Das Skript
sie ist. Ich glaube, sie hat gerade mit dem Studium angefangen, BWL oder so. Ich habe in der HAT gelesen, dass sie vermisst wird.«
»Und Sie, Herr Schäfer, kennen
Sie
Heike Kleenkamp?«, wandte sie sich an Ninas Freund.
»Nein«, antwortete er ohne Zögern. »Ich hab schon mal von ihr gehört, aber ich kenne sie nicht.«
»Ich kenne Sie auch nicht, da bin ich sicher«, sagte Nina Hartmann und zog damit Matthiessens Aufmerksamkeit wieder auf sich. »Ich studiere deutsche Sprache und Literatur und schreibe hier und da schon mal einen Artikel als freie Mitarbeiterin für die HAT . Nach dem Studium möchte ich dort ein Volontariat beginnen. Ich weiß zwar, dass der Verleger Kleenkamp heißt, aber dass er eine Tochter hat, wusste ich nicht. Ich verstehe auch nicht … was hat ihr Verschwinden mit dem Päckchen zu tun, das ich heute Morgen erhalten habe?«
»Tut mir leid, aber wir können zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht viel sagen. Wie mein Kollege schon erwähnte, befindet sich der Rahmen gerade im Labor. Wir müssen die Ergebnisse abwarten. Im Moment ziehen wir einfach alle Möglichkeiten in Betracht, auch, dass dieses Päckchen etwas mit dem Verschwinden der jungen Frau zu tun haben könnte. Aber wenn Sie Artikel für die Hamburger Aktuelle Tageszeitung schreiben, gibt es immerhin schon mal einen Berührungspunkt, auch wenn Sie der Meinung sind, Heike Kleenkamp nicht zu kennen.«
»Aber warum?« Es war wieder Ninas Freund, der die Frage gestellt hatte.
»Warum was?« Erdmann gingen die Zwischenfragen der beiden jungen Männer langsam auf die Nerven.
»Warum denken Sie, dass das Päckchen etwas mit dem Verschwinden zu tun haben könnte? Und warum ist dieses Ding im Labor? Wonach genau suchen Sie?«
»Fingerabdrücke zum Beispiel.«
»Fingerabdrücke? Bei den Biologen? Ich bin kein Kriminalist, aber ich dachte, Biologen beschäftigen sich eher mit Analysen? DNA und so was?«
»Da dachten Sie richtig. Wir lassen auch das Material analysieren, auf das dieser Romananfang geschrieben wurde.«
Dirk Schäfer stieß ein kurzes Lachen aus. »Ach ja, Nina glaubt ja tatsächlich, es könne sich um …«
»Dirk, bitte …« Nina sah ihren Freund fast flehend an, woraufhin er entschuldigend die Schultern hob und verstummte.
»Gab es neben diesem Päckchen etwas Außergewöhnliches in den letzten Tagen?«, wandte Matthiessen sich wieder an Nina. »Haben Sie jemanden kennengelernt, oder gab es vielleicht ungewöhnliche Anrufe?«
»Ungewöhnliche Anrufe? Was meinen Sie?«
»Die Frau Hauptkommissarin möchte wissen, ob der böse Mann dich angerufen hat, Nini«, meldete sich Zender wieder zu Wort. Mit einer übertriebenen Geste legte er die Handflächen auf die Wangen und riss die Augen auf. Nun sah er tatsächlich wie ein Irrer aus. »Der … Hautkrimischreiberverbrecher.«
Erdmann warf Matthiessen einen Blick zu und sah, dass sie über die Einlage Zenders ebenso irritiert war wie er. Er hoffte für den jungen Mann, dass sein seltsames Auftreten das Ergebnis des nachmittäglichen Bierkonsums war.
»Entschuldigen Sie«, sagte Zender, »aber ich finde es einfach nicht fair, dass Sie unserer Nini hier Fragen stellen, ohne ihr zu sagen, worum es überhaupt geht. Immerhin scheint es ja Gründe dafür zu geben, dass Sie denken, sie wäre vielleicht in diese Entführungsgeschichte verwickelt.«
»Wir haben Frau Hartmann gesagt, was wir sagen können, Herr Zender.« Matthiessens Stimme klang nun deutlich schärfer. »Wenn Sie sich allerdings weiterhin einmischen, werden wir unsere Unterhaltung mit ihr alleine im Präsidium fortsetzen.«
»Schon gut.« Er winkte ab und schüttelte in einer theatralischen Geste den Kopf. Im nächsten Moment überlegte er es sich jedoch offenbar anders, denn er beugte sich mit wichtiger Miene nach vorne und stützte die Unterarme auf der Tischplatte ab. »
Manus manum lavat.
Eine Hand wäscht die andere. Was halten Sie zur Abwechslung mal davon?« Er sah von Matthiessen zu Erdmann, dann zu Nina, die offensichtlich nicht wusste, was er meinte. Erdmann fragte sich, was dieser Schnösel da aufführte und vor allem, was er damit bezweckte. »Wenn Sie von Nini was wissen möchten, ist es ihr gutes Recht zu erfahren, worum es sich handelt. Sie müssen …«
»Chris«, unterbrach Nina Hartmann ihn nun selbst. Offenbar war ihr sein Auftritt peinlich. »Nun hör schon auf, ich kann für mich selbst sprechen.«
»Ich weiß, aber lass mich das noch zu Ende bringen.« Wieder wandte er sich an
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