet, schon etwas so Einfaches wie ein Pfeil kann Euer Verderben bedeuten.«
Ein flüchtiges Lächeln ging über ihr Gesicht. »Den Rat gebe ich dir gern zurück, Zauberer.«
Ihm kam ein Gedanke. »Wie wollt Ihr mich überhaupt finden?«
Sie hob die Hand, packte den Kragen seines Hemdes und zog ihn zu sich heran. »Deswegen wollte ich ja mit dir alleine sein. Ich werde dich mit Magie berühren müssen, um dich wieder zu finden.«
Sofort regte sich Richards Argwohn. »Mit was für einer Art von Magie?«
»Ich denke, man könnte
Weitere Kostenlose Bücher