Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition)
daran zur Hochzeit geschenkt. Angesichts der chaotischen Begleitumstände damals und unserer großen Sorge beschlossen Kahlan und ich, ihr Friedensangebot erst einmal anzunehmen.«
Doch dann war für eine gewisse Zeitspanne alle Magie versiegt, und da sie nichts davon wussten, hatte schließlich auch die Halskette ihre magische Wirkung verloren, und Kahlan war schwanger geworden – ein Zustand, den die Männer in jener fürchterlichen Nacht, als sie sie erbarmungslos zusammenschlugen, auf brutale Weise beendet hatten.
Dieses vorübergehende Versiegen der Magie hatte aber möglicherweise noch weiter reichende Folgen, denn es galt als durchaus denkbar, dass die Welt dadurch einen grundlegenden, unwiderruflichen Wandel durchmachte, der letztlich das Ende aller Magie bedeuten würde. Kahlan war jedenfalls fest davon überzeugt, denn anders wäre eine Reihe merkwürdiger Geschehnisse nicht zu erklären gewesen. Zedd hatte es einen Dominoeffekt genannt, der, einmal begonnen, nicht mehr aufzuhalten sei. Richard dagegen war sich dessen nicht so sicher.
»Shota wird sich bestimmt an die Halskette erinnern, die sie Kahlan zum Geschenk gemacht hat. Wenn sich jemand an sie erinnert, dann Shota. Es gab zwar des Öfteren Meinungsverschiedenheiten zwischen uns, andererseits habe ich ihr auch schon in der Vergangenheit geholfen, wenn auch unwissentlich. Sie schuldet mir etwas, und deshalb wird sie mir helfen. Sie muss es einfach tun.«
Resigniert warf Nicci die Hände in die Luft. »Natürlich! Es musste ja ausgerechnet ein Gegenstand sein, den Kahlan trägt und der sich nicht in deinem Besitz befindet. Merkst du eigentlich nicht, was du tust? Wieder einmal hat sich dein Verstand etwas zusammenfantasiert, das sich nicht belegen lässt – wie praktisch! Was immer du als Beweis anführst, ist entweder nicht zur Hand oder für uns unsichtbar. Diese Halskette ist doch auch nur ein Versatzstück aus deinem Traum.« Sie presste eine Hand an die Stirn. »Diese Hexe wird sich nicht an Kahlan erinnern, Richard, weil diese Kahlan nicht existiert.«
»Shota kann mir helfen, das weiß ich. Und ich weiß auch, dass sie es tun wird. Ich wüsste keine bessere Gelegenheit, mir Klarheit zu verschaffen. Die Zeit zerrinnt mir zwischen den Fingern. Je länger Kahlan sich in der Gewalt ihrer Entführer befindet, desto größer die Gefahr für ihr Leben und desto geringer meine Chance, sie zurückzubekommen. Ich muss ganz einfach zu Shota.«
»Und angenommen, du irrst dich?«, wandte Nicci ein. »Was, wenn diese Hexe sich weigert, dir zu helfen?«
»Ich werde alles tun, was nötig ist, um sie dazu zu bewegen.«
Entschlossen riss Richard die Zügel herum und lenkte sein Pferd und die daran angebundenen Tiere Richtung Tor. »Die beste Chance, mir Klarheit zu verschaffen, habe ich, wenn ich Shota aufsuche, und nichts wird mich daran hindern.«
Richard duckte sich unter dem großen Tor hindurch, und kurz darauf ritten sie hinaus in die Nacht. Draußen, jenseits des weitläufigen Parkgeländes, war noch immer das monotone Zirpen der Zikaden zu hören.
Unversehens ließ er sein Pferd noch einmal wenden und sah Nicci in der Toröffnung stehen, rücklings angestrahlt vom Schein der Laterne. »Nehmt Euch in Acht«, riet er ihr. »Wenn nicht um Eurer selbst willen, dann wenigstens mir zuliebe.«
Das brachte sie endlich zum Lächeln. Resigniert schüttelte sie den Kopf. »Euer Wunsch sei mir Befehl, Lord Rahl.«
Mit einem Wink verabschiedete er sich von Victor und Ishaq.
»Gute Reise«, rief Ishaq und zog seinen Hut. Victor salutierte mit einem Faustschlag auf sein Herz. »Lasst Euch, sobald Ihr könnt, wieder bei uns blicken, Richard.«
Er versprach es ihnen.
Kaum waren sie auf der Straße, da schüttelte Cara auch schon den Kopf. »Ich weiß wirklich nicht, warum Ihr Euch die Mühe gemacht habt, mir das Leben zu retten. Wir reiten geradewegs in den Tod, ist Euch das eigentlich klar?«
»Ich dachte, Eure Anwesenheit hätte gerade den Zweck, das zu verhindern.«
»Ich weiß nicht, ob ich Euch vor einer Hexe beschützen kann, Lord Rahl. Mit einer Macht wie der ihren hatte ich noch nie zu tun, ich habe auch noch von keiner Mord-Sith gehört, auf die das zutraf. Ich werde mein Bestes tun, aber über eins solltet Ihr Euch im Klaren sein: Es ist gut möglich, dass ich Euch vor einer Hexe nicht beschützen kann.«
»Oh, darüber würde ich mir nicht den Kopf zerbrechen, Cara.« Er presste seine Schenkel zusammen und verlagerte das Gewicht, um sein
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