Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)
und seine vier verbliebenen Söldner. Ich spürte wilden Jubel in mir aufsteigen, hatten wir den Bastard doch tatsächlich erwischt.
»Was zum Teufel geht hier vor?«, rief der Fürst mit einer Stimme, die nicht mehr so fest wie vorher klang.
»Lasst die Waffen fallen und ergebt euch«, sagte ich.
Der Fürst blickte wild um sich, musste aber zusehen, wie seine restlichen Leute Schwerter und Schilde zu Boden warfen. Zwei von den Unsrigen sammelten die Waffen ein, dann befahl Falko den Gefangenen, von ihren Pferden zu steigen, um sich binden zu lassen. Nur Pandulf blieb im Sattel sitzen. Seine Faust umklammerte trotzig den Griff des Schwertes an seiner Seite.
Ich riss mir Helm und Kettenhaube vom Kopf. Als ich mir den Schweiß abwischte, war meine Hand blutig von dem Kratzer auf der Wange.
»Weiter oben ist uns einer entkommen«, sagte Fulko. »Ich glaube, es war Arichis. Der muss die Falle gerochen haben.«
»Schade. Den hätte ich auch gerne geschnappt.«
Bei diesen Worten blickte Pandulf mich erstaunt an. »Ich glaube, ich kenne dich«, sagte er, und etwas wie Furcht flackerte in seinen Augen. »Du bist il Guiscardos Bote.«
»Ganz richtig.« Ich trat an ihn heran. »Und du steigst jetzt besser auch vom Pferd, Prinz von Capua.«
Mit einem spöttischen Lächeln tat er, was ich verlangte. Ich ließ ihn entwaffnen und die Hände auf den Rücken binden wie bei den anderen. Jemand nahm ihm den Helm ab.
»Es ist dir also gelungen, den Fürst von Capua gefangen zu nehmen.« Er grinste, offensichtlich von seinem ersten Schreck erholt. »Glückwunsch, mein Junge, denn jetzt hast du dir ein hübsches Lösegeld verdient. Ich mache dich reicher, als du es dir jemals hättest erträumen können.« Er drehte sich zu den anderen um. »Und deine Kameraden auch. Hört ihr? Bei meiner Ehre werde ich nicht versuchen, zu fliehen. Schickt Boten nach Capua. Man wird euch für meinen Austausch reich entlohnen.«
»Für Drogos Mörder ist kein Lösegeld hoch genug.«
»Was soll ich mit Drogos Tod zu tun haben?«
Ich lachte bitter. »Dein Arichis hat mir alles erzählt. Und wie ich sehe, hat er dich rechtzeitig im Stich gelassen. Ein Kerl wie der arbeitet doch für beide Seiten.«
Das verunsicherte ihn, denn er schien mir die Lüge unbesehen zu glauben. In seiner Welt war Verrat wohl eine alltägliche Angelegenheit. Aber dann zuckte er nur mit den Schultern.
»Vielleicht hätte ich ihn besser bezahlen sollen«, sagte er. Doch gleich wurde er wieder herrisch. »Du hast mich gefangen, also führ mich jetzt vor deinen Herrn, damit wir die Sache hinter uns bringen.«
»Erklär mir erst, was du über Gaitelgrima gesagt hast«, forderte ich ihn auf. »Im Lager des Papstes. Etwas über das Gift dieser Schlange, vor dem Onfroi sich vorsehen sollte.«
Die Frage hatte mich schon eine ganze Weile beschäftigt. Er sah mich erstaunt an. Dann kräuselte ein spöttisches Lächeln um seine Lippen.
»Das möchtest du wohl gerne wissen.« Er kam einen Schritt näher und beugte sich vor, um in mein Ohr zu raunen: »Ihr Normannen seid wirklich zu dumm. Ihr verfluchter Bruder hat sie doch gezwungen, deinen Drogo zu ehelichen. Dabei ist sie eure größte Feindin. Sie hasst euch Bauerntölpel aus dem Norden. Du siehst, Drogo hat sie schon erledigt. Bald wird ihr auch Onfroi ins Netz gehen.«
Ich fuhr entsetzt zurück. »Nicht sie war es, die Drogo ermorden ließ, sondern du.«
Er lachte hässlich. »Aber sie wusste davon. Deshalb war Arichis doch in Melfi.«
Plötzlich packte mich eine unbändige Wut auf diesen Kerl, der die Welt mit seinen Lügen vergiftete. In diesem Augenblick war er der Inbegriff alles Schlechten. Er war verantwortlich für Drogos Mord, irgendwie auch für diesen Krieg, vielleicht sogar für Roberts Tod. Suchte er jetzt seinen Kopf zu retten, indem er Zwietracht säte und Onfrois Weib beschuldigte? Ich zog mein Schwert.
Er blickte in meine Augen, und was er sah, machte ihm Angst. »Rühr mich nicht an!«, schrie er und wich erschrocken zurück. Fast wäre er gestolpert.
»Willst du wissen, was Robert mir aufgetragen hat, du Bastard?«, brüllte ich. »Jedenfalls kein Lösegeld und vor allem keine Gnade.«
Jetzt stand pure Panik in seinem Gesicht. Ich aber konnte nicht länger an mich halten und stieß ihm die Schwertspitze in das verdammte Lügenmaul. Sein Kopf wippte zurück, Blut quoll ihm aus dem Mund. Er spuckte ein paar abgebrochene Zähne aus und holte röchelnd Atem, wich dabei noch weiter zurück. Ich folgte
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