Das Schwert - Thriller
sein Gesichtsfeld trat.
»Du bist sehr tapfer gewesen«, sagte sein Peiniger. »Aber wir befinden uns nun in der Phase der Entscheidung, und bald wird dein Mut über alles Erträgliche hinaus auf die Probe gestellt werden. Du wirst zerbrechen, dessen sei versichert. Doch je eher du mir sagst, was ich wissen will, desto eher beschenke ich dich mit einem schnellen und schmerzlosen Tod.«
Für John unsichtbar, hatten die Begleiter des Mullah, zu denen sich der Wächter gesellte, damit begonnen, aus dem mitgebrachten Holz etwas zu zimmern; die raschen, trockenen Hammerschläge tönten zwischen den steilen Hängen wie das Läuten einer gesprungenen Glocke.
Er redete beschwörend auf den Mullah ein.
»Begreifst du nicht, dass ich dir im Würgegriff der Schmerzen nur erzählen werde, was du hören willst, ob es wahr ist oder nicht? Ich bin kein Spion. Ich habe es dir tausendmal gesagt, und immer noch willst du mir nicht glauben. Ich bin Journalist. Ich arbeite für den Guardian . Kennst du diese Zeitung?«
»Ich habe sie früher gelesen.« Hadschi Achmad lächelte. »Ein ausgezeichnetes Blatt.«
»Und weshalb glaubst du mir dann nicht? Meine Papieresind in meiner Reisetasche, aber du behauptest, sie wären nicht echt. Du brauchst nichts weiter tun, als meinen Herausgeber anrufen, und er wird dir meine Angaben bestätigen.«
»Das würde ich gern tun. Aber wenn ich ein Telefongespräch mit London führe, meinst du nicht, dass man mich bald aufgespürt hätte? Das musst du wissen, wenn du sonst nichts weißt. Das ist dein Job, nicht wahr? Leute aufspüren.«
»Dann schick ein Telegramm, irgendwas.«
Hadschi Achmad lächelte.
»Das habe ich getan. Einer unserer Leute hat es in Kabul aufgegeben. Die Antwort kam von einem Mann namens Roland Anderson. Er hat bestätigt, dass es in der Tat bei der Washington Post einen Journalisten namens Mike Smith gibt. Unglücklicherweise ist dir damit nicht geholfen. Mr. Anderson, oder vielleicht eine von ihm beauftragte Sekretärin, hat einen verhängnisvollen Fehler begangen. Das Antworttelegramm wurde von einer Poststelle im Hauptquartier des britischen Geheimdienstes aufgegeben. Vauxhall Cross, wenn ich mich recht erinnere. Du wirst bestimmt wissen, um welche Poststelle es sich handelt. Nun, wenn du mich entschuldigst, ich glaube, meine Freunde sind mit ihren Vorbereitungen fertig. Ich werde dir jetzt die Fesseln abnehmen.«
Er fühlte, wie der Strick gelöst wurde, doch er rührte sich nicht, gelähmt von der Angst, sich umzudrehen und sehen zu müssen, was ihn erwartete, und dass man ihm keine Gelegenheit geben würde zu entkommen. Die Nachricht von dem Telegramm hatte ihn bis ins Mark erschüttert. Wie hatte dieser dumme, banale Fehler passieren können? Unfassbar, dass man so achtlos, gedankenlos seine Tarnung zerstört und sein Schicksal besiegelt hatte.
»Mike Smith, oder wie immer du in Wirklichkeit heißenmagst, ich habe diesen Ort zum Schauplatz deiner Hinrichtung bestimmt. Damit werden wir nun beginnen. Zuvor lass dich jedoch warnen, du wirst nicht schnell sterben. Der Tod, den ich für dich vorgesehen habe, wird außerordentlich qualvoll sein, in einem Maße, wie du es dir vielleicht nicht vorzustellen vermagst. Ich werde es dir sogleich erklären. Nun möchte ich dich bitten, dass du dich umdrehst.«
Er gehorchte, und sein Blick fiel auf ein riesiges Kreuz, zwei Meter hoch oder höher und anderthalb Meter breit, ein perverser Eindringling, Symbol einer fremden Religion und einer fremden Gottheit.
»Das ist Blasphemie«, sagte er. »Der Koran sagt eindeutig, dass Jesus nicht ermordet und auch nicht gekreuzigt wurde.«
»Doch er sagt ebenfalls, dass jemand an seiner statt das Martyrium erlitten hat. Es gab ein Kreuz, der Koran hat es nie geleugnet. Auch musst du wissen, dass im Römischen Reich die Kreuzigung eine durchaus gewöhnliche Hinrichtungsart gewesen ist.
Ich will dir erklären, was geschehen wird. Es ist wichtig, dass du genau weißt, was du erleiden wirst, solange du am Kreuz hängst.
Man wird dich hochheben und deine Arme am Querholm festbinden. Deine Füße werden an die Seiten des senkrechten Pfostens genagelt. Wenn das geschehen ist, treiben wir lange Nägel durch deine Handgelenke, zwischen diesen Knochen ...« Er zeigte fragend auf sein Handgelenk, im Ungewissen über den Fachausdruck. John nickte, er hatte Mühe, alles zu begreifen.
»Elle und Speiche«, sagte er.
»Vielen Dank. Ja, man schlägt die Nägel zwischen Elle und Speiche ein, nicht
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