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Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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Richard Drengot und seinen Männern erging. Zumindest schien es ihm zu glücken, die feindliche Reiterei fernzuhalten. Das wäre sonst Onfrois sicheres Ende gewesen.
    Auch die Schwaben verloren Männer, aber nicht im gleichen Maße. Sie standen in fester Ordnung, und wenn einer fiel, schlossen sie rasch die Lücken, so dass kein Durchdringen ihrer Linien möglich war. Ihre Disziplin war beeindruckend – und vor allem tödlich.
    Doch Onfroi ließ nicht nach. In immer neuen Wellen stürmten er und seine Krieger heran, nur um keine Lücken zu finden und erneut an der Schildmauer abzuprallen. Jedes Mal blieben weitere Tote und Verletzte zurück. Reiterlose, oft verwundete Pferde liefen kopflos umher, andere wieherten schrill im Todeskampf. Vor den Reihen des Feindes häuften sich die Leichen. Der Boden wurde von Hufen aufgewühlt und die Erde begann, sich braun und rot zu färben.
    »Warum zum Teufel helfen wir ihnen nicht?«, murrte Ragnar aufgebracht.
    Er sprach aus, was wir alle dachten. Man spürte förmlich die Anspannung unter den Männern, denn es war unerträglich, mit anzusehen, wie die Kameraden vor unseren Augen niedergemetzelt wurden. Die Furcht vor der Schlacht, mit der wir am Morgen aufgestanden waren, war einer ohnmächtigen Wut gewichen. Wir wollten es den verdammten Schwaben endlich zeigen.
    Robert tat, als hätte er Ragnar nicht gehört, doch an seinen zusammengekniffenen Lippen konnte ich sehen, dass es in ihm arbeitete. Jedes Mal, wenn er zu den Kämpfen auf der Anhöhe hinüberschaute, dachte ich, jetzt muss er doch endlich den Befehl geben. Doch er spornte nur immer weiter seinen Grauschimmel voran. Und wir mussten ihm folgen, um diesen dreimal verfluchten Hügel zu umrunden.
    Endlich hob er den Arm und ließ den Befehl ausgeben, rechts und links von ihm eine Doppelreihe zu bilden. Während dies geschah, winkte er Fulko und mich zu sich heran.
    »Ihr macht euch jetzt besser auf den Weg«, raunte er uns zu. »Wenn nötig, folgt dem Bastard bis nach Capua. Und egal, was hier gleich geschieht, auch wenn wir alles verlieren, lasst euch davon nicht ablenken. Ich will den Mann tot sehen.«
    »Ist gut, Robert. Viel Glück.«
    Ich hatte einen dicken Kloß im Hals stecken. Und wie zum Teufel wir in diesem Durcheinander Pandulf finden sollten, war mir ein Rätsel, aber das wollte ich Robert nicht eingestehen. Wir mussten es einfach versuchen. Wir winkten den anderen Gefährten zu, die uns begleiten sollten, und lösten uns unter den verwunderten Blicken der Truppe aus der Angriffsformation.
    »Ihr wollt kämpfen, Jungs?«, hörte ich Robert mit gewaltiger Stimme rufen. Er deutete mit der Speerspitze auf die Schwaben. »Da ist euer Feind. Diese Arschficker halten uns für Memmen und Schwächlinge. Wollt ihr das hinnehmen?«
    Sie schlugen mit den Speeren auf ihre Schilde und brüllten wie ein Mann ihre Wut heraus. Auch die Gäule waren aufgeregt, wieherten oder tänzelten auf der Stelle, ungeduldig vorzupreschen.
    »Dann zeigt ihnen, zu was Normannen fähig sind.« Sein Arm holte weit aus und gab das Zeichen zum Angriff. »Altavilla!«, brüllte er seinen Schlachtruf und gab dem Grauschimmel die Sporen.
    »Altavilla!«, donnerte es aus den Reihen der Männer wie ein gewaltiges Echo. Die ganze Schlachtreihe setzte sich in Bewegung, allen voran Robert und sein Bannerträger. Zuerst im Trab, dann immer schneller die leichte Anhöhe hinauf. Der Boden schien unter dem Trommeln der Hufe zu zittern, Erdklumpen flogen, und immer noch brüllten sie dem Feind ihren Schlachtruf entgegen.
    Nur wir blieben etwas verloren zurück und verfolgten gebannt, wie unsere Kameraden gegen die Schildwand des Feindes krachten. Ich erkannte Rollo im Getümmel mit seinem Hammer wüten, Rainulf, der die mächtige Streitaxt führte, und Robert, der sie immer wieder anfeuerte und unter den Vordersten die Bresche suchte. Gewiss war es der Tod so vieler Männer unter Onfrois Leuten, der die Unsrigen zu ungewöhnlicher Wildheit anstachelte, denn zum ersten Mal schienen die Reihen der Schwaben zu wanken. Natürlich hatten sie Roberts Umzingelung bemerkt und einen Teil ihrer Krieger neu formiert, um auch diesem Ansturm zu begegnen. Doch da nun auch Onfroi seine Mühen verdoppelte, verloren sie immer mehr an Männern und begannen langsam, Schritt für Schritt zurückzuweichen.
    »Robert ist gefallen«, schrie Thore plötzlich auf.
    Mir fuhr der Schreck in die Glieder. Sein Banner war noch zu sehen, doch ihn selbst konnte ich nirgendwo mehr

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