Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition)
bedacht, ausschließlich den Pfeil … sowie das ausgetretene Blut zu eliminieren.«
Richard fragte sich, was wohl aus den Dingen wurde, wenn sie mit subtraktiver Magie in Berührung kamen – was mit seinem Blut passiert war -, doch schon jetzt schwindelte ihm der Kopf von der Geschichte, außerdem wollte er vor allem eins: dass sie endlich zum springenden Punkt käme.
»Aber zusätzlich zu alldem«, fuhr Nicci fort, »zusätzlich zu dem schweren Blutverlust, der Verletzung, der fürchterlichen Situation, nicht genug Luft zu bekommen, dem Stress, dem du ausgesetzt warst, während ich die gewöhnliche additive Magie zu deiner Heilung benutzte – ganz zu schweigen von dem Element des Unbekannten, das die Anwendung subtraktiver Magie mit sich bringt – hast du eine Erfahrung durchgemacht, deren Ausgang bestenfalls unvorhersehbar genannt werden kann. Eine so schwere Krise kann unerwartete Folgen haben.«
»Unerwartete Folgen?«
»Nun, es lässt sich nicht so leicht erklären. Mir blieb keine andere Wahl, ich musste zu extremen Mitteln greifen. Nach meinem Empfinden warst du längst jenseits der Grenzen jeglicher Einflussnahme. Du musst versuchen zu begreifen, dass du dort eine Zeit lang nicht du selbst warst.«
Cara hakte einen Daumen hinter ihren roten Ledergürtel. »Nicci hat Recht, Lord Rahl. Ihr war nicht Euer gewohntes Selbst. Ihr habt Euch mit Händen und Füßen gegen uns zur Wehr gesetzt. Ich musste Euch gewaltsam runterdrücken, damit sie Euch helfen konnte. Ich habe Männer bewacht, die an der Schwelle des Todes standen; es geschehen seltsame Dinge mit ihnen, sobald sie sich an diesem Ort befinden. Glaubt mir, in jener allerersten Nacht wart Ihr sehr lange dort.«
Richard verstand nur zu gut, was sie meinte, wenn sie sagte, sie hätte über Männer gewacht, die an der Schwelle des Todes standen. Das Foltern war einst der Lebenszweck der Mord-Sith gewesen – zumindest, bis er all diese Dinge geändert hatte. Er trug noch immer den Strafer Dennas bei sich, jener Mord-Sith, die in dieser Eigenschaft einst über ihn gewacht hatte. Sie hatte ihm ihren Strafer als aufrichtige Geste ihrer Dankbarkeit vermacht, weil er sie von dem Wahnsinn dieser grauenhaften Pflicht befreit hatte – obwohl sie wusste, dass der Preis dieser Freiheit ein Stoß seines Schwertes durch ihr Herz sein würde.
Nicci breitete die Hände aus, so als wollte sie ihn beschwören, sich mehr Mühe zu geben, zu begreifen. »Erst warst du bewusstlos, anschließend hast du eine ziemlich lange Zeit geschlafen. Ich musste dich wieder beleben, um dich dazu zu bringen, wenigstens einen Schluck Wasser zu trinken und etwas Brühe zu dir zu nehmen, gleichzeitig war es dringend erforderlich, dass du im Tiefschlaf bliebst, damit du wieder zu Kräften kommen konntest. Ich musste einen Bann benutzen, um dich in diesem Zustand zu halten. Du hattest viel Blut verloren; hätte ich dir zu früh erlaubt, wieder aufzuwachen, hätte dies deine noch schwachen Kräfte überfordert, und du hättest uns … entgleiten können.«
Sterben, das war es, was sie meinte; er hätte sterben können. Richard holte tief Luft. Er hatte ja keine Ahnung gehabt, was während der letzten drei Tage alles passiert war. Im Grunde erinnerte er sich nur an den Kampf und anschließend an das Erwachen – nachdem er das Heulen des Wolfes gehört hatte.
Er versuchte, ihr zu zeigen, dass er ruhig und verständnisvoll sein konnte, obwohl ihm weder nach dem einen noch dem anderen zumute war. »Nicci, was hat das alles mit Kahlan zu tun?«
Ihre Züge erstarrten zu einer beklemmenden Mischung aus Mitgefühl und Besorgnis. »Richard, diese Frau, Kahlan, ist nichts weiter als ein Produkt deiner Fantasie aus jener Zeit, bevor ich dich heilen konnte, als du dich in diesem verwirrten Zustand aus Schock und Delirium befandest.«
»Ich habe mir das nicht eingebildet, Nicci!«
»Du standest auf der Schwelle des Todes«, erwiderte sie und befahl ihm mit erhobener Hand, zu schweigen und ihr zuzuhören. »Dein Verstand war auf der Suche nach einem Menschen, der dir helfen konnte – jemand wie diese Kahlan. Bitte glaube mir, wenn ich sage, das ist ganz verständlich. Jetzt aber bist du wach und musst der Wahrheit ins Gesicht sehen.«
Es verschlug ihm glatt die Sprache. Er wandte sich herum zu Cara und flehte sie an – wenn schon nicht, ihm zu Hilfe, dann wenigstens wieder zur Besinnung zu kommen. »Wie könnt Ihr so etwas auch nur denken? Wie könnt Ihr einen solchen Unfug
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