Das Siegel der Macht
allein zur Felsenkirche hinaufpilgern.«
Verwirrt schaute der Abt von Monte Cassino dem ungewöhnlichen Reisezug nach und schüttelte den Kopf. Ein junges Paar, begleitet von mehr als vierzig Panzerreitern. Auf Pilgerfahrt von Rom nach Monte Cassino. Fünf Minuten nach der Ankunft war die ganze Gesellschaft wie vom Teufel gehetzt wieder davongaloppiert.
Alexius und Elana schenkten dem immer noch vor dem Klostertor stehenden Abt keinen Blick. Nur vorwärts preschen! Sie waren erneut zu spät gekommen. Am Morgen war der Kaiser nach Süden aufgebrochen.
»War noch eine andere Besuchergruppe hier?«, hatte Alexius den Abt ohne jede Erklärung gefragt.
»Nein, weshalb fragt Ihr?«
»Weil der Kaiser in Gefahr ist.«
»Jetzt, wo Ihr das sagt, kommt mir etwas in den Sinn«, überlegte der Klostervorsteher. »Lange nach der Komplet glaubte ich letzte Nacht Hufgetrampel zu hören. Aber niemand klopfte an die Klosterpforte. Wahrscheinlich habe ich mich getäuscht.«
Alexius verdrängte die Erinnerung an das beunruhigende Gespräch und konzentrierte sich auf den gewundenen Pfad. Vor ihnen tauchte ein Weiler auf. Der kaiserliche Missus hob die Hand und brachte sein Gefolge zum Stehen. »Wir müssen jetzt vorsichtig sein. Vielleicht sind Amizzo und seine Leute im nächsten Dorf«, mutmaßte er und wandte sich an den Befehlshaber der Panzerreiter. »Die Hälfte der Leute begibt sich zur Ortschaft! Einige Krieger sollen sich vorsichtig ins Zentrum schleichen. Wir anderen wollen hier am Kreuzweg warten.« Zu Elana sagte er sanft: »Steig ab, ruh dich einen Augenblick aus.« Alexius half ihr vom Pferd.
»Ich bin überhaupt nicht müde«, gab Elana zurück. »Komm, wir gehen ein Stück in die Höhe. Dort, gegenüber dem Kreuzweg, können wir sicher weit nach Süden schauen. Vielleicht entdecken wir den Reisezug des Kaisers.«
Besorgt sah Alexius den Kriegern nach. In wenigen Minuten würden die Männer aus dem Dorf zurück sein. Elana streckte die Hand nach ihm aus. Er gab nach. Einige Schritte und sie standen auf der Kuppe. Alexius hielt die Hand über die Augen, suchte nach dem gewundenen Pfad.
Der einstige Vulkankrater von Roccamonfina war dicht mit Oliven- und Feigenbäumen bewachsen. Weiter südlich sahen sie endlose Kastanienwälder und auf einzelnen Hügeln Festungen und kleine Weiler. In der Ferne eine Straße, die zum Meer führte. Kein einziger Reiter, nichts.
»Sie müssen wirklich im nächsten Dorf sein«, flüsterte Elana. Alexius drehte sich zu ihr um. Plötzlich sah er weit hinter ihr am gegenüberliegenden Berg die Reiter. Sie gingen zu Fuß und führten ihre Pferde am Zügel den Hang hinauf. Alexius ließ Elana stehen und sprang auf sein Pferd, schrie seinen Männern Befehle zu.
»Gerold, diese Leute kommen mit uns, drei warten hier am Kreuzweg, bis die Panzerreiter aus dem Dorf zurück sind.«
Wie vom Teufel getrieben, sprengten sie bergauf. Von der zweiten Wegbiegung aus sah Alexius ganz oben auf dem Felsen den einsam betenden Kaiser. Angstströme schnürten ihm die Brust zusammen. Trotzdem zwang der Missus sich zu klarem Denken. Er musste die fremden Reiter zählen. Nach der nächsten Kurve konnte er sie wieder sehen. Ein Krieger ging hinter dem anderen. Erleichtert atmete Alexius auf. Sie waren in der Minderzahl.
»Lasst Eure Pferde stehen«, wies er einige Gefolgsleute an. »Rennt Euch das Herz aus dem Leib! Umgeht den Pfad und bildet vor dem Kaiser einen Riegel!«
Die Männer stürmten davon, rissen sich an Ästen und dornigen Büschen die Hände auf. So schnell er konnte preschte Alexius mit Gerold den Pfad hinauf.
»Im Namen des Kaisers!«, rief er den kaum mehr drei Pferdelängen entfernten Päpstlichen zu. »Ergebt Euch kampflos.«
Unentschlossen schauten die Soldaten auf ihren Anführer. Amizzo nickte und winkte ab. Seine Leute traten zur Seite. Auch Gerold und die bei ihm stehenden Kaiserlichen rührten sich nicht.
Überraschend schnell zog Amizzo das Schwert aus der Scheide und stürzte sich auf Alexius.
Der Kaiserbote hatte in Reims und auf der Olseck gelernt, seine Gegner richtig einzuschätzen. Dieser war außerordentlich kräftig gebaut, aber etwas kleiner als Alexius. Ich muss ihn zwischen die Bäume drängen, durchfuhr es ihn. Wenn Amizzo nicht ausholen kann, kommt seine Kraft nicht zum Zug.
Bevor der schwarzhaarige Römer zuschlagen konnte, duckte Alexius sich und sprang zur Seite. Amizzo hätte fast das Gleichgewicht verloren. Stolpernd fing er sich und wollte erneut über
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