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Das Schwert - Thriller

Das Schwert - Thriller

Titel: Das Schwert - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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durch die Handfläche, wie eure christlichen Maler es darstellen. Die Knochen der Hand sind zu schwach, sie könnten dein Gewicht nicht halten.Ebenso bei deinen Fußgelenken: die Nägel sitzen zwischen zwei starken Knochen.
    Des weiteren gibt es einen kleinen Sitzpflock an dem senkrechten Pfosten. Er soll dir ermöglichen, dich etwas abzustützen, und damit dein Leben verlängern, wie auch deine Qualen. Wenn du Glück hast, tritt der Tod innerhalb von Stunden ein. Aber für den Gläubigen gibt es so etwas wie ›Glück‹ nicht. Einzig Gottes Wille ist es, der zählt. Und heute ist es Gottes Wille, dass du leiden sollst.
    Dein Tod wird durch eine oder mehrere Ursachen eintreten. Erstens der durch die Nagelwunden hervorgerufene Schockzustand: Wenn du ein schwaches Herz hast, wird er dich töten. Austrocknung ist eine weitere Gefahr, aber wir werden Sorge tragen, sie zu verhindern. Im Lauf der Zeit werden deine Brustmuskeln schwächer und schwächer werden, und du erstickst allmählich.
    Sobald du oben am Kreuz hängst, wird das Gewicht deines Körpers dir nach und nach die Schultern und Ellenbogen ausrenken. Wenn sie aus den Gelenken springen, zerreißen Sehnen, und dir wird es umso schwerer fallen, die Brust zu heben und zu atmen. Durch die ausgebreiteten Arme wird der Brustkorb gedehnt, und du musst dich noch mehr anstrengen, deine Lungen mit Luft zu füllen.
    Aber das alles wirst du zu gegebener Zeit am eigenen Leib erfahren. Oder du wählst den gnädigen, schnellen Tod. Sag mir, wen du hier treffen wolltest und was du mitgebracht hast, um es ihm zu geben. Wenn es nicht ein Gegenstand war, dann waren es vielleicht Informationen über einen Gegenstand. Wo er ist, wer ihn hat, wie er dorthin gelangt ist. Versteht du mich? Hast du ein Schwert mitgebracht oder Informationen über ein Schwert? Du weißt, welches Schwert ich meine, nicht wahr? Hast du ein Schriftstück gesehen, einen Brief? Einen arabisch geschriebenen Brief? Einen sehr alten Brief. Weißt du, wo dasSchwert ist? Hat es Kairo verlassen? Haben deine Leute es an sich genommen oder ist es noch bei Goodrich?«
    John wusste, wovon die Rede war: Ein Schriftstück wie der erwähnte Brief war ihm nicht untergekommen, aber von einem Schwert hatte er gehört, und jemand hatte ihm von Goodrich erzählt. Goodrich hatte das Schwert nicht, da war man sich ziemlich sicher. Seine Leute waren überzeugt, dass al-Masri es gestohlen hatte, und nahmen an, dass es nach Afghanistan geschafft worden war, zu Bin Laden. Deshalb hatte man ihn nach Afghanistan geschickt, um das herauszufinden. Doch er schwor sich, wenn er nur lange genug standhaft bleiben konnte, Hadschi Achmad nichts zu verraten. Zu viel – alles – hing von dem Schwert ab, davon, ob es echt war oder nicht, ob man verhindern konnte, dass es in die falschen Hände geriet. Verglichen damit hatte sein Leben nicht mehr Bedeutung als das Leben der gelben Schnecke zu seinen Füßen.
    Er schwieg, also entkleideten sie ihn und trieben Nägel durch seine Füße, erst den rechten, dann den linken, und der Schmerz war furchtbarer als alles, was er je erlebt hatte. Und als sie seine Handgelenke an den Querbalken nagelten, flehte er schreiend um Gnade und machte sich nass und betete, dass der Tod ihn erlösen möge.
    Stunde um Stunde hing er so da, und immer fühlte es sich an, als wäre sein Körper im Begriff, in Stücke zu brechen. Es gab keinen Teil von ihm, der nicht schmerzte wie im innersten Kreis der Hölle, als wühlten glühende Zangen in seinem Fleisch, keinen Muskel, der nicht zerrissen war oder kurz davor, zu zerreißen. Die Anstrengung, sich auf den kleinen Sitz zu hieven, brachte der überdehnten Brust und der mühsam arbeitenden Lunge einige wenige Augenblicke Erleichterung, um den Preis unbeschreiblicher Schmerzen in Knöcheln und Füßen. Doch sobald die Kraft seiner Beine erlahmte und er wieder herunterrutschte, zahlte er mitdoppelter Marter in den Füßen und einem Gefühl, als füllte seine Brust sich mit flüssigem Talg.
    Er bemühte sich, an etwas zu denken, was ihn von der immer größer werdenden Qual ablenken konnte – sein Zuhause in Cambridge, seine Eltern, die seinerzeit vor Männern wie Mullah Achmad geflohen waren und sich in England ein neues Leben aufgebaut hatten, June, Mary, alte Freunde, Kollegen, aber keiner dieser Gedanken hatte mehr als ein oder zwei Sekunden Bestand. Er rief sich Musikstücke ins Gedächtnis, Lieder, die ihn bewegt hatten, Jerusalem singen in der Morgenandacht in der

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