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Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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des anderen Geschlechts.
    »Hör bloß auf«, stöhnte Ragnar. »Hab doch glatt vergessen, wie ein Weib sich anfühlt.«
    Die anderen lachten, und Hamo rief anzügliche Bemerkungen zu uns herauf, denn Gerlaine und ich hatten es uns auf dem Heuboden eingerichtet. Eigentlich sollte ich in der Burg in Roberts Nähe schlafen, aber am Abend hatte ich mich davongeschlichen, um bei Gerlaine zu sein.
    »Darf man dich mal stören, edler Knappe?«, schallte es von unten herauf. Alles kicherte.
    »Was willst du, Hamo?«, rief ich.
    »Mich drückt die verdammte Pritsche. Wirf mir mal ein Bündel Stroh herunter.«
    Ich tat ihm den Gefallen. »Und jetzt lösch das Licht und lass uns in Ruhe.«
    »Aber natürlich. Wünsche, gut zu ruhen, Hochwürden«, spottete er. »Und vor allem tu nichts, was wir nicht auch gern tun würden.«
    Auf diese Weise lästerten sie noch eine Weile. Es waren nur gutmütige Scherze und wir daran gewöhnt. Und doch wurmte es mich. Hier lag ich auf einer Zeltplane über duftendem Heu mit dem schönsten Mädel der Welt neben mir, spürte ihren süßen Atem auf der Wange, ihren Arm um mich geschlungen und die weichen Brüste so verführerisch in meine Seite gepresst, dass einem ganz anders wurde. Aber nichts geschah zwischen uns. Drei Monate Wanderschaft und immer noch nichts.
    Unterwegs waren wir abends so hundemüde gewesen, dass wir sofort eingeschlafen waren. Aber nun lungerten wir seit Tagen untätig in Melfi herum. Ich war ausgeruht und hungrig nach Liebe wie ein junger Wolf. Kein Wunder, dass ich nicht schlafen konnte. Ich lauschte den Schnarchlauten, die von unten heraufdrangen, den fernen Rufen eines Käuzchens. Einmal waren es Katzen, die sich vergnügten, ausgerechnet auf dem Dach genau über uns. Verdammt noch mal, alle Welt trieb es, nur wir nicht.
    Aber auch Gerlaine war unruhig in dieser Nacht. Sie drehte und wendete sich, ich hörte sie seufzen. Und plötzlich spürte ich ihren Mund auf dem meinen. Sie küsste mich, wie sie mich noch nie geküsst hatte, saugte sich förmlich fest an meinen Lippen, drängte sich an mich und stöhnte auf, als meine Hand unter ihre Tunika schlüpfte und nackte Haut fand.
    Aber als ich begann, ihr die Kleider vom Leib zu reißen, erstarrte sie plötzlich. »Nein!«, keuchte sie. »Hör auf. Ich will das nicht.« Sie machte sich los und rückte ab.
    »Warum nicht?« Mir kamen fast die Tränen vor enttäuschter Begierde. »Nacht für Nacht liege ich neben dir und spüre deinen Leib an meiner Seite. Das bringt mich noch um den Verstand. Ist es, weil du noch Jungfrau bist?«
    Das Gleiche konnte ich von mir nicht behaupten. Eine von Fressendas Mägden hatte mich ein paarmal heimlich verführt.
    »Nein. Das ist es nicht.«
    »Ich liebe dich, Gerlaine, verflucht noch mal.«
    »Ich weiß.« Sie berührte meinen Arm. »Und es ist doch auch für mich schwer«, sagte sie leise.
    »Was hält dich dann zurück?« Ich war dagegen etwas laut geworden.
    Sie setzte sich auf. Im Dunkeln konnte ich nur schwach ihren Schatten erkennen.
    »Du meinst also, ich müsste unbedingt mit dir schlafen, was?«, erwiderte sie erregt. »Und was soll mir das bringen?«
    »Wie meinst du das?«
    »Du wirst mir ein Balg andrehen und dann verschwinden. Über alle Berge. Wie es meiner Mutter passiert ist.«
    »Aber sie hat deinen Vater doch geheiratet.«
    »Der ist nicht mein Vater. Den alten Griesgram hat sie nur genommen, weil kein anderer sie wollte. Mit einem Kind im Bauch, verstehst du? Und geschlagen hat er sie auch.«
    »Aber ich heirate dich. Gleich morgen früh, wenn du willst.«
    Plötzlich dröhnte eine ärgerliche Stimme von unten herauf, ich glaube, es war Ragnar. »Nun lass ihn doch endlich an deine Honigpforte ran, Mädel, damit Ruhe ist und ein Mann schlafen kann. Ist ja nicht zum Aushalten, verdammt noch mal!«
    Erschrocken verstummten wir einen Augenblick.
    »Was geht es dich an, Ragnar, wen ich an was ranlasse«, rief Gerlaine aufgebracht. »Dich jedenfalls bestimmt nicht.«
    Von unten hörten wir ein Kichern. »Da hast du’s«, hörten wir Hamo lästern. »Unsere Gerlaine ist wählerisch.«
    Eine Weile blieben wir still.
    »Lass uns heiraten«, bedrängte ich sie aufs Neue und versuchte, sie an mich zu ziehen. »Ich sorge für dich. Ich schwör’s.«
    »Du willst für mich sorgen?«, zischte sie zurück. »Du hast doch nichts. Bist nur ein Pferdeknecht.«
    »Knappe!«
    »Na wenn schon! Kannst du damit eine Frau ernähren?«
    »Warum bist du dann mit mir gekommen?«
    »Weil ich

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