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Das Science Fiction Jahr 2013 (German Edition)

Das Science Fiction Jahr 2013 (German Edition)

Titel: Das Science Fiction Jahr 2013 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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wortgewaltigen Abschlussgeschichte »Wachablösung« experimentiert Iwoleit dann und verzichtet völlig auf Charaktere, Dialoge, Konflikt und Moral. Das ist nicht jedermanns Sache, scheint aber dem Stoff angemessen: Ein namenloser Mensch wird in einer maschinellen Umgebung aufgezogen (ausgebrütet?), durchs Weltall geschossen und am Ende von einer Maschinerie, die ihn nicht mehr benötigt, zum Sterben buchstäblich fallengelassen. Starker Tobak, das. Und ein kraftvoller, wenn auch anstrengender Schlusspunkt für einen sehr abwechslungsreichen Erzählungsband, dem hoffentlich noch weitere folgen werden.
    Karsten Kruschel

HEIDRUN JÄNCHEN
    WILLKOMMEN AUF AURORA
    Erzählungen  ·  Wurdack Verlag, Nittendorf 2012   ·  317 Seiten  ·  € 14,95

    Nachdem Heidrun Jänchen wegen ihrer zahlreichen guten Science-Fiction-Erzählungen vielfach für diverse Genre-Preise vorgeschlagen wurde und 2008 tatsächlich (punktgleich mit Andreas Eschbach) den Kurd Laßwitz Preis und 2012 den Deutschen Science Fiction Preis bekam, erwartet man in ihrem ersten Erzählungsband (zuletzt erschien 2008 der Roman »Simon Goldsteins Geburtstagsparty«) natürlich ein Feuerwerk preisgekrönter und beinahe-preisgekrönter Texte.
    In Wahrheit sind es dann nur zwei aus der »Beinahe«-Kategorie, und überhaupt sind unter den siebzehn Geschichten sage und schreibe vierzehn Erstveröffentlichungen (und selbst die drei bereits erschienenen Texte dürften dem größten Teil der Leser unbekannt sein, denn sie erschienen vor acht Jahren in der Computerzeitschrift c’t , vor sechs Jahren im Jahrbuch des EDFC und irgendwann im Dresdner Fanzine TERRAsse , dessen Verbreitung eher überschaubar sein dürfte).
    Unter Marketing-Gesichtspunkten war es vielleicht eine gewagte Entscheidung, auf ausgezeichnete, nominierte und fast ausgezeichnete Geschichten zu verzichten, unter literarischen Gesichtspunkten jedoch eine durchaus lohnende. Denn der Band versammelt fast ausschließlich Geschichten, die verdammt nah dran sind an den ausgezeichneten.
    Eine der besten ist »Zweivierteltakt, e-Moll«, in der Heidrun Jänchen wieder einmal einem ihrer Lieblingsmuster nachgeht: Was könnte aus unserer Welt werden, wenn ein ganz bestimmter Trend so weitergeht und sich noch ein bisschen ins Extreme dreht? Also genau das, wofür die SF des Golden Age berühmt war, wobei Jänchen deutlich weniger technikverliebt vorgeht, als es damals üblich war. Sie extrapoliert vorzugsweise soziale Entwicklungen, treibt sie gern auf die Spitze, denkt sich ein paar Gemeinheiten dazu aus und schreibt dann eine Story, die gar nicht so wirkt, als wäre da was auf die Spitze getrieben. Stattdessen hält der Leser diese irrgewordene Welt in der Story für durchaus denkbar, taucht in sie ein und stellt am Ende fest, dass er seiner eigenen Wirklichkeit naheliegende Abgründe zutraut, an die er noch nie gedacht hat. Das sind die Geschichten, in denen Heidrun Jänchen am Lack unserer Welt kratzt.
    Im Fall von »Zweivierteltakt, e-Moll« ist es das ständige Streben des Staates, mit administrativen Eingriffen ins Privatleben (nicht nur das Ehegattensplitting gehört dazu, sondern auch diese asoziale Herdprämie) seine eigenen Ziele durchzusetzen. Zugespitzt so: Um endlich die dramatisch gesunkenen Geburtenraten wieder anzuheben, kriegen alle gebärfähigen Frauen einen »Karl« zugeteilt, also einen Kerl, der sie schwängern soll und nach einem Vierteljahr ausgewechselt wird, wenn’s mit dem Baby nicht klappt. Eine logische Überlegung – wenn der Samenspender oft genug ausgetauscht wird, muss ja irgendwann mal ein Baby entstehen. Und so haben sich die Frauen daran gewöhnt, alle drei Monate einen neuen Karl zu haben … den sie dann auch so nennen und niemals mit seinem richtigen Namen ansprechen. Es sei denn, so wie Jänchens Protagonistin es tut, sie verliebt sich in den Typen. Denn dann hat sie ein Problem. Deutsche Bürokratie kennt keine Ausnahmen, wo kämen wir denn da hin (man schiebt ja auch schon mal einen Jugendlichen in ein Land ab, das er noch nie gesehen hat, weil’s die Vorschriften hergeben). Also muss diese Frau etwas unternehmen, um »ihren« Karl zurückzukriegen.
    Heidrun Jänchen bleibt aber nicht bei der Schilderung des Dilemmas stehen und lässt auch generell ihre Geschichten selten dort enden, wo der Konflikt eigentlich zu Ende erzählt ist. Sie dreht gerne noch einmal an der Schraube und fügt ihrer Erzählung einen weiteren Schlenker hinzu, der die Sache auch in

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