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Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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hinüber, wo ein anderer sich nun erhob und näher trat. Auch er hatte die buschigen Brauen und tiefliegenden Augen der Hautevilles. Doch damit endete die Ähnlichkeit. Drogo war untersetzt und stämmig. Das dunkelblonde Haar war schütter und zeigte erste Spuren von Grau. Neben seinen gutaussehenden Brüdern war er wohl der Hässlichste, besonders mit der langen Narbe über dem linken Auge. Als er sich auf Robert zubewegte, sah man, dass er hinkte.
    »Willkommen in Melfi«, sagte er und umarmte Robert kurz. Sein Lächeln war nicht unfreundlich, aber es fehlte an jener Herzlichkeit, die man bei einem solchen Wiedersehen erwartet hätte. Vielleicht waren es aber nur die zwölf Jahre Trennung, die sie entfremdet hatten. »Ich bin erstaunt, dich zu sehen, Robert. Was zum Teufel willst du hier?«
    Der grinste. »Meinen Anteil am Gold von Apulien.« Er zupfte bedeutungsvoll an Drogos goldbesticktem Seidenwams. »Oder wollt ihr alles für euch allein behalten?«
    Für einen Augenblick flog Unmut über Drogos Gesicht, aber dann lachte er und wandte sich an die Männer im Raum. Es mussten einige der anderen Normannenführer sein. Jedenfalls waren auch sie gut gekleidet, trugen feine Waffen und strahlten Selbstsicherheit und Autorität aus.
    »Mein Bruder Robert«, sagte Drogo und klopfte ihm dabei auf die Schulter.
    »Noch einer aus eurer Brut«, stöhnte ein magerer Kerl mit langen Beinen und einer tiefen Stimme. »Das ist ja nicht auszuhalten. Wie viele gibt es denn noch?«
    Es folgte gutmütiges Gelächter. Doch einige Gesichter blieben verkniffen bei der Bemerkung, starrten Robert fast feindselig an. Auch Drogo musste es bemerkt haben, denn er reckte sich zu voller Höhe auf und blickte herausfordernd in die Runde. Auch wenn er nicht der größte und bestaussehende der Hautevilles war, Respekt forderte er einem allemal ab.
    Dann richtete er seine scharfen Schweinsäuglein auf Fulko und Rainulf und ließ sie sich vorstellen. Zuletzt deutete er fragend auf mich.
    »Das ist Gilbert«, sagte Robert.
    »Gilbert?« Drogo runzelte verständnislos die Stirn.
    »Der Junge, den sie damals von einem Raubzug mitgebracht haben«, half Onfroi aus. »Erinnerst du dich nicht?«
    Drogo nickte, als ob es ihm dämmerte. »Dessen Alten ihr nie gefunden habt.«
    »Genau der«, erwiderte Robert und fügte hinzu: »Jetzt ist er mein Knappe.«
    Ich dachte, ich höre nicht recht. Seit wann war ich denn sein Knappe? Bevor ich mich von meinem Erstaunen erholen konnte, hatte Onfroi mich schon zur Tafel geschoben und bedeutete mir, mich neben ihn zu setzen. Auch die anderen nahmen Platz, Rainulf und Fulko weiter hinten an der Tafel. Eine hübsche, dunkeläugige Magd erschien an meiner Seite, lächelte mir zu und schenkte mir einen Becher Wein ein.
    »Wie ist es so zu Hause?«, fragte Onfroi. »Wie geht es Mutter?«
    »Es geht ihr gut«, antwortete ich schüchtern. Dass ich plötzlich in dieser Runde mächtiger Männer saß, hatte mir fast die Sprache verschlagen. »Sie wird ein bisschen wunderlich, glaube ich. Weil sie euch vermisst.«
    Onfroi stürzte einen vollen Becher hinunter. »Bei Odin. Das tu ich auch«, brummte er. »Später erzählst du mir mehr, verstanden?«
    »Das ist ja eine einzige Baustelle hier«, hörte ich Robert sagen.
    Drogo nahm einen Schluck aus seinem Becher, bevor er antwortete. »Melfi liegt gut. Im Niemandsland, wenn du willst. Zwischen Salerno und Apulien. Gut zu verteidigen, sollten die Byzantiner sich mal bis hierher verirren.« Er lachte, als sei das kaum zu erwarten. »Ich habe beschlossen, den Ort auszubauen und zu befestigen. Wie unsere Burgen daheim.«
    »Aber mitten im Winter?«
    »Beste Zeit dafür. Hier wird es nie so kalt, dass der Boden gefriert. Außerdem, um die Jahreszeit haben die Bauern nichts zu tun. Statt ihre Weiber zu vögeln, können sie auch arbeiten.« Plötzlich wurde er ernst. »Unser Bruder Williame ist leider …«
    Robert unterbrach ihn. »Man hat es mir berichtet.«
    »Wer?«
    »Pandulf.«
    »Du warst in Capua?«
    »Er hat mir alles erzählt, von deiner Wahl und dem Titel, den der Kaiser dir verliehen hat. Ist es denn wahr?«
    Drogo nickte selbstgefällig. »Nicht schlecht für ein paar Rotznasen aus der Normandie, was?« Er klopfte sich behäbig auf den Bauch. Gold blitzte an seinen Fingern.
    »Pandulf sagt, Prinz Guaimar sei am Ende und wir sollen lieber ihm huldigen.«
    »Pandulf!« Drogo machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ein Mann von gestern. Der Kerl will sich nur wichtigtun. Den

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