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Das Schwert des Ostens: Krimi (German Edition)

Das Schwert des Ostens: Krimi (German Edition)

Titel: Das Schwert des Ostens: Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Rebhandl
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Teppich, die Mädels der Strizzis und die Strizzis selbst. Die Schaufenster des Pornhouse waren nicht geputzt, und vor allem war die Türe nicht geöffnet, und Willi das Schwein war nirgendwo zu sehen. Er saß nicht hinter der Kassa und kam auch nicht nach vorne, um uns alle zu begrüßen.
    Ich drosch ein paarmal kräftig gegen die Tür, dann noch einmal – aber es tat sich nichts. Dabei hatte uns Willi, der immer vorschriftsmäßig in rosa Hemden und weiße Sakkos gehüllt war und dazu gelbe Krawatten zur breiten Gürtelschnalle unter der immer größer werdenden Wampe trug, dabei hatte er uns doch hoch und heilig versprochen, dass es sein Swedish Pornhouse auch dann noch geben würde, wenn er ...
    Ja, wenn er was?
    Eigentlich wussten wir gar nichts von Dirty Willi, dachte ich jetzt. Aber so war das wohl bei allen, die man zwar Freunde nannte, aber immer nur abends im Pornokino traf. Man baute eine Fassade des Schweinepriesters auf, und niemand wusste, was hinter dieser Fassade steckte. Abgrundtiefe Depressionen vielleicht? Eine leichte Hinwendung zum gleichen Geschlecht? Vielleicht sogar zu Hund und Katz?
    Obwohl ich für Willi arbeitete, hatte ich keinen Schlüssel für das Kino, wozu auch? Willis Anwesenheit war bis heute in Stein gemeißelt gewesen, und dass die alte Schwingtür offen stand, wenn ich den Dienst antrat, war so sicher wie der Furz nach Tante Jolandas Bohnengulasch im Hard & Heavy.
    Während wir also blöd herumstanden, hatte ich das ungute Gefühl, dass uns vier Augenpaare beobachteten, mit dicken türkischen Augenbrauen darüber. Und wirklich! Diese verdammten Daltons starrten zu uns herüber, als wären wir die kompletten Freaks, nur weil wir uns Jack schleckt auf! anschauen wollten!
    Ich bat meine Jungs, ein paar Schritte zurückzutreten. Dann fuhr ich den Eisenfuß aus, und klack! Aber die Tür war ohnehin offen gewesen. Das konnte wiederum nichts anderes bedeuten, als dass Willi schon drinnen war.
    Wir gingen hinein und standen dann leicht bedeppert im Foyer herum, wo die ganzen schönen Plakate hingen, und keiner wusste so recht, was jetzt zu tun war. Plötzlich sagte Lemmy in die abgestandene Luft hinein: „Wir teilen uns, nicht wahr?“
    Als wären wir in einem verdammten James-Bond-Film oder so was!
    Schließlich tat ich ihm den Gefallen, und wir teilten uns auf. Ich ging voraus, und die aufgeregte Rasselbande ging hinter mir her, alle auf Samtpfoten, vorbei an der Kassa, vorbei am Vorführraum, vorbei an den Toiletten, hinauf in Richtung Willis Büro. Lemmy verstaute ich einstweilen auf dem Klo, wo er uns am wenigsten stören konnte.
    Das war die Teilung.
    Oben öffnete ich die Tür zu Willis Büro, und da lag er hinter seinem Schreibtisch in einer Lache aus Blut, übel zugerichtet im Gesicht. Ich sah, dass er noch schwach atmete, und kniete mich neben ihn. Ich hob ihn hoch und drückte ihn fest an mich, dann sagte ich: „Willi!“
    Mehr fiel mir gerade nicht ein, in der Stunde der Not fehlen einem immer die richtigen Worte. Daher wollte ich ihn an Kubelka übergeben, aber der kannte sich nur mit Irren aus. Also schrie ich nach Lemmy. So wie Willi gerade aussah, waren Lemmys Schmerztabletten sicher genau das Richtige für ihn. Er kam und machte sofort einen auf Gaby Dohm, als er seinen Bauchladen öffnete und Willi ein paar von seinen Pillen hineinschob, während ich nach einer Flasche zum Nachspülen griff, die auf Willis Schreibtisch stand – Wodka! Ich nahm einen kräftigen Schluck und reichte die Pulle an Lemmy weiter, der sie wiederum an Nejedlik weiterreichte, der sie an Kubelka abtrat. Willi selbst sollte davon vorerst besser nichts bekommen. Solange wir nicht sicher wussten, dass er keine inneren Verletzungen davongetragen hatte, wäre Wodka einfach zu gefährlich für ihn gewesen.
    Nachdem wir Willi erstversorgt hatten, nahm ich meine Schelle, wählte 144 und drückte auf Grün. Zwei Minuten später waren die Schwestern da, weitere zwei Minuten später lag Willi unten im Krankenwagen, und mit Blau ging es auf der anderen Seite des Gürtels hinauf in Richtung AKH .
    Als wir ihm nachwinkten, hatte ich noch immer das Gefühl, dass uns die türkischen Augen anstarrten, und wären sie Waschweiber gewesen, dann hätten sie sich vielleicht noch die Hand vor den Mund gehalten und schadenfroh über uns gelacht. Ich fragte mich: Was finden die verdammt noch mal so lustig an uns?
    Wir scharrten noch ein wenig mit den Füßen im Dreck, drehten Däumchen und dachten wehmütig darüber

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