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Das silberne Dreieck

Das silberne Dreieck

Titel: Das silberne Dreieck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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daß Cornelius lieber Leonoras Erbteil herausrücken würde, als den Brunnen zu durchsuchen.«
    »Merkwürdig, sehr merkwürdig«, sagte Manfred trocken, »aber das merkwürdigste bei der ganzen Sache ist doch Jones' richtiger Name.«
    »Was willst du damit sagen? Wie heißt er denn?«
    »Drake«, entgegnete Manfred. »Scotland Yard hat es uns vor einer halben Stunde telefonisch mitgeteilt!«

12 - Konnor, der Engländer
    Die ›Drei Gerechten‹ saßen länger beim Dinner als gewöhnlich. Poiccart war ganz wider seine Gewohnheit redselig und gab sich, wie er wirklich war.
    »Die Wahrheit, mein lieber George, ist« - er wandte sich Manfred zu, »daß wir uns selbst etwas vormachen. Es gibt immer noch genug Vergehen, für die das Gesetzbuch keine Strafe vorgesehen hat, für die aber als einzige und logische Strafe - nur der Tod in Betracht kommen kann. Hier und da tun wir Gutes - das will ich zugeben ... Hier und da strafen wir - auch zugegeben, aber könnte nicht jedes gute Detektivbüro dasselbe leisten?«
    »Poiccart hat immer eine Vorliebe für Gesetzwidrigkeiten«, murmelte Leon Gonsalez; »wir müssen auf ihn aufpassen - seine Augen haben solch einen mörderischen Ausdruck!«
    Poiccart lächelte gutgelaunt.
    »Und ihr wißt ganz genau, daß ich recht habe. Mir allein sind drei Männer bekannt, von denen jeder einzelne mehr als den Tod verdient hat. Sie haben ganze Familien unglücklich gemacht, Leben zerstört und haben doch nie das Gesetz verletzt. Nach meiner Ansicht ist bei solchen Menschen ...«
    Sie ließen ihn reden und reden. Vor den Augen Manfreds tauchte das Bild Merrells auf, des ›Vierten‹ der ›Vier Gerechten‹, des Mannes, der in Bordeaux sterben mußte und im Sterben erreicht hatte, was er sich vorgenommen. Eines Tages wird auch die Geschichte Merrells, des vierten Gerechten, erzählt werden. Manfred erinnerte sich der warmen, stillen Nacht, als Poiccart seine Ansichten in gleicher Weise geäußert hatte. Damals waren sie jünger, begeisterter und eifriger gewesen, der Gerechtigkeit zum Sieg zu verhelfen; schneller, viel schneller bereit, rücksichtslos zu strafen.
    »Wir sind ehrbare Bürger«, Leon stand auf, »und du, mein Freund, versuchst, uns zu verführen. Ich, für meine Person, weigere mich ganz entschieden, meinen guten Charakter verderben zu lassen.«
    Poiccart blickte ihn unter seinen schweren Augenlidern hervor fragend an.
    »Wer wird wohl der erste sein, der in den alten - Fehler zurückfällt?«
    Leon antwortete nicht.
    Diese Unterhaltung fand einen Monat vor dem Auftauchen der kleinen Erkennungsmarke statt, die ein merkwürdiger Zufall in die Hände der ›Drei Gerechten‹ spielte. Poiccart hielt sich in Berlin auf - er war auf der Suche nach einem Mann, der seinen Namen mit Lefevre angegeben hatte. An einem schönen Nachmittag bummelte Poiccart durch Charlottenburg und sah in einem Antiquitätenladen zwei alttürkische Vasen, die ihm gefielen. Er kaufte sie und ließ die beiden blauen Vasen verpacken und an seine Adresse nach London schicken.
    Manfred war es, der das goldene Abzeichen fand. Von Zeit zu Zeit hatte er Anfälle, sich im Haushalt zu betätigen, und so machte er sich eines Tages daran, die beiden Vasen zu reinigen.
    Beide waren mit Holzwolle und altem Papier, meistens türkischen Zeitungen, angefüllt, und es machte ihm viel Mühe, mit Hilfe eines langen Drahthakens den Inhalt aus den enghalsigen Vasen herauszufischen. Er war beinahe mit seiner Arbeit zu Ende, als er ein leises metallisches Klirren hörte. Er drehte die Vase herum, schüttelte tüchtig, und ein goldenes Armband fiel auf den Tisch. An der Kette hing ein ovales Täfelchen aus Gold, das auf beiden Seiten mit türkischen Schriftzeichen bedeckt war.
    Zufälligerweise war Mr. Dorlan vom Evening Herald zugegen, als dieser interessante Fund gemacht wurde, und Mr. Dorlan ist ja, wie allgemein bekannt, einer der tüchtigsten Journalisten in der Fleet Street. Er ist ein ›junger‹ Mann in der Mitte der Vierzigerjahre und sieht aus wie Mitte Zwanzig. Man sieht ihn in allen Premieren, läuft ihm bei wichtigen Konferenzen und Sitzungen in den Weg, begegnet ihm bei Enthüllungen von Kriegsdenkmälern - kurz, man findet ihn überall. Während des Krieges stand er als Offizier bei der Artillerie. Ab und zu ließ er sich bei den ›Drei Gerechten‹ sehen, blieb häufig zum Dinner und schwatzte gern über ›die guten alten Zeiten‹. Noch niemals aber hatte er die oft sehr interessanten Unterhaltungen bei seinen

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