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Das singende Kind

Das singende Kind

Titel: Das singende Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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nahm den Wecker mit unter die Decke. Wollte die Zeit vergessen und lauschte dem Ticken der Bombe.
    Gegen zwei Uhr stand er wieder auf. Ging an das Telefon und läutete noch einmal hinein in das Zimmer von Jos. Und dann, nach dem zehnten Mal, nahm Jos ab und leugnete. Leugnete natürlich. Ist Trudi bei dir? Hol mir Trudi ans Telefon. Jos legte auf.
    Hinfahren und sie herausholen. Georg sah nach, ob das Geld für ein Taxi reichte. Er hatte nicht die Zeit, Stunden zu Fuß unterwegs zu sein. Einmal quer durch die Stadt.
    Georg schmiß das Portemonnaie auf den Tisch, ohne es wieder geschlossen zu haben. Die paar Münzen, die drin gewesen waren, knallten hart auf das Holz. Georg fegte sie vom Tisch. Auch die Fotokartons. Das Papier. Den Locher. Die Stifte. Die Schreibmaschine, die vom Stuhl abgefangen wurde. Er ließ sogar das Singende Kind hinunterfallen.
    Die Lampe ließ er stehen, die leere Fläche der schwarzen Eiche zu beleuchten. Georg strich über den Tisch. Strich zärtlich darüber und träumte davon, Jos aufzubahren.
    Trudi hatte zwischen den Menschen gestanden, die sich in den Armen lagen und Glück wünschten, und an Hanni Lafleur gedacht. Den Margeritenkranz auf ihren grauen Locken gesehen. Den Vater vor Augen gehabt, der die Mutter nicht losließ. Trudi vergaß völlig, zu fallen.
    Cilly Weil stieß sie die Stufen hinunter, ehe der Fotograf alle zu dem großen Bild gruppieren konnte, und der Trubel wurde noch größer, und die Weil zückte die Hände. Es schien alles gutgegangen zu sein. Sie bereiteten schon ihren Rückzug vor, als irgendwer irgendwen entlohnen wollte und alle anfingen, nach ihrem Geld zu suchen, und auf einmal hatte sich eine ältere Herrenhand um Cilly Weils Handgelenk gelegt. Sie entlarvt, bevor die Beweise in ihrer Schlangenledertasche gefunden wurden.
    Das Opfer sollte den Täter nicht zu gut kennen. Nicht bei diesen Delikten. Cilly Weil hatte zu viele Herren zu gut gekannt.
    Trudi hatte aus dem Fenster des Streifenwagens geschaut. Noch einmal auf die Frau im Brautkleid gesehen, unter dessen Satin sich ein kleiner Bauch abzeichnete, und einen Tritt von der Weil bekommen, die den Finger auf die Lippen legte, als Trudi sie anguckte.
    Trudi schwieg. Gab ihren Namen nicht her. Hoffte, daß er nebenan auch nicht genannt wurde. Doch Cilly Weil schien sich über Trudi auszuschweigen. Sonst hätten sie sicher von Trudi gelassen. Sie nicht in eine Zelle geführt. Es fing schon an, dunkel zu werden.
    Die Straßkette und den Schlüssel hatten sie bei ihr gefunden und das Portemonnaie, in dem ein bißchen Geld und das Ticket für die U-Bahn waren. Keine Spur, die zu Georg geführt hätte.
    Trudi hatte um die Kette gebeten und sie nicht bekommen. Obwohl keiner sie für Diebesgut hielt. Die Straßkette gegen ihre Personalien. Trudis Schwachstelle war erkannt.
    Doch Trudi schwieg weiter. Hatte Angst, daß Georg alles erfuhr. Schreckliche Angst, ihn zu beschämen. Die letzte Ordnung zerstört zu haben. Trudi setzte sich auf die Decke, die zusammengefaltet auf der Liege lag, und war erst gegen zwei Uhr nachts so weit, ihren Namen für die Kette zu geben, und durfte gehen.
    Georg hörte Trudi nicht kommen. Er war zu sehr damit beschäftigt, ihren Schrank zu zerschlagen. Tat es schwerfällig. Als lege sich etwas auf seine Hände, daß ihn von dem Wahnsinn abhalten wollte. Doch Georg schlug den Hammer weiter in das Kiefernholz der Türen. Hatte ihnen schon große Risse zugefügt, in die er griff, um das geborstene Holz in Stücken herauszuziehen.
    Trudi stand schon in der Tür. Sagte nichts. Hatte nur ihre Hände geballt, und in einer Hand blinkte die Straßkette.
    Georg sah Trudi erst, als er wieder ausholen wollte. Er guckte auf den Wecker, den er neben sich gestellt hatte. Halb vier Uhr morgens. Jos hatte sich Zeit gelassen, Trudi abzuliefern. Er legte den Hammer hin. Aus Angst, mehr zu zerschlagen als Holz. »Warum bist du nicht gleich dageblieben«, sagte er.
    »Woher weißt du es?« fragte Trudi. Sie hatten ihr Wort also gebrochen. Georg angerufen. Als sie auf dem Weg nach Hause war.
    »Ich habe dich atmen hören. Du hast neben Jos gestanden. Am Telefon«, sagte Georg, »Und dann habt ihr wahrscheinlich gelacht.«
    »Ich war nicht bei Jos.« Trudi fing an, die Wahrheit für weniger schlimm zu halten. »Ich habe gestohlen und bin festgenommen worden.«
    Georg schüttelte den Kopf. »Was hast du gestohlen? Babywäsche? Ein Pfund Tatar? Dafür halten sie dich nicht fest.«
    »Ich habe eine

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